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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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drauf …
    »Welche?« fragte Ryan.
    »Das entscheiden Sie, Sir.«
    Das tat Ryan, indem er die dritte dieser Gruppen zweimal vorlas. Der General war in Begleitung von zwei Offizieren, einem Colonel und einem Major. Beide schrieben die Zahlenkombination auf, die er wählte, und wiederholten sie ihm noch zweimal. Jetzt war Präsident Ryan in der Lage, den Einsatz strategischer Atomwaffen auszulösen.
    »Wozu das?« fragte er. »Wir haben doch voriges Jahr die letzten ballistischen Raketen verschrottet.«
    »Mr. President, es gibt noch Cruise-Missiles, die mit W-80-Sprengköpfen bestückt werden können und B-61-Bomben für unsere Bomberflotte. Wir benötigen Ihre Ermächtigung, die Permissible Action Links – die PALs – in Kraft zu setzen, und zwar so zeitig wie möglich, für den Fall …«
    »… daß ich frühzeitig ausfalle«, vervollständigte Ryan den Satz.
    Du bist jetzt wirklich wichtig, Jack, flüsterte in ihm eine böse Stimme.
    Jetzt kannst du einen Nuklearangriff starten. »Ich hasse die gottverdammten Dinger. Seit eh und je.«
    »Es wird ja auch nicht erwartet, daß Sie sie mögen, Sir«, sagte der General verständnisvoll. »Noch etwas: Wie Sie wissen, steht die Hubschrauberstaffel VMH-1 der Marines ständig bereit, Sie hier augenblicklich rauszufliegen und an einen sicheren Ort zu bringen, und …«
    Während Ryan sich den Rest anhörte, überlegte er sich, ob er hier dasselbe tun sollte wie Jimmy Carter seinerzeit: Okay, sehen wir mal.
    Geben Sie durch, die sollen mich jetzt abholen. Der Präsidentenbefehl hatte eine Menge Marines blamiert. Aber er konnte das jetzt kaum tun.
    Herauskommen würde, Ryan leide an Verfolgungswahn, nicht, daß er mal feststellen wollte, ob das System auch wirklich so funktionierte, wie man behauptete. Außerdem würde VMH-1 heute bestimmt auf Zack sein, oder?
    Das vierte Mitglied des Einweisungsteams war ein Stabsunteroffizier der Army in Zivil, der eine ziemlich gewöhnlich aussehende Aktentasche – bekannt als ›der Football‹ – bei sich hatte. Darin war ein Ordner, der den Angriffsplan beinhaltete – tatsächlich einen ganzen Satz davon.
    »Lassen Sie sehen«, sagte Ryan. Der Stabs-Uffzi zögerte, schloß die Aktentasche auf und händigte den marineblauen Ordner aus, den Ryan durchblätterte.
    »Sir, wir haben ihn nicht geändert seit …«
    Der erste Abschnitt trug die Aufschrift ›Major Attack Option‹. Dazu gehörte eine Karte von Japan, darauf waren viele Städte mit verschiedenfarbigen Punkten markiert. Die Legende am Fuß des Blattes gab an, wie viele Megatonnen die einzelnen Farben bedeuteten; auf einer der nächsten Seiten war vermutlich die voraussichtliche Anzahl der Toten angegeben. Ryan öffnete die Ringe des Ordners und nahm den ganzen Teil heraus. »Diese Seiten werden verbrannt. Diese MAO ist sofort zu eliminieren.« Das bedeutete nur, daß sie im Pentagon in einer anderen Schublade für Kriegspläne verschwand, wie in Omaha auch. Völlig vernichtet wurden solche Dinge nie.
    »Sir, wir haben noch keine Bestätigung, daß die Japaner alle ihre Abschußrampen zerstört hätten, ebensowenig haben wir Bestätigung, daß sie ihre Waffen vernichtet hätten. Sehen Sie …«
    »General, das ist ein Befehl«, sagte Ryan ruhig. »Dazu bin ich befugt, wissen Sie.«
    Der Rücken des Mannes straffte sich zur Hab-acht-Stellung. »Jawohl, Mr. President!«
    Ryan blätterte den Rest des Ordners durch. Trotz seines vorherigen Jobs war das, was er fand, eine Enthüllung. Zu genaue Kenntnis der verfluchten Dinger hatte Jack stets vermieden. Er hatte nie damit gerechnet, daß sie mal angewandt würden. Nach dem Terroranschlag von Denver und dem Schrecken, der danach die Welt ergriffen hatte, hatten Politiker aller Kontinente und jeder Couleur gemeinsam über die Waffen unter ihrer Kontrolle nachgedacht. Selbst während des Krieges mit Japan, der eben erst zu Ende war, hatte Ryan gewußt, daß irgendwo ein Team von Experten einen Plan für einen nuklearen Vergeltungsschlag ausbrütete, hatte aber seine Bemühungen darauf konzentriert, ihn unnötig zu machen, und es war für den neuen Präsidenten eine Quelle des Stolzes, daß er niemals auch nur dran dachte, den Plan umzusetzen, den er jetzt in der linken Hand hielt. LONG RIFLE war der Deckname. Warum bekamen sie nur solche Namen, männlich und aufregend, als wären sie etwas, auf das man stolz sein könnte?
    »Was ist das hier? LIGHT SWITCH …?«
    »Mr. President«, gab der General zur Antwort, »das ist

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