Befreiung vom Schleier - wie ich mich von meinem türkischen Freund und aus der islamischen Parallelwelt lösen konnte
zusammen war, nachts wach gelegen, weil ich vor Kummer nicht schlafen konnte. Das einzige Geräusch, das ich dann hörte, waren Mahmuds regelmäßige Atemzüge gewesen.
Natürlich machten mir diese Anrufe Angst. Wenn Mahmud wirklich meine Telefonnummer herausbekommen hatte, obwohl ich nicht im Telefonbuch stand, dürfte es für ihn auch nur eine Kleinigkeit sein, meine Adresse herauszufinden.
Umso erleichterter war ich, als mir Jochen sagte, dass wir nach unserer Hochzeit mit in das Haus seiner Mutter ziehen könnten. Sie besaß ein großes Anwesen und wir konnten das komplette Dachgeschoss für uns beanspruchen.
Voller Vorfreude machten wir uns daran, die Wohnung zu renovieren. Da wir ja beide arbeiteten, hatten wir aber nur am Abend und am Wochenende dafür Zeit. Meine Schwiegereltern in spe unterstützten uns dabei jedoch tatkräftig.
Durch die Doppelbelastung Arbeit und Wohnungsrenovierung traten die seltsamen Anrufe und meine damit verbundenen Ängste vor Mahmud etwas in den Hintergrund, und so war ich auf das, was kommen sollte, absolut nicht gefasst.
Ich war nach meiner Arbeit schnell nach Hause gefahren, um meine Kleidung zu wechseln und einen Kaffee zu trinken, bevor ich zu Jochens Eltern fahren wollte. Heute stand der Kauf eines neuen Badezimmers an und ich wollte mich mit ihnen und Jochen in einem Baucenter treffen.
In großer Eile stürmte ich aus der Haustür, und noch während ich in meiner Handtasche nach dem Autoschlüssel kramte, bemerkte ich aus den Augenwinkeln eine dunkle Gestalt, die vor meinem Wagen stand. Ohne richtig hinsehen zu müssen, wusste ich, dass Mahmud mich gefunden hatte. Noch bevor ich auf dem Absatz kehrtmachen konnte, war er bereits mit einem Satz bei mir und hatte mich am Arm gepackt.
Ich versuchte mich loszureißen, aber seine Hand hielt meinen Arm wie ein Schraubstock umklammert. Ich wollte um Hilfe schreien, doch aus meiner Kehle kam nur ein krächzender Laut. Mahmud griff mit seiner freien Hand nach meinem Gesicht und zwang mich, ihm direkt in die Augen zu sehen. »Ruhig«, zischte er mich an. »Verhalte dich ruhig. Ich will dir doch nichts tun. Ich möchte nur, dass du mir zuhörst«, raunte er.
»Ich will aber nicht«, gab ich keuchend zurück und versuchte mich abermals aus seinem Griff zu befreien. Innerlich betete ich, dass jetzt sofort jemand vorbeikommen möge. Schließlich wohnte ich zwar in einem kleinen Dorf, aber doch immerhin an der Hauptverkehrsstraße. Es musste doch irgendjemand mitbekommen, was hier passierte.
Mahmud hatte mich gerade mit dem Rücken gegen die Hauswand gedrängt, als Gott offensichtlich Erbarmen mit mir hatte, denn plötzlich ging die Haustür auf und die ältere Frau, die neben mir wohnte, trat auf die Straße. Trotz ihres fortgeschrittenen Alters schien sie die Situation sofort zu überblicken, denn ohne zu zögern, kam sie energischen Schrittes auf uns zu und begann dabei, heftig ihren Gehstock zu schwingen. Wäre die Situation nicht so ernst gewesen, hätte man ihr sogar eine gewisse Komik abgewinnen können.
»Was ist denn hier los?«, wetterte sie mit schnarrender Stimme. »Fassen Sie mal die junge Frau nicht so grob an! Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr das gefällt!«, herrschte sie Mahmud an und kam ihm dabei bedrohlich nah. Der machte ein völlig verdutztes Gesicht. »Häng dich da nicht rein, Oma. Das ist schlecht für deine Gesundheit«, versuchte er sie einzuschüchtern. Doch die alte Frau war hartnäckig. »Ich zeig dir gleich, was schlecht für die Gesundheit ist«, zeterte sie sofort zurück und ließ ihren Stock auf Mahmuds Schulter sausen.
Er war so überrascht, dass er mich losließ.
Sofort nutzte ich diese Gelegenheit und war mit zwei Sprüngen im Hausflur verschwunden. Wie ein gehetztes Tier sprintete ich in meine Wohnung und stürzte zum Telefon, um die Polizei anzurufen. In letzter Sekunde entschied ich mich aber anders und rief stattdessen meinen Bruder an. Erfahrungsgemäß würde es ewig dauern, bis die Beamten vor Ort wären. Sollte mein Bruder mit seinem LKW in der Nähe sein, würde das wesentlich schneller gehen. Kaum hatte ich ihn informiert, musste ich an meine arme Nachbarin denken. Hoffentlich hatte Mahmud ihr nichts angetan. In diesem Moment fühlte ich mich wie ein Feigling, ich hatte die alte Frau einfach ihrem Schicksal überlassen. So ein Verhalten war gar nicht meine Art, aber meine Angst vor Mahmud war so gewaltig, dass ich mich am liebsten in einem Erdloch verkrochen hätte.
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