Befreiung vom Schleier - wie ich mich von meinem türkischen Freund und aus der islamischen Parallelwelt lösen konnte
war ich nicht als Gast oder mit einem Beitrag über mich Teil einer Sendung, sondern Gefangen in Deutschland war meine eigene Sendung.
Die Idee zu diesem TV-Format war mir gekommen, nachdem immer mehr hilfesuchende Frauen sich an mich gewandt und dabei den Wunsch geäußert hatten, dass sie mit ihrer Geschichte auch gern an die Öffentlichkeit gehen würden, um so ebenfalls anderen Frauen Mut zu machen.
Nun begann also eine spannende Zeit, und ich pendelte für die Dreharbeiten zwischen Berlin und meinem Heimatort hin und her.
Die Frau, der ich helfen sollte, war mir von Anfang an sympathisch. Auch ihre Kinder schloss ich sofort in mein Herz. Insgesamt waren es sechs, die drei größeren Kinder waren Jungs im Alter von 14 bis 17 Jahren und leider schon ähnlich gewalttätig wie ihr Vater.
Die jüngeren Geschwister waren zwischen 8 und 13 Jahren alt. Der Jüngste war auch ein Junge, die anderen beiden waren Mädchen. Neben den regelmäßigen Gewaltattacken des Vaters ging es vor allem um die Mädchen.
Es handelte sich um eine bikulturelle Ehe. Der Mann stammte aus dem Kosovo und er hatte beschlossen, seine 13-jährige Tochter gemäß den Traditionen seiner Familie zu verheiraten.
Das war der Anlass, der die Mutter mobilisierte. Still hatte sie jahrelang die Demütigungen und Misshandlungen ihres Mannes ertragen. Sie wollte den Kindern den Vater nicht nehmen und ihnen die Familie erhalten. Nun aber, wo es um das Wohl und die Zukunft ihrer Tochter ging, war sie nicht mehr bereit, ihrem Mann blinden Gehorsam zu leisten. Sie wollte die Trennung um ihrer Kinder willen. Dabei wollte sie meine Hilfe, denn sie war sich sicher, dass ihr Mann sie niemals einfach gehen lassen würde.
Sie hatte sich wie viele andere Frauen auch per E-Mail an mich gewandt und mich um meine Hilfe gebeten. Für lange Vorgespräche reichte die Zeit nicht, da sie so schnell wie möglich ihren Mann verlassen wollte. Er hatte wieder einmal auf sie eingeprügelt und sie fürchtete sich sehr vor weiterer Gewalt. Die Anlässe waren nichtig. Die letzten Prügel hatte sie bekommen, weil sie fünf Euro aus der Haushaltskasse genommen und ihren Kindern davon einen Hamburger gekauft hatte.
Aus diesem Grund hatten wir für die Drehvorbereitungen nicht viel Zeit, aber dank des hervorragenden Teams gelang es uns sehr schnell, eine möblierte Wohnung zu organisieren, in der wir die Frau mit ihren drei jüngeren Kindern sicher unterbringen konnten. Die älteren Kinder mussten leider zurückgelassen werden, da sie zum einen voll hinter ihrem Vater standen und zum anderen, weil sie ebenfalls gewalttätig waren und die jüngeren Geschwister Angst vor ihnen hatten.
Schritt für Schritt begleitete ich die Familie in eine neue Zukunft, die Kamera war immer dabei.
Ich hatte gerade ein paar Tage drehfrei, als ein weiterer Traum von mir in Erfüllung ging.
Viele Jahre hatte ich versucht, Aysegül ausfindig zu machen. Aysegül war die Cousine und Schwägerin meines Exfreunds Mahmud. Wir Frauen hatten damals sehr viel Zeit miteinander verbracht und uns in unserem Elend gegenseitig gestützt, so gut wir konnten. Aysegül wurde von ihrem Mann ebenfalls arg misshandelt. Sie musste Mahmuds Bruder mit gerade mal 16 Jahren heiraten, weil die Familie das so beschlossen hatte. Für Aysegül, die in Deutschland aufgewachsen war und bis zu ihrer Verlobung ein relativ freies Leben geführt hatte, war dies eine Katastrophe.
Plötzlich durfte sie das Haus nur noch mit Erlaubnis verlassen, musste ein Kopftuch tragen und ihre geliebten Hosen gegen knöchellange Röcke tauschen. Schon in der Hochzeitsnacht bekam sie das wahre Gesicht des ihr verhassten Ehemannes zu spüren. Bereits an diesem Tag, der doch der schönste im Leben einer Frau sein sollte, schlug er sie das erste Mal brutal zusammen.
Nach kurzer Zeit schon war sie mit dem ersten Kind schwanger. Gott sei Dank wurde zu diesem Zeitpunkt eine Wohnung in der Nachbarschaft zu Mahmud und mir frei und so wurden Aysegül und ihr Mann Ogün unsere Nachbarn. Ich konnte sie zwar nicht vor den Schlägen ihres Mannes schützen, aber ich half ihr ansonsten, wo ich nur konnte. Ich kümmerte mich in der Schwangerschaft um Aysegül und traf mit ihr gemeinsam die ganzen Vorbereitungen für das Baby, denn Ogün zeigte kein sonderliches Interesse an seinem Kind. So war es eigentlich auch nicht verwunderlich, dass man mich mit der hochschwangeren Aysegül ins Krankenhaus schickte, als sich die Geburt ankündigte. Als die kleine
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