Begegnungen Januar (German Edition)
fragend eine Augenbraue, blieb aber ruhig und schaute
sie an.
„Bin ich so ein schlechter Küsser?“
Sie errötete.
„Ganz im Gegenteil. Wenn es nur ums Küssen ginge...“
„Du bist noch Jungfrau?“, mutmaßte er weiter.
„Nein.“, winkte sie ab. „Aber... es ist nur so... ich bin
gerade erst aus einer Beziehung gekommen. Er... er war mein
erster Freund und wir waren viele Jahre lang zusammen. Er
hat mich verlassen. An Silvester.“
„Blödmann!“, flüsterte Bastian, sah sie dabei aber nicht an.
„Und du bist noch nicht über ihn hinweg? Ist es das? Klar
ist es das. Wie auch, nach nur zwei Wochen?“
„Das ist es... nicht ganz.“
Sie überlegte, wie sie es ihm sagen sollte, wollte aber auch
nichts beschönigen, um ihr Gesicht zu wahren. Also die
Wahrheit.
„Er hat mich verlassen, weil unsere Beziehung ihm zu
langweilig war, weil der Sex ihm zu langweilig war. Weil er
gern mit anderen Frauen schlafen wollte...“
Es tat weh, das laut auszusprechen.
„Idiot!“, murmelte Bastian wieder.
„Das ist nicht fair. Du kennst ihn gar nicht. Außerdem...
hm, wie soll ich das sagen? Unser... Zusammensein... war nie
besonders eloquent... oder leidenschaftlich.“
„Ich meine ja nur, er muss schon ein ganz schöner Idiot
gewesen sein, so eine Frau wie dich gehen zu lassen. Ich
würde töten für eine Freundin wie dich! Aber nein, Frauen
wie du suchen sich immer die größten Loser und heulen dann
anschließend rum.“
„Das ist nicht fair! Jeder hat das Recht, manchmal dumm zu
sein. Das gehört zum Jungsein dazu.“
Schweigend saßen sie einen Moment und starrten auf den
glimmenden Punkt vor ihrem Gesicht.
„Was ich eigentlich sagen wollte...“, hob sie wieder an. „Es
liegt nicht an dir. Ich möchte gar keinen Freund, jedenfalls
nicht in diesem Jahr. Ich möchte... viele Männer.“
Er hob erstaunt seine Augenbraue. Das hatte er nicht
erwartet.
„Ich habe mir vorgenommen, in jedem Monat mit einem anderen
Mann zu schlafen. Ich will... meinen Horizont erweitern,
sehen ob ich etwas verpasst habe, verstehst du? Aber jeweils
am ersten des Monats... ist Schluss. So ist der Plan.“
Er überlegte eine Weile, drückte dann die Zigarette aus und
sah sie an.
„Dann lass mich doch dein Januar sein.“
Sie lachte und senkte den Blick.
„Nein. Ich mag dich viel zu sehr, es wäre schade darum, wenn
wir uns ab Februar nicht mehr in die Augen schauen könnten.“
„Und du glaubst, ich kann das nicht? Glaube mir, ich habe
kein Problem damit, in den nächsten zwei Wochen dein Freund
zu sein und dann nur noch... ein Freund.“
Sie sah ihn wieder an und es war ein stummes
Selbstbewusstsein in seinen Augen, das ihr das Herz
schmelzen ließ.
„Ok.“
„Ok?“
Sie nickte und er lächelte und küsste sie wieder und dieses
Mal spürte sie auch das Verlangen darin.
„He, nicht Knutschen! Aufräumen!“, polterte es hinter ihnen
und sie fuhren mit einem befreiten Lachen auseinander.
„Komm. Ich helfe dir, dann geht es schneller.“
Sie stupste ihn an der Schulter und nickte ihm zu. Und er
nickte zurück, wie um zu zeigen, dass sie das wirklich tun
würden. Er würde ihr Freund sein. Mit Ablaufdatum.
Mira räumte die Tische ab, Bastian spülte und immer wieder
warfen sie sich kleine vielsagende Blicke zu. Wenn sie ihm
ihren Rücken zuwandte, dann spürte sie seine Augen darauf
und das Gefühl jagte ihr wohlige Schauer über den Rücken. So
sehr hatte sie sich noch nie auf Sex gefreut. Und sich davor
gefürchtet.
Auf dem Weg nach Hause legte er ihr wie selbstverständlich
seinen Arm um die Schultern und ebenfalls wie
selbstverständlich kroch ihre kalte Hand unter seine Jacke
bis sie schließlich auf nackte Haut traf und ein
protestierendes Quieken hervorrief. Im Gleichschritt
bewegten sie sich durch die kalte Nacht und obwohl sie sich
erst seit siebzehn Stunden kannten, waren sie wie ein
eingespieltes Team. Sie brauchten nicht zu reden, nur ab und
an hielt Bastian an, um sie zu umarmen und ihre kalten
Lippen mit seinem Mund aufzutauen. Sie wussten beide, was
heute Nacht geschehen würde. Da war keine Frage, keine
Unsicherheit in ihrem Tun und das Gefühl von Vorfreude und
Sicherheit legte sich wie ein Schleier der Entspanntheit
über das Paar.
An der Haustür hielt Bastian inne und küsste sie wieder,
diesmal lange und sanft und warm und ein wohliges Geräusch
verließ dabei ihre Kehle.
„Zu mir oder zu dir?“, flüsterte er und grinste sie
übertrieben einladend an.
Sie musste
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