Begleiterin für eine Nacht (German Edition)
Holly hatte recht, Sabrina könnte schnell wieder verschreckt werden, wenn sie zu früh herausfand, dass ihre ganze Charade schon längst aufgeflogen war. Sie fühlte sich jetzt sicher, weil sie vorgab, jemand anderer zu sein. Aber wie würde sie reagieren, wenn sie wüsste, dass sie schon enttarnt war? Sie würde sich erst sicher fühlen, wenn die Tarnung mit Vertrauen ersetzt wurde.
Daniel saß Tim während des Abendessens in einem kleinen Restaurant in einer ruhigen Wohngegend gegenüber.
„Lass mich das klarstellen. Du willst eine romantische Beziehung mit einem Callgirl?“ Tim grinste von einem Ohr zum anderen.
„Wie schon gesagt, sie ist kein wirkliches Callgirl“, korrigierte er seinen Freund.
„Auslegungssache. Nichtsdestotrotz hat sie für Geld mit dir geschlafen.“ Tim hatte sichtlich Spaß daran, ihn zu sticheln und würde weitermachen, solange er damit durchkommen konnte.
„Sie hat das Geld nicht genommen, sondern ihrer Freundin gegeben.“
„Also hat sie mit dir geschlafen, weil . . . ? Hilf mir aus, Danny.“
Daniel schaute verärgert drein. „Was? Du denkst, ich kann keine Frau an Land ziehen, ohne mit Geld um mich zu werfen? Vielleicht hat sie mich attraktiv gefunden. Ist das so weit hergeholt?“ Er war sich dessen bewusst, dass Tim versuchte, ihn zu hänseln.
„Beruhige dich. Ich mache nur Spaß. Natürlich fand sie dich attraktiv. Verdammt, ich finde dich attraktiv.“ Tims Stimme war ein bisschen zu laut für das kleine Restaurant, und einige Köpfe drehten sich schon in ihre Richtung.
Daniel verdrehte die Augen, doch Tim schmunzelte nur. „Entspann dich! Wir sind in San Francisco. Niemanden interessiert das.“
„Du redest dich leicht, da du aus Kalifornien bist. Ich bin aus New York, schon vergessen?“
„Wie könnte ich das jemals vergessen? Vielleicht solltest du hierher ziehen. Das Leben ist viel entspannter. Ich wette, sogar du würdest hier nicht so verklemmt sein.“
„Ich bin nicht verklemmt“, bellte Daniel empört. Höchstens ein kleines bisschen.
„Natürlich bist du das. Aber ich denke, die Luft in San Francisco hat bereits einen guten Einfluss auf dich. Kaum bist du ein paar Tage in der Stadt, schon gehst du mit einem Callgirl aus. Wenn das nicht befreiend ist, weiß ich auch nicht.“ Tim nippte von seinem Wein.
„Würdest du bitte aufhören, sie als Callgirl zu bezeichnen? Sie heißt Sabrina.“
„Wie willst du sie Mama und Papa vorstellen?“ Tim liebte es, von Daniels Eltern zu sprechen, als ob sie seine eigenen wären.
Daniels Mund klappte auf.
„Schau mich nicht so an, als ob du darüber noch nicht nachgedacht hättest. Ich kenne dich zu gut.“
„Wovon zum Teufel sprichst du jetzt?“ Daniel starrte ihn frustriert an.
„Wann hast du dir das letzte Mal ein paar Tage frei genommen, um einen Wochenendurlaub zu genießen?“
Daniel öffnete den Mund, aber Tim stoppte ihn.
„Beantworte das nicht, weil ich die Antwort kenne. Du weißt nicht mehr wann. Komisch. Während der ganzen Zeit, in der du mit Audrey zusammen warst, hast du nicht ein einziges faules Wochenende irgendwo zusammen mit ihr verbracht. Und auf einmal nimmst du dir ein Wochenende frei, um mit der heißen kleinen Sabrina ins Weingebiet zu fahren. Ohne Geschäftstreffen weit und breit. Also warum ist das so? Komm schon, du kannst das beantworten.“
Daniel schüttelte den Kopf. „Ich würde lieber deine Theorie hören.“
„Na gut. Weil der hochnäsige Ich-will-keine-chaotischen-Beziehungen- Daniel sich endlich in eine richtige Frau verliebt hat. Keine Plastikfreundinnen wie Audrey und Co mehr. Glückwunsch, mein Freund, ich hoffe, ihr geht’s genauso.“
Tim erhob sein Glas, um anzustoßen, doch Daniel saß nur verstört da. Er hatte es tief drinnen gewusst, war aber nicht bereit gewesen, es zu akzeptieren, weil es so unmöglich erschien. Die eifersüchtige Wut, die er gefühlt hatte, als er Hannigan gesehen und gedacht hatte, er wäre einer ihrer Klienten gewesen, war ein klares Indiz für seine Gefühle für Sabrina gewesen. Aber er hatte versucht, diese Gefühle zu ignorieren.
Er, Daniel Sinclair, verliebte sich nicht in nur zwei Tagen in eine Frau, vor allem nicht in eine, von der er gedacht hatte, dass sie eine Prostituierte sei. Trotzdem bestätigte ihm die Tatsache, dass er sie von Anfang an mehr wie ein Date und nicht wie ein Callgirl behandelt hatte, dass von Anfang an etwas Besonderes zwischen ihnen gewesen war – von dem Moment an, als sie an der Tür
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