Behemoth - Im Labyrinth der Macht
saß.
»Aye, Kanone«, murmelte Deryn und betrachtete die glitzernden Stahltürme auf den Elefantenrücken. Die Geschütze waren wohl das Wichtigste.
Klopp und Alek unterhielten sich weiter auf Mechanistisch, also spazierte Deryn zur anderen Seite des Balkons, um sich ein wenig die Beine zu vertreten. Vom wilden Ritt in dem Taxi tat ihr immer noch der Hintern weh; das war schlimmer gewesen, als auf einem Pferd zu galoppieren. Ihr war schleierhaft, wie es diese Mechanisten den ganzen Tag in ihren Maschinen aushielten: Diese Bewegungen fühlten sich einfach falsch an.
»Hast du dich verletzt?«, fragte Lilit von hinten, und Deryn zuckte zusammen. Das Mädchen schlich sich ständig an.
»Mir geht es bestens«, antwortete Deryn und zeigte zu den Kriegselefanten. »Sag mal, marschieren die eigentlich oft durch die Straßen und ruinieren das Pflaster?«
Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Für gewöhnlich bleiben sie vor der Stadt. Aber der Sultan will Stärke zeigen.«
»Na, das bestimmt. Entschuldige, wenn ich das so offen sage, doch ihr könnt sie nicht besiegen. Diese Läufer haben Kanonen und eure haben nur Greifer und Fäuste. Das ist, als wollte sich ein Boxer mit einem Pistolenschützen duellieren!«
»Die Welt ist auf Elefanten gebaut, sagt meine Großmutter immer.« Lilit seufzte. »Einem alten Gesetz zufolge dürfen wir unsere Läufer nicht so schwer bewaffnen wie die des Sultans. Wenigstens haben wir ihm Angst eingejagt. Seine Armee würde die Straßen nicht zertrampeln, wenn er nicht nervös geworden wäre!«
»Aye, möglicherweise ist er nervös. Nur dann bereitet er sich auch auf euch vor.«
»Die letzte Revolution hat erst vor sechs Jahren stattgefunden«, erklärte Lilit. »Er ist ständig vorbereitet.«
Deryn wollte sagen, wie aufmunternd das klinge, als sie ein eigenartiges Surren hörte. Sie drehte sich um und entdeckte einen bizarren Apparat, der über den Balkon wanderte. Er watschelte auf Stummelbeinen, sah aus wie die Kreuzung zwischen einem Reptil und einem Himmelbett und schnurrte wie ein Aufziehspielzeug. »Was zum Teufel ist das denn?«
»Das«, antwortete Lilit lächelnd, »ist meine Großmutter.«
Während sie zurück zu den anderen gingen, bemerkte Deryn einen grauen Haarschopf zwischen den weißen Kissen. Der gehörte zu einer alten Frau, ohne Zweifel zu der furchterregenden Nene, von der Alek ihr erzählt hatte.
Bovril schien sich zu freuen, sie zu sehen. Das Tier kletterte von Aleks Schulter, lief hinüber und krabbelte auf das Fußende des Bettes. Dort stand das Tierchen, glücklich wie ein Admiral auf hoher See, das Fell windzerzaust.
Alek verneigte sich vor der alten Frau und stellte ihr Meister Klopp und Korporal Bauer in einem Mechanisten-Wortschwall vor, der ausgesprochen höflich klang.
Nene nickte und richtete den stahlharten Blick auf Deryn. »Und Sie müssen der Junge von der Leviathan sein«, sagte sie in ebenso vornehmem Englisch wie Zaven. »Meine Enkelin hat mir von Ihnen erzählt.«
Deryn schlug die Hacken zusammen. »Kadett Dylan Sharp, zu Ihren Diensten, Ma’am.«
»Ihrem Tonfall nach stammen Sie aus Glasgow.«
»Aye, Ma’am. Sie haben ein gutes Ohr.«
»Ich habe sogar zwei«, gab Nene zurück. »Und Sie haben eine eigentümliche Stimme. Ihre Hände bitte.«
Deryn zögerte, doch als die alte Frau mit den Fingern schnippte, gehorchte sie unwillkürlich.
»Viele Schwielen«, sagte Nene, die ihre Hand aufmerksam abtastete. »Sie arbeiten hart, anders als Ihr Freund Prinz von Hohenberg. Sie zeichnen manchmal und für einen Jungen nähen Sie häufig.«
Deryn räusperte sich und erinnerte sich an ihre Tanten, die ihr Quilten beigebracht hatten. »Beim Air Service müssen wir Kadetten unsere Uniformen selbst flicken.«
»Wie fleißig. Meine Enkeltochter sagt, Sie würden uns nicht trauen?«
»Aye … Also, es ist mir ein wenig unangenehm, Ma’am. Ich habe Befehl, meine Mission hier geheim zu halten.«
»Sie haben Befehl?« Nene musterte Deryn von oben bis unten. »Sie tragen doch gar keine Uniform.«
»Das dient der Tarnung, Ma’am«, sagte Deryn. »Trotzdem bleibe ich Soldat.«
»Tarnung«, sagte Bovril und gluckste. » Mr Sharp!«
Deryn kniff die Augen zusammen und starrte das Tier an. Wenn es nur endlich damit aufhören würde!
»Nun, junger Mann, wenigstens sind Sie ehrlich, was Ihre Zweifel angeht«, sagte Nene. Sie ließ ihre Hand los und wandte sich an Alek. »Und, was halten Ihre Männer von unseren Läufern?«
Alek antwortete auf
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