Begegnungen: Februar (German Edition)
Frau sich freiwillig dorthin begeben würde?
Sabine kicherte herrlich mädchenhaft und errötete leicht.
„ Es gibt da einen... Er hat grade erst seine Ausbildung angefangen, er ist wirklich niedlich. Wilhelm!“
Der arme Kerl, dachte sich Mira und fühlte für Wilhelm, dessen Eltern wohl nicht ganz den Effekt bedacht hatten, den ihre Namenswahl auf ihren Sprössling haben würde. Ein Wilhelm würde schon verdammt gutaussehend oder verdammt selbstbewusst sein müssen, um sich im Leben zu behaupten.
In der Retusche stellte sich heraus, dass Wilhelm von beidem wenig hatte. Dass Sabine ihm einen guten Tag zuflötete, schien er gar nicht zu bemerken, so sehr war seine Aufmerksamkeit an den Bildschirm gefesselt. Er war jung, wahrscheinlich frisch aus dem Abitur gekommen, und seine gesamte Erscheinung ließ auf den Computernerd in ihm schließen. Seine Haut war den Untiefen der Adoleszenz noch nicht ganz entkommen, seine Haare hingen ihm wirr ins Gesicht und auf seinem Shirt prangte das Abbild eines der vielen Cartoonhelden, die Mira nicht geläufig waren. Aber seine Augen hinter der dicken Brille waren sanft und klar und Mira verstand, wie sich ein so liebes mädchenhaftes Wesen, wie Sabine es war, in ihn vergucken konnte.
Die anderen Jungs johlten verstohlen, als Mira und Sabine durch die Tür gekommen waren. Auch Wilhelm blickte flüchtig auf, versteifte sich und sah wieder gebannt auf seinen Monitor. Wahrscheinlich war es Sabines anhimmelnder Blick gewesen, der ihn so tief verunsichert hatte.
„Hallo Jungs.“, grüßte Mira in ihrer festesten Stimme. „Wir brauchen euch.“
„ Haben wir doch gewusst, Mädel, haben wir doch gewusst.“, lachte einer und die anderen fielen mit ein.
Sie legte ihre Kamera auf den Tisch.
„Bilder für Hellmut. Bis heute Abend um Fünf. Keine Sommersprossen. Kriegt ihr das hin?“
Der Name Hellmut ließ die Jungs ernsthaft werden. Sein Ruf war ihm wohl voraus geeilt. Sie zogen sich die fraglichen Fotos auf ihre Laptops und machten sich sofort an die Arbeit. Das Spiel mit den beiden Frauen war vergessen.
„Tschüss, Wilhelm.“, versuchte Sabine im Hinausgehen ihren nächsten Flirtversuch. Wilhelm nickte ihnen zu, aber kein Lächeln drang über seine Lippen.
„ Tschüss, Wilhelm.“, flötete auch Mira.
Und dieses Mal öffnete sich sogar sein Mund, als wären die Abschiedsworte auf halbem Wege darin stecken geblieben.
„Ist er nicht süß?“, suchte Sabine auf dem Gang nach einer Bestätigung ihres Geschmackes.
Mira nickte ihr zum Gefallen. Sie wollte sich nicht auf einen Disput über die Niedlichkeit eines Achtzehnjährigen einlassen. Sollte sich Sabine doch an ihm die Zähne ausbeißen, er sah wirklich nicht aus, als reiche ihm ein kleiner Wink mit dem Zaunpfahl. Da müsste sie ihm schon eine ganze Latte über den Kopf ziehen, um ihn aus der Reserve zu locken. Aber sollte Sabine ruhig ihren Spaß an der Jagd haben.
Sie hatte der Retusche extra gesagt, sie würde die Bilder früher brauchen, weil sie selbst noch einmal einen Blick darauf werfen wollte. Nicht, dass Hellmut am Ende eine Sammlung von Rentnern vom Papier anlächeln würde. Man konnte nie wissen. Doch sie hatte sich umsonst gesorgt. Schon kurz nach Vier stand ein sich sichtlich unwohl fühlender Wilhelm vor ihrem Schreibtisch und hielt ihr einen Umschlag hin.
„ Ich hab nochmal reingeschaut. Ist nichts... Perverses drin oder so. Ich hoffe, das war ok?“
Mira war überrascht. Er konnte sprechen.
„Ja, danke!“
Eigentlich hatte sie erwartet, dass er sich sofort umdrehen und flüchten würde, aber er schien an ihrer Schreibtischkante fest gefroren.
„Nur damit dus weißt.... ich würde so was nie machen.“, versuchte er sich zu erklären.
Sie lächelte ihn an. Sie sah nun, was Sabine an ihm fand. Und beschloss ihm ein wenig auf die Sprünge zu helfen.
„Danke. Ich und meine Freundin Sabine sind dir wirklich dankbar. Kennst du Sabine?“
Er war sichtlich irritiert.
„Hm...“
„ Na dann ist ja gut. Ihr habt ne Menge gemeinsam.“
„ Hä?“
Sie hatte ihn wohl überfordert.
„Ist schon gut. Schönen Feierabend wünsch ich dir.“
Er schluckte nervös, dann drehte er sich um und ging. Komischer Kauz. Aber nett.
Mira ging zu Harry und legte ihm dem Umschlag auf den Tisch.
„ Für Grit. Und dann für Hellmut. Ruft die Eltern heute Abend noch an, sonst kommen sie morgen nicht.“
Harry griff nach den Unterlagen und seufzte.
„Alles klar. Bist du morgen da?“
Sie war
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