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Begegnungen Januar (German Edition)

Begegnungen Januar (German Edition)

Titel: Begegnungen Januar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Hofmann
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Schade
eigentlich.
Wie selbstverständlich schulterte er ihre Mülltüte und
versuchte im Hinaufgehen Konversation zu betreiben.
„Also... was dich denn her verschlagen? Arbeit? Studium? Mal
ein wenig Großstadtgestank schnuppern?“
Sie überlegte. „Also eigentlich... von allem ein bisschen.“
„Ach ja? Und was machst du dann hier?“
„Ich habe einen Fotowettbewerb gewonnen und man hat mir hier
eine Stelle angeboten. Als Assistentin, aber trotzdem.“
„Fotografin bist du also? Was fotografierst du denn so?“
„Hm... eigentlich alles. Für den Wettbewerb habe ich
stundenlang im Wald herumgelegen und Wildtiere beobachtet...
aber davon gibt es ja hier nicht so viele. Meistens aber
Portraits, was man halt im Fotostudio in der Kleinstadt so
macht. Und du?“
Er wuschelte durch seine Haare und überlegte.
„Naja, offiziell bin ich Student. Achtzehntes Semester
Maschinenbau. Aber meistens... ich bin Barkeeper in einem
kleinen Club in der Nähe. Von irgendwas muss man ja leben,
nicht?“
Vor der Tür drehte er sich um.
„Sag mal, wie heißt du eigentlich?“
„Mira.“
Sie hielt ihm die Hand hin. Er schüttelte sie kräftig.
„Bastian. So, hier wären wir dann. Bereit?“
Sie nickte. Umständlich schloss er die Tür auf, lugte kurz
hinein und machte mit seiner Hand eine einladende Geste.
„Tata! Sie haben gewonnen... eine dreckige Wohnung, in der
es zieht!“
Bevor sie etwas sehen konnte, roch sie es schon.
„Und müffelt!“, setzte sie hinzu.
Es war wahrlich kein Prunkstück der Bewohnbarkeit. Aber was
hatte sie auch erwartet? Einen Palast? Sie schaute sich um.
Dreckig war wirklich eine Untertreibung. Die Wände waren
fleckig und in einem grünlichen Ton gehalten, der Boden
schien aus alten Dielen zu bestehen, aber unter all dem
Staub und Schmutz war das schwer zu sagen. Es war Stuck an
der Decke, aber verdächtig aussehende schwarze Flecken
umrahmten ihn und ließen ihr kleine Schauer über den Rücken
laufen. Die Fenster waren derart verdreckt, dass kaum ein
Lichtstrahl von draußen hineinfiel. Aber groß waren sie,
nicht ganz dicht, aber herrschaftlich geschwungen. Daraus
ließe sich etwas machen.
„Schön hast dus hier.“, scherzte Bastian und beendete seinen
Rundgang. „Geh lieber erstmal nicht ins Bad, ich hab ein
paar Werkzeuge unten, ich glaub ich machs dir erst etwas
schön.... Sonst drehst du dich am Ende wieder um und
gehst... Kannst bei mir ins Bad, wenn du musst. Ich lass den
Schlüssel draußen stecken.“
Und schon war er auf und davon. Ein netter Kerl, dachte sie,
ein bisschen verpeilt, aber nett. Ritterlich gar, wenn man
an seine heroischen Bemühungen um das Bad dachte. Ob er
vielleicht... für den Januar? Sie schüttelte widerwillig den
Kopf. Lieber nicht. Sie konnte einen Freund und Ritter
gebrauchen. Wenn sie mit ihm schlief und ihn dann fallen
lassen würde, dann wäre sie beider beraubt.
Sie seufzte. So viel Arbeit. Sie würde in einen Baumarkt
fahren müssen. Farbe, Pinsel, ganz viel Terpentin!
Es polterte in der Tür.
„Sag mal, wo ist hier eigentlich der nächste Baumarkt?“
Bastian rieb sich eine Schweißperle von der Stirn und
überlegte.
„Sorry, keine Ahnung. Aber du musst sicher aus der Stadt
raus. Guck nach Schildern bei den Autobahnauffahrten! Willst
du, dass ich...?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Ne, lass mal. Du hast hier was zu tun und ich habe gehört,
da steht noch eine Prüfung an. Ich mach das schon.“
    Völlig verausgabt ließ sie sich auf den alten Sitzsack
fallen, den sie seit über zehn Jahren ihr Eigen nannte. Wer
hätte gedacht, dass ein einziger Raum ihr so viel
abverlangen könnte? Sie schaute sich zufrieden um. Aber es
hatte sich gelohnt. Bastian hatte in ihrer Abwesenheit all
ihre Habseligkeiten vom Bürgersteig herauf getragen und auch
der grässliche Gestank war in einem ominösen Müllbeutel
verschwunden und entsorgt. Der große Raum erstrahlte nun in
einem zarten Lila und die Decke hatte Bastian gewissenhaft
in Eierschale gestrichen. Die schwarzen Flecken hatten sich
glücklicher Weise nicht als Schimmel, sondern als Kolonien
von toten Spinnen erwiesen, so dass es sie zwar bei der
Erinnerung daran schüttelte, aber keine gesundheitlichen
Bedenken in ihr hervor rief. In Ermangelung einer Küche
hatte sie zwei kleine Herdplatten erstanden, die für ihre
Zwecke völlig hinreichend waren und zwischen Küche und
Wohnraum hatte Bastian ihr eine Leine gespannt an der zwei
bunte Duschvorhänge ihre

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