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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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klein genug, um nur einen zentralen Kommandostand zu benötigen, und dort war Magruder, um sowohl sein Regiment zu befehligen, als auch die Befehlshaber Kuwaits zu beraten. Letztere waren stolz, aber auch nervös. Stolz waren sie auf die Fortschritte, die ihr kleines Land seit 1990 gemacht hatte. Auf den ersten Blick sahen ihre Streitkräfte jetzt aus wie eine sehr fähige motorisierte Armee. Nervös machte sie die deutliche zahlenmäßige Unterlegenheit und der Ausbildungsstand ihrer Reservisten, die das Gros ihrer Truppe ausmachten. Aber in einem Aspekt waren sie gut: dem Schießen. Die Lücken in ihren Reihen ergaben sich aus der Tatsache, daß zwanzig Panzer zum Ersatz der Geschützrohre in den Werkstätten waren. Dies erledigten zivile Vertragsunternehmer, während die Panzerbesatzungen in wachsender Ungeduld auf und ab gingen.
    Die Hubschrauber der 10. Cav streiften an den Landesgrenzen entlang. Mit ihrem Longbow-Radar schnüffelten sie tief in die UIR hinein nach Bewegung und fanden bislang nichts Besonderes. Die kuwaitische Luftwaffe hielt eine Flugwache von vier Abstandsjägern in der Luft, den Rest der Maschinen auf hoher Alarmstufe bereit. Auch wenn sie zahlenmäßig unterlegen waren, würde dies keine Wiederholung von 1990 werden. Am meisten beschäftigt waren die Baupioniere, die Schanzen für all die Panzer aushoben, damit sie bis auf den Geschützturm aus der Deckung heraus kämpfen konnten. Tarnnetze machten sie von der Luft aus unsichtbar.
    »Also, Colonel?« fragte der Oberbefehlshaber der Kuwaiter.
    »Kein Einwand zu Ihren Stellungen, General«, erwiderte Magruder und überblickte nochmals die Karte. Er ließ nicht alle Gefühle erkennen.
    Zwei, drei Wochen Intensivtraining hätte er begrüßt. Eine sehr leichte Übung hatte er laufen lassen, eine seiner Geschwader gegen ihre 1. Brigade. Die hatte er sehr schonend behandelt – jetzt war nicht die Zeit, ihr Selbstbewußtsein anzukratzen. Enthusiastisch waren sie und ihre Schießkünste bei rund siebzig Prozent auf der amerikanischen Skala, aber Manöverkrieg müßten sie noch kräftig büffeln. Nun, eine Armee aufzuziehen brauchte Zeit, die Ausbildung von Offizieren erst recht, und sie gaben ihr Bestes.
    »Hoheit, ich muß Ihnen für Ihre bisherige Kooperation danken«, sagte Ryan am Telefon. Auf der Wanduhr im Lagebesprechungsraum war es 2.10.
    »Jack, mit Glück werden die das hier sehen und stehenbleiben«, erwiderte Prinz Ali bin Sheik.
    »Ich wünschte, ich könnte dem zustimmen. Es ist Zeit, Ihnen etwas zu sagen, das Sie noch nicht wissen, Ali. Unser Botschafter wird Sie später am Tage voll informieren. Sie sollten erfahren, was Ihre Nachbarn so treiben. Es geht nicht nur um Öl.« Er fuhr etwa fünf Minuten lang fort.
    »Sie sind sich dessen sicher?«
    »Die hier gesammelten Beweise werden Sie binnen vier Stunden in Händen halten«, versprach Ryan. »Wir haben es bisher nicht einmal unseren Soldaten gesagt.«
    »Würden die solche Waffen auch gegen uns einsetzen?« Die natürliche Frage. Biologische Kriegsführung gab jedem Gänsehaut.
    »Das glauben wir nicht, Ali. Umweltbedingungen sprechen dagegen.« Auch das hatte man geprüft. Die Wettervorhersage für die kommende Woche war heiß, trocken und klar.
    »Wer solche Waffen einsetzt, Mr. President … Es ist ein Akt der schlimmsten Barbarei.«
    »Deshalb erwarten wir nicht, daß sie klein beigeben. Die können nicht …«
    »Nicht ›die‹, Mr. President. Ein Mann. Ein gottloser Mann. Wann sprechen Sie mit Ihrem Volk?«
    »Bald«, antwortete Ryan.
    »Bitte, Jack, dies ist nicht unsere Religion, nicht unser Glaube. Bitte sagen Sie das Ihrem Volk.«
    »Das weiß ich, Hoheit. Es geht nicht um Gott. Es geht um Macht. Wie immer. Ich habe leider noch anderes zu tun.«
    »Ich ebenfalls. Ich muß den König aufsuchen.«
    »Bitte richten Sie ihm meine Grüße aus. Wir stehen weiterhin zueinander, Ali.« Damit starb die Verbindung.
    »Weiter. Wo genau ist Adler im Moment?«
    »Er pendelt wieder nach Taiwan«, antwortete Rutledge. Jene Verhandlungen gingen weiter, obwohl der Zweck der Aktivitäten, die diese erst notwendig gemacht hatten, inzwischen recht klar war.
    »Okay, er hat auf der Maschine sicheres Kommunikationsgerät. Sie unterrichten ihn«, sagte er Rutledge. »Habe ich sonst noch was zu erledigen?«
    »Schlafen«, sagte ihm Admiral Jackson. »Überlaß uns die Nachtschicht, Jack.«
    »Dem Plan stimme ich zu.« Ryan stand auf – etwas wackelig vom Streß und vom Schlafmangel.

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