Befohlenes Dasein
Wasserstoff aus dem Nichts bildet. Innerhalb eines Kubikkilometers soll sich im Lauf von 500 000 Jahren ein einziges Wasserstoff-Atom entwickeln. Wenn wir die Größe des Weltalls und das Gewicht eines solchen Atoms auf Grund dieser Formel berechnen, so entstehen pro Sekunde immerhin gegen 100 Millionen Tonnen neuer Materie. Theoretisch wäre es dann möglich, daß das Weltall eines Tages – in Centillionen Jahren – restlos ausgefüllt wäre.“
„Ihre Berechnungen in Ehren, Kollege Gra-koh“, entgegnet Kan Kamana. „Mir gefällt nur die eine Voraussetzung nicht: daß nämlich das Wasserstoffatom aus dem Nichts entsteht. Es sei denn, dieses Nichts bestehe schon vorher aus elektronenartigen Stoffen, die wir noch nicht erforscht haben. Wo aber kommen dann diese Stoffe her? Es muß doch einmal ein Anfang gewesen sein!“
„Sie stehen wieder vor dem großen Tor, Kollege Kamana“, lächelt Professor Fellh. „Versuchen wir es mit Ihrer Maschine, von der wir schon wahre Wunderdinge gehört haben …“
Nach dem Essen begeben sie sich zu viert in den Keller. Schweigend stehen die fremden Gäste vor der Maschinerie, über die sämtliche Zeitungen der Galaxis in größter Aufmachung berichteten. Und es ist verzeihlich, daß sie sich trotz ihrer Gelehrsamkeit noch nichts darunter vorzustellen vermögen.
„Ich bin der Meinung, meine Freunde“, beginnt Kan Kamana, „daß wir uns für unsere Versuche einige Planeten heraussuchen, die wir kennen. Das wären der Kidor, der Da-lun und der Planet Terra. Der eine liegt im Raum Beta Centauri, der andere im Orion, der letzte im Gebiet der Sol. Nehmen wir zunächst den Da-lun. Das Aussehen des Da-lun ist Ihnen bekannt, meine Herren Kollegen?“
„Durchaus“, antwortet Professor Gra-koh. Und auch Fellh nickt beipflichtend.
„Wir wollen dann zunächst eine Landschaft auf dem Da-lun wählen, die sehr typisch ist“, fährt Kamana fort. „Wollen Sie mir einige Vorschläge machen, meine Herren?“
„Dann möchte ich das Mündungsdelta des Stromes Kannha vorschlagen. Der Strom durchbricht mehrere Kilometer vor der Mündung ein hohes Gebirge, an dessen Fuß die große Hafenstadt Be-is liegt. Man erzählt sich, daß diese Stadt in früheren Zeiten einmal bedeutend größer gewesen sei, man fand auch bei Ausgrabungen die Überreste alter Bauten.“
Professor Fellh hat diesen Vorschlag gemacht. Antonio Stia ist schon nach der großen Bibliothek unterwegs, um die genauen Daten des Planeten Da-lun zu beschaffen. Er notiert sich die Entfernung auf einem Notizblatt, dann stellt er diese Entfernung auf der Meßskala ein.
„In welchem Jahr der Vergangenheit wünschen Sie die Stelle zu sehen?“ fragt Stia.
„Sagen wir – im vergangenen Jahr?“ schlägt Fellh vor.
Kan Kamana überwacht schweigend die Handgriffe seines Mitarbeiters. Als die Einstellungen erfolgt sind, läßt er die Maschine rechnen. Das bekannte, surrende Geräusch entsteht – dann hat die Maschine die Entfernungszahl der Photonen errechnet. Kamana bedient die Handräder am Bildschirm. Zuerst erscheint der Planet als Kugel, frei im Raum schwebend. Kamana öffnet ein Okular, das sich neben dem seinen befindet.
„Bitte, Kollege Fellh, wollen Sie die Güte haben, mich an Hand des Bildschirmes geographisch einzuweisen?“
Fellh blickt ins Okular. Dort steht der Da-lun im unendlichen Raum, schon ziemlich nahe, denn Fellh kann genau die Konturen der Meere und Landmassen erkennen.
„Können wir etwas näher herangehen?“ fragt er Kamana.
„Aber natürlich, Kollege!“
Kamana schaltet an den Handrädern. Im Nu vergrößert sich das Bild.
„Etwas weiter nach rechts, bitte!“
Kamana tastet sich nach den Angaben Fellhs immer tiefer auf den Planeten herab. Zuletzt sieht er das Gebirge und den großen Strom, der ins Meer mündet, davor eine mittelgroße Hafenstadt. Noch sieht alles aus wie auf einer Reliefkarte.
„Das ist Be-is!“ ruft Professor Fellh erregt. „Kommen Sie, Kollege Gra-koh, sehen Sie sich es auch an!“
Auch Gra-koh bestätigt, daß man es mit dem Strom Kannha und der Stadt Be-is zu tun hat.
„Wir wollen es jetzt noch deutlicher sehen“, erklärt Kamana. „Ich gehe jetzt bis ganz dicht an die Stadt heran, jedoch so, daß man das Gebirge noch erkennen kann.“
Er bedient wieder seine Handräder. Er tut dies wie ein geschickter Fotograf, der die richtige Einstellung sucht. In kaum hundert Metern Höhe über der Stadt bleibt er stehen.
„Ist es so richtig?“ fragt Kamana.
„So
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