Begegnungen: Februar (German Edition)
Geschäfts zeigte, hatte Hellmut mit schwarzem Filzstift geschrieben: Wenn die nur wüssten... Dein Freund H.
Mira lachte erleichtert in sich hinein. Es war schön zu wissen, dass er ihr nicht böse war. Und er hatte recht. Wenn die nur wüssten...
Gunni begrüßte sie am folgenden Wochenende mit ausgebreiteten Armen an ihrem neuen Arbeitsplatz. Sie kannte Gunni schon, nur nicht unter seinem Namen. Aber wenn sie ab jetzt in der Bar arbeiten würde, hatte er gedröhnt, dann würde sie auch ihrem Chef den gebührenden Respekt erweisen müssen und ihn bei seinem Vornamen nennen müssen. Und sie hatte sich sichtlich erleichtert von seinen bärenstarken Armen umfassen lassen und ihm versprochen, dass sie sich von den Besoffenen nichts gefallen lassen würde. Und damit war ihr Einstellungsgespräch beendet.
Bastian war der Einzige, der sich nur verhalten mit ihr gefreut hatte. Aber er würde sich schon daran gewöhnen. Das musste er einfach.
Miras erster Arbeitstag, der Abends um zehn begann und andauerte, bis der letzte Gast gegangen war, verlief hektisch und sie verstand, warum Gunni am Wochenende dringend Verstärkung brauchte. Die Bar war gerammelt voll und mehr als einer der Gäste hatte versucht, sie in den Hintern zu zwicken. Aber mit Leichtigkeit und einem flotten Spruch war sie noch jeden losgeworden. Jeden, bis auf einen.
Ein großer und kantiger Typ in Jeans und Lederjacke hatte mehrmals vergeblich versucht, sie auf sich aufmerksam zu machen. Er war nicht ihr Typ, nicht im Mindesten. Groß und breit und glatzköpfig wirkte er eher wie ein Bulle, denn wie ein Mann.
Aber spät in dieser Nacht hatte er sie vor der Damentoilette abgefangen, ihren Körper an die Wand gedrückt und mit rauer Stimme in ihr Ohr geflüstert: „Hey Baby. Du bist ja ein ganz süßes Ding. Ich wette, du brauchst einen richtigen Mann, nicht wahr Baby?“
Und seine Hand griff ihr zielgerichtet zwischen die Beine und drückte zu. Im ersten Moment wollte sie ihn von sich stoßen, aber irgend etwas an der Art, wie er sich nahm, was er wollte, ließ sie still stehen. Aus seinem Mund wehte der Dunst nach Alkohol und sie wollte nicht, dass er ihr damit zu nahe kam. Aber seine Hand...
Vielleicht war es die Nähe zu Hellmut oder das verhaltene Dulden von Bastian, das sie so empfänglich gemacht hatten. Aber in diesem Moment fühlte es sich gut an, einfach so genommen zu werden.
Er rieb sie durch die Hose und raunte: „Das gefällt dir, nicht wahr Baby?“
„Hey!“, rief es da hinter ihr. „Nimm die Finger von ihr. Raus hier!“
Bastian sah die beiden entsetzt an. Und mit einem Funken von Wehmut fühlte Mira, wie die harte Hand sich zurück zog.
„Hier Baby. Meine Karte. Ruf mich an, wenn du mal...“, und mit einem verächtlichen Seitenblick auf Bastian fügte er vielsagend hinzu: „...einen MANN brauchst.“
Er wankte hinaus und Bastian kam mit wütendem Gesicht auf sie zu.
„Was war das denn? Du musst besser aufpassen. Schrei, wenn so was passiert, aber steh nicht einfach nur da...“
Sie ließ die Karte unauffällig in ihrer Hosentasche verschwinden.
„Ist gut, nichts passiert. Er war betrunken, das ist alles.“
Er sah sie noch einmal prüfend an, aber sie hielt seinem Blick stand.
„Du wirst dich doch nicht mit dem...“
„ Natürlich nicht.“
Sie erschauderte bei dem Gedanken an die feste unnachgiebige Hand in ihrem Schritt. Zumindest nicht mehr in diesem Monat, fügte sie im Stillen hinzu.
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