Begegnungen (Das Kleeblatt)
stören, wenn Sie mich damit nur wach halten.“
„Können Sie Gedanken lesen?“
„Vielleicht.“ Er wandte ihr das Gesicht zu. „Wer kennt schon die Grenzen seiner Möglichkeiten?“
In der Tat hatten sie zwei Stunden später Oyembo erreicht. Peters fuhr durch den nachtschlafenden Ort und hielt außerhalb davon vor einer einzeln stehenden Hütte. Offenbar wurden sie bereits erwartet. Beate beobachtete, wie er leise mit zwei Männern sprach, die sich im Schutz einer Holzbaracke aufhielten. Sie konnte lediglich Satzfetzen vernehmen, bezweifelte allerdings, dass sie sich in einer Sprache unterhielten, die sie schon einmal gehört hatte.
Einer der Männer löste sich aus der Gruppe und öffnete die gut geölte Flügeltür, während der andere im Inneren der Hütte verschwand. Gleich darauf drang aus der Baracke das Licht eines Scheinwerfers auf den staubigen Weg. Gedämpftes Motorengeräusch war zu hören.
Peters trat mit dem zweiten Mann an den Landrover und Beate erkannte, dass auch er Europäer war. Behutsam hoben sie Adrian aus dem Wagen und trugen ihn zu dem kleinen Lieferwagen, wo sie ihn auf die Ladefläche betteten.
„Kommen Sie, Beate.“ Frithjof Peters reichte ihr die Hand und half ihr auszusteigen.
Ohne irgendwelche Fragen zu stellen, wie sie es gern getan hätte, kniete sie neben dem reglosen Mann ihrer Freundin, seinen Kopf in ihrem Schoß, um die Stöße des Lasters auf der Straße so gut es ging abzufangen. Es war eine kurze Fahrt, in der sie kein Wort wechselten. Nach einer halben Stunde bog der Lieferwagen auf eine Betonpiste ab.
„Sie vermuten richtig, Beate, das ist der Flugplatz. Von hier werden wir nach Samboua fliegen. Dann haben wir die Grenze passiert und das gefährlichste Stück liegt hinter uns.“
Hoffentlich, fügte er in Gedanken an, denn selbst wenn sie es bis Paris schaffen sollten, waren sie so lange nicht in Sicherheit, bis die Mörder der Journalisten Lubeniqi und Chasseur, die Entführer von Angel und Beate und die Drahtzieher all dieser Gewalttaten gefasst waren. Und daran änderte auch die Tatsache nichts, dass Alain und Alicia Katrin einen anderen Namen hatten annehmen müssen, ihr Haus einer Festung glich und sie obendrein unter permanenter Bewachung standen.
Mit gemischten Gefühlen musterte Beate den lediglich schwach beleuchteten Platz, der vor ihnen lag. Ein e Bretterbude war das einzige Gebäude, das sie entdecken konnte. Keine Hangars, keinen Tower, keine weiteren Fahrzeuge oder irgendwelches Personal.
„Flugplatz?“
Peters deutete mit einem müden Lächeln nach vorne. „Und schauen Sie, da wartet schon unser Düsen-Jet. Pünktlich auf die Minute.“
Voller Argwohn kniff Beate die Augen zusammen, trotzdem konnte sie nichts erkennen. Wahrscheinlich wäre es am besten, die Augen zu schließen und nicht eher wieder zu öffnen, bis sie eines Tages irgendwann in Paris gelandet waren. Sie konnte bloß hoffen, dass dieser Mann wirklich wusste, was er tat.
Erst, als sie sich auf dem Sitz der kleinen Propellermaschine angeschnallt hatte und sich der Vog el in die Luft erhob, wagte sie wieder zu atmen. Frithjofs besorgter Blick traf sie. Mit entschuldigendem Achselzucken schüttelte sie den Kopf und nahm ein Stück trockenes Brot und eine Flasche Wasser von ihm entgegen.
„Probieren Sie ebenfalls von dem Fleisch, Beate. Es ist nichts Besonderes, aber frisch zubereitet und höchstens pikant gewürzt.“
„Wie geht es ihm?“
Sie hatte längst bemerkt, wie Frithjofs Finger immer wieder unauffällig nach Adrians Puls tasteten und er die Hand auf dessen fieberheiße Stirn legte.
„Er wird es schaffen. Ohne Frage habe ich schon schlimmere Verletzungen gesehen.“
„Sie kann woh l nichts aus der Ruhe bringen?“
Aus irgendeinem Grund klang ihre Stimme heftiger, als sie beabsichtigt hatte. Die Lippen aufeinander gepresst, schob sie ihre Hände in die Achselhöhlen, um sich zu wärmen. Schamröte überflutete ihr Gesicht. Es stand ihr nicht zu, Frithjof Peters zu kritisieren. Vielmehr sollte sie ihm dankbar sein für all das, was er für sie tat. Für eine Fremde.
„ Lassen Sie sich nicht täuschen, Beate. Auch ich bin bloß ein Mensch.“
„Ach ja?“ Sie musterte ihn ungläubig. „Soll das heißen, es gibt allen Ernstes etwas auf dieser Welt, das Sie nervös machen könnte?“
„Nervös? Von wegen! Glauben Sie mir oder lassen Sie es bleiben, aber seit unserem Abschied von daheim bin ich das reinste Nervenbündel.“
„Sie? Frithjof das
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