Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bei Interview Mord

Bei Interview Mord

Titel: Bei Interview Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
Vom Netzwerk:
amtlich geworden. Er hatte rittlings auf seiner Maschine etwas abseits des Geschehens gesessen, den Helm auf dem Kopf, die Maschine aus. Offenbar hatte er einen Rucksack dabeigehabt. Den hatte er seelenruhig abgenommen, etwas zusammengebaut, das sich dann als Armbrust entpuppte, und ehe jemand so richtig darauf aufmerksam werden konnte, hatte er sie schon gespannt und den Pfeil abgeschossen. Praktisch im selben Moment war er mit dem Motorrad losgefahren, die Laurentiusstraße hinauf, wo sich seine Spur verlor.
    Niemand war ihm gefolgt. Die Leute in seiner Nähe hatten sogar geglaubt, der Schuss habe etwas mit der Zauberei zu tun. Mit dem Trick, den Landini angekündigt hatte.
    Moitzfeld, Herkenrath und Herrenstrunden: Die Ortsnamen auf der Karte kamen mir bekannt vor.
    Wie viele Jahre war das jetzt her? Drei? Oder vier?
    Damals hatte ich den Mord an einem Gladbacher Bauunternehmer aufgeklärt und bei der Gelegenheit diesen Teil des Bergischen Landes besser kennen gelernt, als mir lieb war.
    Ob es Theresa noch gab? Die burschikose Pensionswirtin, mit der man Pferde stehlen konnte?
    Nachdem ich nach langem Kampf mit dem Berufsverkehr endlich die A 4 erreicht hatte, ging es von Moitzfeld den Berg hinauf bis zur alten Wipperführter Straße, die als B 506 oben auf dem Bergkamm weiter ins Bergische hineinführte. Von hier aus hatte man eine weite Sicht über die grünen Hügel und Wälder. Es war Mai, auch wenn man bei den Temperaturen nicht so recht daran glauben wollte.
    Eine Abzweigung brachte mich in das Industriegebiet Kürten- Herweg, und mit einem Mal war der romantische Blick in die Ferne von kantigen Lagerhallen versperrt. Ganz am Ende der Straße verschwanden die Betriebsgebäude und machten einer riesigen Parkfläche Platz, begrenzt von einem lang gestreckten Haus, das sich weich an die grüne Landschaft anzuschmiegen schien. Das obere Stockwerk bestand aus einer langen Reihe schräger Glasfenster, die in die Landschaft hinausblickten. »B & R Medientechnik« stand auf einem Schild, das »&«-Zeichen kringelte sich hübsch als Notenschlüssel, darunter war das gelbe Radio-Berg-Logo mit Frequenzen zu sehen.
    Ich marschierte über den schotterbedeckten Parkplatz. Kein Mensch war zu sehen. Die Eingangstür des Gebäudes öffnete sich, als ich dagegen drückte. Ich gelangte in ein Treppenhaus, in dem es nach frischem Putz und trocknender Farbe roch. Hatte Jutta nicht erwähnt, dass der Sender noch nicht so lange hier oben war?
    Mein Aufstieg über die Treppe endete an einer kleinen, fast unscheinbar wirkenden Tür, auf die ein versteckter Projektor die Wörter »Radio Berg« warf. Nette Idee, dachte ich. Vielleicht könnte ich auf diese Weise Werbung für meine Detektei machen. Vom Nachbarhaus könnte ›Detektei Rott‹ auf meine Fassade geschickt werden.
    Ich klingelte und wartete, von einer Videoüberwachung in der Wand beobachtet. Dann ging die Tür auf.
    Eine blonde Frau an einem runden Tresen wünschte einen guten Morgen, musterte mich und fragte, womit sie mir helfen konnte.
    Ich bat um ein Gespräch mit Frau Schall, aber die Empfangsdame schüttelte den Kopf.
    »Tut mir Leid, die Redaktionskonferenz hat gerade angefangen. Kann ich Ihnen weiterhelfen?«
    »Rott«, stellte ich mich vor, und da es nicht die mit Jutta besprochenen Spielregeln verletzte, zog ich meine Lizenz aus der Tasche und legte sie auf den Tresen. »Der ›Tell von Gladbach‹ schickt mich«, versuchte ich einen Witz zu machen.
    Die Frau nickte. »Wir werden ein paar Minuten für Sie finden«, sagte sie, kam hinter dem Tresen hervor und bat mich, ihr zu folgen.
    Ein langer, weiß gestrichener Gang mit tiefblauem Teppichboden führte weit geradeaus. Von den Seiten fiel Sonnenlicht herein. Ich wurde in einen großen, sehr hellen Raum geführt, in dem verwaiste Schreibtische mit Computern standen. Hinter der schrägen Fensterfront erhob sich ein tiefgrünes Stück Wald. Ich sank auf einen der Bürostühle und wartete. Im Hintergrund rieselte Musik. Das Radioprogramm.
    Knapp zwanzig Minuten später ging irgendwo eine Tür auf, und der Redaktionsraum füllte sich mit Menschen - die Reporter und Redakteure. Durch die Bank jünger als ich. Manche beäugten mich neugierig, doch niemand sprach mich an. Als Letzte sah ich eine ziemlich kleine Frau in schwarzem Pulli und Jeans, die eher in meiner Altersklasse zu sein schien. Sie verschwand aus meinem Blickfeld, kam aber wenige Sekunden später wieder um die Ecke und sah mich lächelnd an.
    Attraktive

Weitere Kostenlose Bücher