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Bei Anbruch des Tages

Bei Anbruch des Tages

Titel: Bei Anbruch des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sveva Casati Modignani
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musterte.
    Â»Bist du wieder schwanger?«, fragte er, während Léonie an dem bernsteinfarbenen Getränk nippte.
    Â»Nein, aber wir können nur kurz zusammen sein, weil meine Tochter Geburtstag hat.«
    Â»Ich weiß.« Roger nickte.
    Als Léonie am Morgen mit ihrem Mann und den drei älteren Kindern gefrühstückt hatte, hatte Guido sie neugierig angesehen.
    Â»Ist irgendwas?«, hatte sie schließlich gefragt.
    Â»Ich wüsste gern, was du für Giacintas Geburtstag organisiert hast.«
    Â»Nur eine Torte mit einer Kerze, jede Menge frisch gepressten Orangensaft und einen mit einer Klaviertastatur bedruckten Gummiteppich, der Töne von sich gibt, wenn man darüberläuft.«
    Die drei größeren Kinder, denen so schnell nichts entging, wenn sich ihre Eltern unterhielten, hatten sich begeistert eingemischt. Alle drei wollten den Musikteppich sehen.
    Â»Kommt gar nicht infrage! Wenn ihr aus der Schule kommt, feiert ihr gemeinsam mit uns den Geburtstag eurer Schwester«, hatte Léonie bestimmt.
    Â»Aber das ist nicht fair! Diese Zimperliese bekommt einen Teppich, der Musik macht, und ich gar nichts!«, protestierte Gioia, die vor einiger Zeit endlich angefangen hatte, Italienisch zu sprechen.
    Â»Die wissen auch nicht mehr, was sie noch alles erfinden sollen, um unsere Kinder zu verblöden«, hatte Cavalier Cantoni gebrummt. Er schenkte dem Kind wie an jedem Geburtstag eines Enkels eine Goldmünze.
    Â»Ich dachte, du würdest heute wie immer wegfahren«, hakte ihr Mann nach. Léonie wollte gar nicht erst auf die Provokation eingehen und sagte nur entschieden: »Ich werde rechtzeitig zurück sein, wenn meine Rasselbande am Nachmittag nach Hause kommt, um Giacinta zu feiern.«
    Guido hatte die beiden Söhne in die Schule und den Kindergarten gebracht, Gioia und Giacinto waren der Obhut des Kindermädchens übergeben worden, und sie war nach Varenna aufgebrochen.
    Â»Es fällt mir schwer, dich zurückzulassen, aber ich muss zu meiner Kleinen«, sagte sie zu Roger.
    Â»Fahr nur!«, ermutigte er sie und lächelte, als wolle er sagen, dass Kinder die oberste Priorität hatten.
    Dann fügte er hinzu: »Komm, ich bring dich zum Parkplatz. Fahr vorsichtig, denn die Straßen sind nach wie vor verschneit.«
    Er erhob sich als Erster, half ihr in die Jacke und führte sie zu der Treppe vom Vicolo del Prestino zum Parkplatz.
    Erst als sie einsteigen wollte, drückte er sie fest an sich und sagte: »Bis nächstes Jahr, mein Schatz! Zwölf Monate vergehen schnell, glaub mir. In der Zwischenzeit werde ich immer an dich denken und dich begehren.«
    Sie setzte sich ans Steuer und kurbelte das Fenster herunter.
    Â»Und was machst du heute noch?«
    Â»Ich werde mich auf unser Zimmer zurückziehen und von dir träumen. Fahr vorsichtig, und wenn du mir einen echten Gefallen tun willst, gib im Hotel Bescheid, sobald du heil angekommen bist. Aber wenn ich’s mir recht überlege: Ruf lieber nicht an.«
    Â»Bis nächstes Jahr!«, sagte Léonie.

Varenna, sechs Jahre später

1
    K aum zu glauben, dass schon fast Weihnachten ist!«, sagte Léonie.
    Â»Es ist ein wunderbarer, warmer Tag, ja, es riecht sogar nach Frühling«, erwiderte Roger.
    Sie saßen im Bademantel auf der Terrasse ihrer Suite im Hôtel du Lac.
    Â»Du hast mir noch gar nichts von dir erzählt. Davon, wie das letzte Jahr so war«, sagte sie.
    Â»Wann hätte ich das denn tun sollen?«, fragte er lächelnd.
    Â»Tja, bei deinem stürmischen Empfang …« Sie lachte.
    Â»Jetzt gib nicht allein mir die Schuld! Du warst wie ausgehungert.«
    Â»Wir mussten die verlorene Zeit nachholen«, sagte sie in Anspielung auf ihr letztes Treffen, als sie nach einer Pause von sechs Jahren wieder schwanger gewesen war. Dann fuhr sie fort: »Ehrlich gesagt war Giuditta ein Unfall. Mein Mann und ich hatten nicht vor, ein fünftes Kind in die Welt zu setzen.«
    Â»Warum nicht? Du liebst doch Kinder.«
    Â»Weil die letzten sechs Jahre ohne Schwangerschaft wunderschön waren. Ich konnte richtig arbeiten und meiner Mutterrolle gerecht werden. Jetzt reicht es mit den Kindern, nicht einmal mehr aus Versehen!«
    Sie schwiegen, lauschten den ans Ufer schlagenden Wellen.
    Â»Du hast mir immer noch nichts von dir erzählt«, wiederholte Léonie kurz darauf.
    Â»Wollen wir essen gehen?«, schlug Roger vor und erhob

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