Befohlenes Dasein
gibt.“
„Können sich diese Menschen denn gegen die schrecklichen Bestien verteidigen, die uns immer wieder überfallen? Siehe, wir haben deshalb unsere Hütten aus festem Holz gebaut, damit wir dort Schutz suchen können, wenn der Warnruf unserer Späher erschallt.“
„So zeige uns deine Hütten, Freund, damit wir in der Ferne davon erzählen können, wie tapfer ihr seid und welche Gefahren ihr überstehen müßt.“
„Ich werde zunächst den Häuptling rufen, damit er euch den Trank des Willkommens reiche.“
Es ist nicht nötig, daß er ruft. Denn von den Hütten aus hat man bereits gesehen, mit wem sich der fischende Mann unterhält. Fellh und Gra-koh zählen wohl zwanzig Menschen, lauter Männer und Jünglinge, die sich mit allen möglichen Waffen versehen haben. Als sich Fellh und sein Begleiter der Gruppe nähern, öffnet sich der Kreis, in dessen Mitte ein weißbärtiger Alter sichtbar ist, der eine schwere Steinaxt in der Hand wiegt.
„Meine Augen sehen Männer“, sagt er mit tiefer Stimme, „die nicht zu unserem Dorf gehören. Sie tragen weibische Felle, nicht wie es tapferen Männern geziemt. Sie fürchten sich vor den wilden Tieren und der Kälte der Nacht. Sie tragen keine Waffen in der Hand, wie sie der Mann braucht, um sich zu verteidigen, sondern sie flehen um Freundschaft und Barmherzigkeit. Sie sind nicht würdig, sich unsere Freunde nennen zu dürfen.“
Er hat seinen Dorfgenossen aus der Seele gesprochen. Höhnisches Lachen der Männer schlägt Fellh und Gra-koh entgegen. Aus den Hütten erklingt Gekreisch – es sind Frauen, die es den Männern nachtun und die durch die Lücken der Baumverriegelungen ins Freie geblickt haben.
Fellh und Gra-koh sind zwei kultivierte Ästheten, denen nichts ferner liegt, als sich mit einer Horde bewaffneter Wilder herumzuschlagen. Aber die Worte, die der Alte sagte, wollen ihnen absolut nicht gefallen. Sie wissen, wer sie sind und was sie bei sich tragen, doch in ihrem Hirn klafft eine Lücke. Sie können nicht sagen, wie sie hierhergekommen sind. Sie wissen, daß sie unter dem Schutz der Regierung der Galaktischen Union stehen und daß es irgendwo auf diesem Planeten eine Gefahr für sie gibt. Für Beleidigungen, wie sie dieser Alte soeben aussprach, gibt es die ordentlichen Gerichte, die sie in Anspruch nehmen werden, wenn es diese Leute gar zu bunt treiben.
Fellh antwortet, und seine Stimme enthält einen versteckten Unterton der Schärfe.
„Ich habe dich nicht um deine Freundschaft gebeten, Alter!“ ruft er dem Häuptling zu. „Ob wir uns vor deinen lächerlichen wilden Tieren fürchten, müßte sich ja erst einmal zeigen. Wir verzichten darauf, uns mit euch zu unterhalten, und wir werden unseres Weges weiterziehen. Aber wir werden in der Welt dort draußen erzählen, was hier für unfreundliche und ungastliche Menschen wohnen.“
Die Männer blicken erwartungsvoll auf ihren Häuptling. Dieser hält die Steinaxt unternehmungslustig in der Hand.
„Deine Worte klingen übel, weibischer Fremdling!“ entgegnet er. „Anstatt um Gnade zu bitten, führst du Reden, die den Zorn meiner Männer erregen. So wisset denn, daß ich euch verbiete, weiterzureisen. Ihr werdet hierbleiben, um uns die niedrigsten Dienste zu tun.“
Während der Rede des Dorfältesten sind die Männer und Jünglinge näher gekommen und haben einen dichten Kreis um die beiden Forscher gebildet. Ein muskulöser Kerl ist auf Fellh zugetreten und will ihm die Kleider vom Leib reißen. Fellh antwortet mit einer heftigen Schulterbewegung, so daß sein Gegner einige Schritte zurücktaumelt. Gleichzeitig greift der Forscher nach seiner Strahlenwaffe, die er in einem Lederetui am Gürtel seiner Hose befestigt hat.
„Zurück!“ ruft Fellh. „Wer sich an uns vergreift, ist des Todes!“
Die Männer um ihn herum lassen ein höhnisches Gebrüll ertönen. Doch dieses Gebrüll wird übertönt durch ein anderes. Es ist ein fauchender Schrei, dem ein drohendes Rollen folgt. Die Männer horchen auf, dann brüllt einer:
„Ein Tiger! Rettet euch!“
In der nächsten Sekunde ist der Platz um die beiden Forscher leer. Und selbst der Häuptling, der soeben noch so mutgeschwellte Worte sprach, ist mit einigen kühnen Sätzen in seine Hütte gerannt. Nur die beiden Forscher stehen noch im Freien.
„Die Strahlenpistolen!“ ruft Fellh seinem Gefährten zu. Aber Gra-koh hat seine Waffe schon in der Hand.
Völlige Ruhe herrscht auf dem Platz vor den Hütten. Keiner der Hüttenbewohner
Weitere Kostenlose Bücher