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Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Titel: Behemoth - Im Labyrinth der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
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und fragte sich, wie lange dieser sinnlose Kampf noch weitergehen würde. Das dunkle Wasser in der Bucht, wo die Goeben untergegangen war, schäumte immer noch. Ob der Behemoth noch dort unten war und sich das Wirrwarr aus Öl und Stahl zum Abendbrot einverleibte?
    Der Scheinwerfer wurde abermals eingeschaltet und schnitt durch das Wasser, um das Tierchen anzulocken. Die Breslau stand als Nächstes auf dem Speiseplan.
    »Wenn das Komitee tatsächlich gewinnt«, meinte Deryn, »ist Deutschland die einzige verbliebene Mechanisten-Macht!«
    »Mein lieber Junge, vergessen Sie nicht Österreich-Ungarn.«
    »Ach ja, natürlich.« Deryn räusperte sich und verfluchte sich im Stillen. »Wie konnte ich die nur übersehen.«
    Dr. Barlow zog eine Augenbraue hoch. »Aleks eigenes Volk? Schon eigentümlich, Mr Sharp.«
    »Mr Sharp«, sagte eine Stimme über ihnen.
    Deryn blickte nach oben und bekam den Mund nicht mehr zu. Zwei kleine Augen spähten sie von der Decke aus an. Sie gehörten einem anderen Perspikuitiven Loris, der mit seinen winzigen Pfoten an einer Röhre für Boteneidechsen hing. Das Tier sah fast aus wie Bovril, nur fehlten die Flecken auf den Schenkeln.

    »Was zum Teufel?«
    Dann erinnerte sie sich: Es waren drei Eier gewesen. Bovrils, dazu das, welches vom Automaten des Sultans zerdrückt worden war, und eins, das sie völlig vergessen hatte. Natürlich musste es im Verlauf des letzten Monats geschlüpft sein.
    Dr. Barlow hob eine Hand und das andere Tierchen schaukelte an einem Arm wie ein Äffchen und ließ sich dann fallen. Es umkreiste den Arm der Wissenschaftlerin und glitt an der Schulter nach unten.
    »Mr Sharp«, sagte der neue Loris.
    » Mr Sharp«, verbesserte Bovril, und dann begannen beide zu glucksen.
    »Warum lacht es denn ständig?«, erkundigte sich Dr. Barlow.
    »Ich habe keine brüllende Ahnung«, antwortete Deryn. »Manchmal glaube ich, es ist nicht ganz richtig im Oberstübchen.«
    »Revolution«, verkündete Bovril.
    Deryn starrte das Tier an. Nie zuvor hatte sie gehört, wie es etwas einfach aus dem Nichts heraus sagte.
    Das neue Tier wiederholte das Wort, kaute es fröhlich durch und erwiderte dann: »Gleichgewicht der Mächte.«
    Bovril lachte über den Ausdruck und wiederholte ihn dann eifrig.
    Deryn schaute mit wachsendem Erstaunen zu, wie die beiden plapperten und jeweils das Wort wiederholten, das vom anderen vorgegeben wurde. Bald mischten sich Englisch, Mechanistisch, Armenisch, Türkisch und ein halbes Dutzend anderer Sprachen.
    Schließlich wiederholte Bovril ganze Unterhaltungen zwischen Deryn und Alek oder Lilit oder Zaven, während das neue Tierchen Aussprüche machte, die wie Dr. Barlow oder sogar manchmal wie Graf Volger klangen.
    »Entschuldigung, Ma’am«, flüsterte Deryn, »aber was treiben die da eigentlich?«
    Dr. Barlow lächelte. »Junger Mann, Sie tun nur das, was ihre Natur ist.«
    »Aber sie sind Tierschöpfungen! Was ist denn ihre Natur ?«
    »Na ja, sie wollen immer perspikuitiver werden, das versteht sich doch von selbst.«

43. Kapitel
    Am nächsten Morgen bekam Alek die Erlaubnis, Volger zu besuchen.
    Als die Wache ihn in die Kabine des Wildgrafen führte, fiel Alek auf, dass die Tür nicht verschlossen war. Alek selbst hatte man in der vergangenen Nacht höflich behandelt, eher wie einen Gast und nicht wie einen Gefangenen. Vielleicht hatten die Spannungen zwischen den Darwinisten und seinen Männern im letzten Monat ein wenig nachgelassen.
    Graf Volger sah aus, als ginge es ihm recht gut. Er nahm gerade sein Frühstück ein, weich gekochte Eier und Toast, und er machte sich nicht einmal die Mühe, aufzustehen, als Alek eintrat. Er nickte lediglich und sagte: »Prinz Aleksandar.«
    Auch Alek nickte. »Graf.«
    Volger widmete sich wieder der Aufgabe, kratzend Butter auf einer Scheibe Toast zu verteilen.
    Während Alek dastand und wartete, fühlte er sich wie ein Schuljunge, der zur Bestrafung gerufen wurde. Natürlich hatte er nie eine Schule besucht, doch irgendwie brachten Erwachsene – ob nun Lehrer, Eltern oder großmütterliche Revolutionäre wie Nene – ihre Enttäuschung stets auf die gleiche Weise zum Ausdruck. Bestimmt unterschieden sich Schulmeister nicht so sehr davon.
    Schließlich seufzte Alek. »Vielleicht erspart es uns etwas Zeit, wenn ich anfange.«
    »Wie Sie wünschen.«
    »Wollen Sie mir sagen, ich sei ein Narr, weil ich mich wieder gefangen nehmen lassen habe? Dass es Wahnsinn war, mich in die osmanische Politik einzumischen?

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