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Begegnungen Januar (German Edition)

Begegnungen Januar (German Edition)

Titel: Begegnungen Januar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Hofmann
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To-Do Ordner. Beim Anblick des ersten
Bildes zuckte sie zusammen. Jetzt wusste sie, warum ihre
Vorgängerin so mir nichts dir nichts gegangen war.
Auf ihrem Bildschirm tauchte das eigentlich harmlose Bild
einer Frau auf, die in modischen Sachen an einem Strand saß
und verträumt in die Ferne blickte. Es war eigentlich ein
Bild, wie man es zuhauf in allen Katalogen finden würde.
Aber irgend ein Spaßvogel hatte der Frau eine riesige
geöffnete Scheide zwischen die Beine gemalt und einen Hund,
dessen grotesk lange Zunge in ihrer Öffnung verschwand und
neckisch aus ihrem Mund heraus winkte. Über dem Hund
schwebte eine Gedankenblase, in der stand: „Sylvia, du
willst es doch auch!“. Es war ekelhaft.
Kein Wunder, dass Sylvia aufgegeben hatte. Aber mit ihr
würden sie das nicht tun, dafür würde sie schon sorgen.
Schnell drückte sie auf „Drucken“ und als sie das
Schandstück in der Hand hielt, machte sie sich auf.
„Helen? Wo finde ich die Retusche?“
Helen wies mit der Hand hinter sich und getrieben von Wut
und Ärger schob sich Mira durch die langen Gänge bis ein
Schild an der Wand ihr sagte, dass sie richtig war.
Hinter der Tür saßen bei schummeriger Beleuchtung vier junge
Männer vor ihren Monitoren und scherzten laut. Ein fünfter
saß etwas abseits und war so vertieft, dass er ihr Eintreten
gar nicht bemerkte.
„Wart ihr das?“
Sie hielt das Bild in die Höhe und starrte die Jungs
vorwurfsvoll an. Sie sagten weder ja noch nein, aber an
ihrem unterdrückten Kichern konnte sie sehen, dass sie
richtig war.
„Jetzt hört mal zu!“, brüllte sie wutentbrannt. „Wenn ich so
was noch einmal sehe, oder irgendetwas, das nicht
professionell ist, dann nehme ich dieses Bild...“ Sie
schüttelte es drohend in ihrer Hand. „... und schicke es an
jeden in dieser Firma. Verstanden? Und wenn ihr gefeuert
werdet, dann schicke ich es auch an jede andere Agentur im
Land, hübsch eingerahmt von euren Gesichtern und euren
Daten. Habt ihr das verstanden, ihr Arschlöcher?“
Sie kicherten nun nicht mehr.
„Hey, is ja gut. War doch nur ein Spaß.“
„Das ist kein Spaß, das ist sexuelle Belästigung!“, gab sie
zurück, drehte sich um und ging.
Sie war mehr als zufrieden mit sich selbst, ja war
unheimlich beeindruckt von ihrer Lautstärke und
Durchsetzungskraft gewesen. Die würden sie ganz sicher nicht
belästigen.
Und tatsächlich erhielt sie wenige Minuten später eine
Email, in der das fragliche Bild in seiner originalen Form
enthalten war. Darunter stand nur: Sorry! Kommt nicht wieder
vor.
Den Rest des Tages verbrachte sie damit, dem Administratoren
über die Schulter zu schauen, wie er ihr bestes Stück
bereinigte und es nach ihren Wünschen neu ordnete.
Helen reichte ihr zum Abschied ihre Hand. „Hast dich gut
geschlagen, Mädel! Dein Auftritt bei der Retusche ist jetzt
schon legendär. Wurde aber auch Zeit, dass denen mal jemand
den Marsch bläst. Morgen gehst du auf Location.“
Sie überreichte ihr einen dünnen Hefter mit allen relevanten
Informationen.
„Viel Glück!“
Mira stopfte den Hefter in ihre Tasche.
„Ähm... Helen? Darf ich dich mal was fragen?“
Helen nickte.
„Was hast du auf dem Herzen?“
„Als ich gekommen bin... die Frau am Empfang hat gesagt, ich
wäre eine von denen. Was meint sie damit?“
Helen überlegte kurz, dann setzte sie sich.
„Denk dir nichts dabei. Es ist, weil du diesen Wettbewerb
gewonnen hast. Es... es gehört sozusagen zur Promotion, dass
die Agentur jedes Jahr einen Wettbewerb veranstaltet und dem
Gewinner einen Job gibt. Einen unwichtigen und schlecht
bezahlten, wenn ich das mal so sagen darf. Weißt du,
meistens kommen die neuen Assistenten her mit einem riesigen
Selbstbewusstsein und der Erwartung, dass sie in wenigen
Monaten Starfotograf sein werden. Die meisten schaffen es
kaum, ein halbes Jahr, dann gehen sie zurück, von wo auch
immer sie gekommen waren... Es ist ein hartes Business,
weißt du? Man braucht ein... gewisses Maß an Bescheidenheit
und den Willen, auch die niedersten Aufgaben zu erfüllen.
Niemand schenkt einem etwas... aber das erwartest du auch
nicht, oder? Du wirst dich schon gut schlagen, das hab ich
im Urin.“
Na wenn ihr Urin das sagte, musste es ja stimmen.
„Ich werde mir Mühe geben.“, versprach sie leise.
„Eines noch...“, hielt Helen sie zurück, bevor sie gehen
konnte. „Such dir einen Job, irgendwas mit dem du nebenbei
ein wenig Geld verdienen kannst. Auch wenn du

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