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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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ihnen erwartet wurde. Und somit wäre dieses Ereignis, so schrecklich es für Unzählige auch sein mochte, in der Welt der Politik auch nur eine Pflichtübung. Aber was konnte man tun? Die Toten waren tot, und all sein Schmerz brachte sie nicht wieder zurück, und das Leben in seinem Land ging ebenso weiter wie anderswo.
    »Lassen Sie Scott Adler das durchgehen.« Jemand mußte festlegen, wieviel Zeit er sich für jeden der Besucher nehmen konnte.
    »Jawohl, Mr. President.«
    »Was für Reden werde ich zu halten haben?« fragte Jack.
    »Unsere Leute arbeiten bereits daran. Bis morgen nachmittag haben Sie vorläufige Entwürfe«, antwortete Mrs. Simmons.
    Präsident Ryan nickte und legte die Papiere beiseite. Als die Protokollchefin gegangen war, kam eine Sekretärin – wie diese Dame hieß, wußte er nicht – mit einem Stoß Telegramme herein, teils die, die er in der Kaserne nicht mehr geschafft hatte, und mit einem weiteren Blatt, dem Terminplan für den Tag, der ohne seine Angaben oder Mitwirkung erstellt worden war. Er wollte schon zu murren anfangen, doch sie kam ihm zuvor.
    »Wir haben über zehntausend Telegramme und E-Mails erhalten – aus der Bevölkerung«, teilte sie ihm mit.
    »Und die besagen?«
    »Hauptsächlich, daß man für Sie betet.«
    »Ach.« Das war auch eine Art Überraschung – eine zurechtweisende.
    Ob Gott aber zuhörte?
    Jack fuhr damit fort, offizielle Botschaften zu lesen, und der erste Tag nahm seinen weiteren Lauf.
    *
    Das Land war im wesentlichen zum Stillstand gekommen, selbst während der neue Präsident sich bemühte, mit dem neuen Amt zu Rande zu kommen. Banken und Börsen waren geschlossen, Schulen und viele Geschäfte auch. Die Fernsehgesellschaften hatten ihre Hauptquartiere nach Washington verlegt, ein Machwerk, das Zusammenarbeit erforderte. Um das Capitol war eine Horde Kameras verteilt und verfolgte die Aufräumarbeiten, während Reporter unablässig redeten, aus Furcht, der Äther könnte zur Ruhe kommen. Gegen elf Uhr zog ein Kran das Heck der 747 aus den Trümmern; es kam auf einen Tieflader für den Abtransport zur Andrews Air Force Base. Dort sollten weitere – mangels besseren Begriffs sogenannte – ›Absturzermittlungen‹ erfolgen. Kameras verfolgten den gewundenen Weg des Fahrzeugs.
    Kurz danach wurden zwei Triebwerke geborgen und ebenso abtransportiert.
    Verschiedene ›Experten‹ trugen dazu bei, die Stille auszufüllen, indem sie darüber spekulierten, was geschehen war und wie. Das wurde erschwert durch den Mangel an Lecks – die, die ermittelten, waren zu sehr beschäftigt, um sich zitieren oder nicht zitieren zu lassen, und die Journalisten konnten es zwar nicht zugeben, aber ihre Hauptquelle war die Ruine vor vierunddreißig Kameras. Damit hatten die Experten wenig zu sagen. Augenzeugen wurden interviewt – erstaunlicherweise gab es kein Video vom Anflug. Die Hecknummer des Flugzeugs war bekannt – konnte ja kaum übersehen werden, so deutlich, wie sie aufgemalt war – und konnte von den Reportern gleich schnell überprüft werden, wie von den zuständigen Behörden. Umgehend wurde bestätigt, daß es eine Maschine der Japan Air Lines war, gleichzeitig der Tag, an dem sie die Montagehallen von Boeing bei Seattle verließ. Sprecher der Herstellerfirma mußten sich interviewen lassen, dabei wurde bekannt, daß eine 747-400 (PIP) ein Leergewicht von über zweihundert Tonnen besaß und diese Zahl bei voller Zuladung mit Treibstoff, Passagieren und Gepäck verdoppelt wurde. Ein Pilot von United Airlines, dem der Typ vertraut war, sagte den Kameras von zwei Fernsehgesellschaften, wie sich ein Pilot Washington nähern und den Todessturz ausführen konnte, während ein Kollege von Delta dasselbe für die anderen Kameras tat. In einigen unbedeutenden Details irrten beide.
    »Der Secret Service hat doch Flugabwehrraketen?« fragte ein Reporter.
    »Wenn ein Sattelschlepper mit hundert Stundenkilometern auf Sie zugerast kommt, und Sie schießen ihm einen Reifen vom Auflieger kaputt, bringt das den Laster auch nicht zum Stehen, oder?« erwiderte der Pilot. »Dreihundert Tonnen Flugzeug stoppen nicht einfach in der Luft, okay?«
    »Es gab also keine Möglichkeit, ihn aufzuhalten?« fragte der Moderator und verzog die Miene.
    »Nicht im geringsten.« Dem Piloten war klar, daß der Reporter dies nicht verstand, wußte aber nicht, wie er es ihm noch besser verdeutlichen könnte.
    Der Aufnahmeleiter im Kontrollraum an der Nebraska Avenue stellte auf eine

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