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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Augenblick seine dunklen Augen nicht besonders leidenschaftlich. Nicht im mindesten arrogant, wußte Alexandre aber doch, wer und was er war – und besser noch, er wußte auch, daß Dekan James es wußte.
    »Ich kenne GUS Lorenz«, sagte Dekan James mit einem Lächeln. »Wir waren in Peter Bent Brigham zusammen Assistenten.« Längst von Harvard zu Brigham and Women's zusammengefaßt.
    »Brillanter Kerl«, stimmte Alexandre in seinem breitesten Kreolendialekt zu. Es war allgemein die Rede davon, daß Lorenz wegen seiner Arbeit über Lassa- und Q-Fieber Anwärter für den Nobelpreis war.
    »Und ein hervorragender Arzt.«
    »So, und warum wollen Sie dann nicht mit ihm in Atlanta zusammenarbeiten? Wie GUS mir sagt, hätte er Sie gern bei sich gehabt.«
    »Dekan James …«
    »Dave«, sagte der Dekan.
    »Alex«, erwiderte der Colonel. Das Zivilleben hatte doch was für sich.
    Den Dekan schätzte Alexandre auf drei Sterne ein. Vielleicht vier – Johns Hopkins genoß ein sehr hohes Ansehen. »Dave, ich habe fast mein ganzes Leben in einem verdammten Labor gearbeitet. Ich möchte wieder Patienten behandeln. Bei der CDC wäre es wieder genau dasselbe.
    So sehr ich GUS auch mag – wir haben 1987 zusammen in Brasilien gearbeitet und verstehen uns gut«, versicherte er dem Dekan. »Ich habe keine Lust mehr, bloß etwas unterm Mikroskop anzusehen oder Computerausdrucke.« Und aus dem gleichen Grund hatte er auch ein verdammt tolles Angebot von Pfizer Pharmaceuticals ausgeschlagen. Eines ihrer neuen Laboratorien. Infektionskrankheiten gewannen immer mehr an Bedeutung in der Medizin, und beide Männer hofften, daß es noch nicht zu spät war. Warum, zum Teufel, fragte sich James, war dieser Bursche nicht längst Offizier im Generalsrang? Höhere Politik vielleicht, dachte sich der Dekan. Die Army hatte dasselbe Problem, genau wie Hopkins. Doch deren Verlust …
    »Gestern abend habe ich mit GUS über Sie gesprochen.«
    »Ach?« Nicht, daß ihn das überrascht hätte. Auf dieser medizinischen Ebene kannte jeder jeden.
    »Er sagt, ich soll Sie auf der Stelle einstellen …«
    »Nett von ihm.« Alexandre gluckste.
    »… bevor Harry Tuttle von Yale Sie für sein Labor wegschnappt.«
    »Sie kennen Harry?« Jo, und jeder wußte, was der andere gerade unternahm.
    »Waren Studienkollegen hier«, erklärte der Dekan. »Beide haben wir Wendy den Hof gemacht. Er hat gewonnen. Wissen Sie, Alex, ich hab' Sie eigentlich nicht viel zu fragen.«
    »Ich hoffe, das ist ein gutes Zeichen.«
    »Ist es. Sie könnten bei uns als außerordentlicher Professor anfangen, unter Ralph Forster. Sie hätten viel im Laboratorium zu tun – hervorragendes Mitarbeiterteam. Ralph hat über die letzten zehn Jahre eine dufte Truppe zusammenbekommen. Doch wir haben auch damit begonnen, umfangreiche Verbindungen zu Kliniken herzustellen. Und Ralph wird allmählich ein bißchen alt für das viele Reisen, so können Sie damit rechnen, ein bißchen in der Welt herumzukommen. Sie werden auch für die klinische Seite verantwortlich sein, in, sagen wir, sechs Monaten.«
    Der pensionierte Colonel nickte gedankenvoll. »Ist mir nur recht. Ich muß erst ein paar Sachen wieder auffrischen. Zur Hölle, wann hört das Lernen je auf?«
    »Wenn Sie nicht aufpassen und versehentlich Verwaltungsbeamter werden.«
    »Yeah, also wissen Sie jetzt, warum ich den Ehren rock ausgezogen habe. Die wollten, daß ich ein Lazarett kommandiere, verstehen Sie, Papierkram und so. Verdammt noch mal, ich weiß, ich bin gut im Labor, okay? Bin sehr gut im Labor. Möchte mich aber ab und an auch mit Leuten beschäftigen – und lehren, gewiß, aber ich möchte eben gern Kranke behandeln und sie gesund wieder nach Hause schicken. In Chicago hat mir einst jemand gesagt, daß der Job eigentlich darin besteht.«
    Wenn das hier Schauspielerei war, dachte sich Dekan James, dann hatte der bei Olivier gelernt. Yale hatte nahezu denselben Posten zu bieten, aber dieser hier brächte Alexandre näher an Fort Detrick, und neunzig Flugminuten bis Atlanta, dicht an der Chesapeake Bay – im Lebenslauf hieß es, Alexandre ginge gern fischen. Nun, schließlich war er an den Bayous von Louisiana aufgewachsen. Und das bedeutete, daß Yale Pech hatte. Professor Harold Tuttle war genauso gut wie Ralph Forster, vielleicht sogar einen Hauch besser, doch in fünf Jahren etwa ging Ralph in den Ruhestand, und Alexandre hier sah aus wie ein Star.
    Mehr noch, Dekan James hatte die Aufgabe, künftige Stars zu

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