Begegnungen Januar (German Edition)
irgendeine der Frauen, die du
heute Abend schon angegraben hast, mit dir nach Hause gehen
würde, oder?“
Er schüttelte vehement seinen Kopf, aber in seinen Augen
konnte sie die Wahrheit sehen.
„Schau dich mal um, Armin.“
Sie zeigte auf Brigitte, deren Augen ängstlich durch den
Raum huschten und die sich wie eine Ertrinkende an ihr Glas
klammerte.
„Sie ist attraktiv, sie ist deinem Alter am nächsten und sie
ist... allein. Verstehst du, was ich meine?“
Begeistert sah er nicht gerade aus.
„Glaub mir, wenn es hier heute irgendeine Frau gibt, die
auch nur im Entferntesten an dir interessiert ist... Schmeiß
deine Vorurteile über Bord, kauf ihr ein Glas Wein und
versuche nicht so... plump zu sein, ok?“
Er sah sie noch einmal genau an, dann Brigitte und gab dann
auf.
„Alles klar, habe verstanden. Is aber nicht deine Mutter,
oder so?“
Mira lachte und schüttelte den Kopf.
Und tatsächlich. Armin-Rolf bestellte zwei Gläser Rotwein
und tänzelte damit zu Brigitte, die ihn im ersten Moment
erschreckt ansah, dann aber bereitwillig das Glas annahm.
Gut gemacht, Armin-Rolf, dachte sie und wollte sich soeben
abwenden, als das Glas Rotwein in hohem Bogen durch den Raum
flog und eine entzürnte Brigitte stampfend das Lokal
verließ.
Mira zog den Kopf ein und wich Armin-Rolfs anklagendem Blick
aus. Das war ja mal gründlich schief gegangen.
Wutentbrannt verließ auch Armin-Rolf die Bar und wie auf
einen Schlag leerte sich der Raum, als wäre eben der Ruf
eingegangen, dass es draußen Freibier gäbe.
„Ist schon Feierabend?“, fragte sie Bastian überrascht und
schaute auf die Uhr. Es war noch nicht mal ganz um zwei.
„Hm...“, sagte er und räumte ein paar leere Gläser von der
Theke. „Wenn es erst mal leer wird, dann kommt meistens auch
keiner mehr. Was hältst du davon, wenn ich erst mal Pause
mache und später aufräume.“
Sie nickte. Ein bisschen frische Luft könnte nicht schaden.
Seite an Seite setzten sie sich auf die Stufe vor dem
Eingang. Bastian hatte angesichts der Kälte eine alte
Wolldecke aufgetrieben, die zwar furchtbar roch, aber ihre
Hintern ganz vorzüglich wärmte. Er kramte umständlich in
seiner Tasche und hielt ihr schließlich eine Packung
Zigaretten hin.
„Du rauchst?“
Er zuckte mit den Schultern.
„Manchmal! Nach getaner Arbeit und so. Du nicht?“
Es war Jahre her, dass sie das letzte Mal an einer Zigarette
gezogen hatte. Zu Schulzeiten hatte sie sich dem
Gruppendruck gebeugt, ja sogar Freude daran gefunden. Aber
Henrik hatte es von Anfang an gestört und so hatte sie es
eben einfach wieder sein lassen.
Sie wollte schon ablehnen, überlegte es sich dann aber
anders. Warum eigentlich nicht?
Sie hielt den Filter zwischen ihren Lippen und zog einmal
tief. Es war wie Fahrrad fahren, der erste Zug brannte wie
die Hölle und der zweite schmeckte schon wieder himmlisch.
Einig saßen sie so Schulter an Schulter, lächelten sich
gelegentlich an und dampften, was das Zeug hielt.
„Wenn mir heute morgen jemand erzähl hätte, dass ich heute
noch für eine süße kleine Hippiebarbie eine Wohnung
renovieren würde, dann hätte ich ihn für verrückt erklärt...
ich bin hundemüde!“
„So schlimm?“
Er sah sie ganz lange an, schnippte dann die Kippe auf die
Straße und schüttelte den Kopf.
„Nein. Es ist sogar so ziemlich das Beste, was mir in der
ganzen Woche passiert ist. Sogar an die Mohrrüben gewöhnt
man sich.“
Er zupfte sanft an ihren Ohrringen, beugte sich dann zu ihr
herüber und legte seinen Mund auf ihren. Ganz zärtlich
verstärkte er den Druck, legte seine Hand an ihre Wange und
berührte ganz leicht mit seiner Zunge die ihre. Er schmeckte
nach Rauch und Orangensaft, aber es störte sie nicht. Ja, es
war sogar sehr schön, von ihm geküsst zu werden. Er tat es
langsam und leicht und seine Zunge war kaum millimeterweit
in ihrem Mund. Seine Lippen waren weich und rau zugleich und
sein stoppeliger Dreitagebart kratzte sie auf angenehmste
Weise an der Wange.
Als er sich schließlich von ihr löste, da strahlte sein
Gesicht alle Zufriedenheit der Welt aus.
„Bastian?“
Er sah sie erwartungsvoll an.
„Kannst du mir noch ne Zigarette geben?“
Er lachte und reichte ihr die Schachtel. Sie zündete sich
gekonnt eine an und für ihn gleich eine mit.
„Bastian?“
„Hm...“, sagte er zufrieden und blies den Rauch genussvoll
in die Höhe.
„Ich... ich wollte dir nur sagen, dass du nicht mein Freund
sein kannst.“
Er hob
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