Begegnungen (Das Kleeblatt)
das wollte ich hören. Bis Samboua sind es schätzungsweise zwei, maximal zweieinhalb Stunden, je nachdem welche Windverhältnisse herrschen.“
„Und wie geht es von dort weiter?“
„Wir steigen um in eine Passagiermaschine nach Ouaounde. Dort wartet ein Hotelzimmer auf uns.“ Er bemerkte Beates skeptischen Gesichtsausdruck und korrigierte sich: „Zwei selbstverständlich. Und für jeden ein weiches Himmelbettchen mit duftender Bettwäsche, eine Dusche mit warmem Wasser und frischen Handtüchern. Und endlich ein ordentliches Essen, nicht unbedingt europäische Küche, aber auf alle Fälle genießbar.“
Frithjof Peters seufzte erneut mit einem seligen Lächeln auf den Lippen und lehnte sich entspannt in seinen Flugzeugsessel zurück. „Und? Was meinen Sie? Wie hört sich das an?“
„Fast zu schön, um wahr zu sein.“
„Warten Sie’ s ab. Wir werden ein paar Besorgungen machen müssen, Friseur, Fotograf et cetera und uns darum kümmern, dass Ihr abgelaufener Pass einer Spezialbehandlung unterzogen wird.“ Beruhigend hob er die Hände. „Wir haben alles im Griff. Sie haben es bei uns mit ausgesprochenen Profis zu tun. Lassen Sie sich überraschen.“
„Ich hasse Überraschungen“, murmelte sie und schloss ergeben die Augen.
Frithjof Peters hatte in der Tat nicht zu viel versprochen. Abgesehen von Adrians Verletzung verlief weiterhin alles nach Plan.
In Samboua nahmen die drei Deutschen eine Inlandsmaschine nach Ouaounde. Noch etwas grünlich im Gesicht infolge der Medikamente, doch schon wieder auf seinen eigenen, zugegeben recht wackeligen Beinen verließ Adrian den Flieger. Gemeinsam fuhren sie in einem klapprigen Taxi durch die quirlige Stadt zu dem mittelklassigen Hotel, in dem zwei Zimmer für sie reserviert waren.
Es überraschte Beate nicht, dass sie ihr Zimmer nur durch eine Tür zu dem zweiten, größeren Raum, welches sich Adrian und Frithjof teilten, betreten und verlassen konnte. Die beiden Männer waren Profis und hatten an alles gedacht, was ihrer Sicherheit dienlich war. Trotzdem fühlte sie sich, als sei sie eingesperrt.
Frisch geduscht und mit zivilisierter Kleidung betrat sie später das kleine Hotelrestaurant, um mit ihren Rettern das Mittagessen einzunehmen. Das erste Mal seit langer Zeit fühlte sie sich wieder wie ein Mensch. Mit einem Schlag konnte sie es nicht mehr erwarten, diesen Kontinent zu verlassen. Sie wollte endlich die unfreiwillig hier verbrachten Jahre vergessen. Für alle Zeiten. Nicht eine Minute länger würde sie es hier aushalten. Umso schmerzhafter empfand sie Frithjofs Eröffnung, sie würden erst in zwei Tagen nach Paris fliegen.
Zwei weitere Tage, die sie im Hotel verbringen musste! Am liebsten hätte sie getobt vor Ärger und Wut oder Frithjof wenigstens einen Teller an den Kopf geschmissen.
Doch damit nicht genug! Genauso überraschend waren die Männer übereingekommen, dass es besser für Beate war, wenn sie sich weder in der Stadt, noch allzu oft im Foyer zeigte. Sie durfte nicht einmal mit Alain telefonieren! Lediglich ein paar französische Zeitungen, die bereits eine Woche alt waren, brachte ihr Frithjof Peters zur Unterhaltung. Er nannte ihr keine Gründe, allerdings bestand er urplötzlich darauf, dass sie ihr Zimmer nicht einmal mehr zum Essen verließ.
In diesem Moment wusste sie, dass sie hätte töten können.
Mitten in der Nacht wachte sie mit dem Gefühl auf , nicht alleine zu sein. Während sie noch im Halbschlaf überlegte, ob sie bloß geträumt hatte, nahm sie aus den Augenwinkeln einen Schatten wahr, der sich drohend neben ihrem Bett erhob. Entsetzt, die Augen weit aufgerissen vor Schreck, fuhr sie in die Höhe. Erst da erkannte sie Adrian, der sich über sie beugte und seine Hand behutsam und doch fest auf ihren Mund gelegt hatte.
„ Pssst. Leise, Bea. Hab keine Angst. Hör mir bitte genau zu.“
Ihr Atem raste, ihre Brust hob und senkte sich hektisch. Diese Worte hatte er schon einmal zu ihr gesagt!
Und kurz darauf war er fast verblutet!
„Steh auf , Bea, wir müssen los. Stell keine Fragen, sondern zieh dich an. In fünf Minuten fahren wir.“
Er hatte ruhig und besonnen gesprochen , wie immer bloß das Nötigste, gleichwohl wurde Beate das Gefühl nicht los, als würde er vor innerer Anspannung beben.
Das gefiel ihr nicht.
„Aber …“ Sie sprach zu der Tür, die er bereits wieder lautlos hinter sich geschlossen hatte, damit sie sich ungestört ankleiden konnte.
Herrgott nochmal , Männer! Maulfaule
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