Begegnungen (Das Kleeblatt)
Elite-Ass Peters?“ Zweifelnd zog sie die Stirne kraus. „Wovor könnten Sie Angst haben?“
„Davor, dass ein Sturm aufkommt, wenn wir uns gerade in der Luft befinden. Dass wir nicht genügend Treibstoff in den Tanks haben oder sich unterwegs eine Schraube an meinem Sitz lockert. Dass der Pilot einem entgegenkommenden Flugzeug die Vorfahrt nimmt oder nach der falschen Karte fliegt und wir mit einem Schwarm Zugvögel kollidieren. Auch dass der Mond aus seiner Bahn geraten könnte, macht mich ziemlich nervös.“
Er sprach mit tiefem Ernst , das Glitzern in seinen Augen zeugte dagegen von seiner Belustigung. Ob sie nun wollte oder nicht, Beate lachte bei dem treuherzigen Dackelblick, den er ihr schenkte, laut auf. Sie winkte ab und wischte sich eine Träne von der Wange.
„ Danke. Ich habe sehr gut verstanden.“
„Solange ich in Ihrer Nähe bin und noch atme, Beate, überlassen Sie es getrost mir , Angst zu haben, einverstanden? Denn ich bilde mir nicht nur ein, mit einem gewissen Maß an Professionalität mit solchen Gefühlen umgehen zu können – ich kann es. Sie sollten sich lieber überlegen, welche Frisur Ihnen der Coiffeur verpassen soll, in welcher Farbe Sie sich ein neues Kleid kaufen wollen und was Sie als erstes essen möchten, wenn wir angekommen sind. Und Sie sollten sich vor allem in Ruhe auf das Wiedersehen mit Ihrer Familie freuen.“
„ Ich danke Ihnen von ganzem Herzen, Frithjof. Sie machen es mir leicht, Sie zu mögen.“
„Das höre ich gern.“
„Sind Sie beide eigentlich miteinander verwandt?“
„Wer?“
„Adrian und Sie.“
„Nein.“ Peters überlegte kurz, bevor er nachdenklich wiederholte: „Zumindest nicht, dass ich davon wüsste. Aber welcher Mann kann das schon mit Bestimmtheit sagen? Die Sicherheit zu haben, seinen eigenen Nachwuchs im Arm zu halten, ist und bleibt nun einmal das Vorrecht der Mütter.“
„Sie sehen sich sehr ähnlich.“
„Das habe ich bereits einige Male gehört.“
„Und Sie möchten nicht über sich selbst reden.“
„Meine Lebensgeschichte ist unwichtig.“
Sie b etrachtete ihn lange, stumm, dann schüttelte sie bedächtig den Kopf. „Sie sind mir sehr wichtig, Frithjof. Genau wie all meine Freunde, zu denen ich Sie zählen möchte.“
„Das ehrt mich, Beate , und ich danke Ihnen für dieses Angebot und Ihr Vertrauen. Jetzt jedoch“, er rieb sich mit einem Seufzer über die Stirn, „würde ich ganz gern für einige Minuten die Augen schließen. So eine Safari schlaucht. Und auf unseren Piloten ist hundertprozentig Verlass. Bei ihm sind wir in den allerbesten Händen.“
„Vermutlich ebenfalls einer aus Ihrer Elitetruppe?“
„Warum sollte ich lügen?“
„Ja, warum schon. Sie müssen ungeheuer stolz sein auf Ihre Jungs.“
„Das bin ich in der Tat“, versicherte er voller Ernst, nur um gleich darauf erneut zu grinsen. „Sie können seinen Flugkünsten wirklich vertrauen. Ihm ist schon seit einer ganzen Weile keine Maschine mehr abgestürzt. Und zur Not gibt es ja immer noch mich.“
„Oh! Oh nein! Behaupten Sie jetzt nicht, Sie könnten unter Umständen sogar einen solchen Vogel fliegen?“
„Im Notfall, Beate, werde ich dieses Ding sanft und sicher landen.“
„Sicher?“ Sie musterte ihn eindringlich und hatte plötzlich keine Zweifel mehr, bei ihm in den besten Händen zu sein. Er würde sein Leben dafür geben, um sie nach Hause zu bringen. „Sie sind ein Phänomen.“
„Danke.“
„Und sooo bescheiden“, ergänzte sie übertrieben ernsthaft, bis sie beide schmunzelten.
Er deutete mit dem Kinn auf Adrian. „Sobald er aufwacht, müssen wir versuchen , ihm etwas von dem Wasser einzuflößen. Das Fieber darf nicht weiter steigen.“
Beate nahm die Stoffserviette, in die das Brot eingewickelt war, und feuchtete sie mit dem Wasser aus einer der Plastikflaschen an. Behutsam tupfte sie Adrian den Schweiß vom Gesicht und legte ihm schließlich das zusammengefaltete Tuch auf die glühende Stirn.
„Wie lange werden wir unterwegs sein?“
„Das lässt sich nie genau voraussagen bei diesen altersschwachen, klapprigen Rostschüsseln.“ Frithjof bemerkte, wie sie bei seinen Worten erschrak. Er beugte sich nach vorn und blickte ihr fest in die Augen. „He! Keine Angst.“
„Nein, bestimmt nicht .“ Sie gab ein zittriges Lachen von sich, das wirklich nicht lustig klang. „Nicht, solange Sie atmen und noch mehr von diesem blödsinnigen Mist von sich geben können.“
„So ist es schon viel besser. Genau
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