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Bei Interview Mord

Bei Interview Mord

Titel: Bei Interview Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Frau, dachte ich. Dunkle Haare, dunkle Augen. Apart. Ich stand auf und gab ihr die Hand.
    »Herr Rott? Freut mich, dass Sie zu uns gefunden haben. Claudia Schall.« Ich konnte kaum eine Begrüßung murmeln, da drehte sie sich schon um und bewegte sich in schnellen Schritten in Richtung Gang. »Wir gehen mal eben rüber zu mir, ja?«
    Nach wenigen Metern über den blauen Teppich erreichten wir Frau Schalls Büro. Ein großer Schreibtisch strebte diagonal zur Fensterfront. Vorn, gleich am Eingang, stand ein kleiner runder Tisch, der aus einem Café hätte stammen können. In einem Schälchen lagen Kekse.
    »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten, Herr Rott?«
    Ich lehnte ab, aber sie verschwand um die Ecke und war Sekunden später wieder da - mit einer Dose Cola und einem Becher in der Hand. Sie schloss die Tür, und wir setzten uns.
    »Sie sind also der Detektiv?«, fragte sie und goss die schwarze Limo ein, wobei sie mich genau im Auge behielt. Höchstens eine halbe Sekunde schweifte ihr Blick ab - genau in dem Moment, als die Cola überzulaufen drohte.
    »Jutta kam auf die Idee, dass es für sie als Journalistin interessant sein könnte, herauszufinden, was es mit diesem Mord auf sich hat. Und da hat sie mir den Fall angeboten.« Die Version stimmte nicht ganz, aber so klang es rund.
    »Sie sind mit ihr verwandt, habe ich gehört? Ihr Cousin?«
    »Ihr Neffe. Ich komme auch aus Wuppertal.«
    »Interessant«, sagte Frau Schall, und ich hatte auf einmal das Gefühl, als scanne sie mich nach einer Geschichte ab. Gar nicht schlecht. Das konnte sie haben.
    »Die Sache ist eine Katastrophe für unseren Sender«, fuhr sie fort, und ich sah ihr an, dass ihr die Geschichte auch persönlich zu schaffen machte.
    »Sie wissen aber, dass wir mit Ihnen offiziell nicht zusammenarbeiten können?«, fragte sie und nahm einen Schluck Cola. »Ich habe sehr gute Kontakte zur Polizei, die ich nicht gefährden möchte. Trotzdem hat Jutta natürlich Recht: Wenn Sie wirklich rauskriegen könnten, wer hinter diesem Mord steckt, der praktisch live über den Sender ging, wäre das eine Geschichte für uns, unabhängig davon, dass ich alles dafür tun würde, dass die Sache aufgeklärt wird. Gerade zum jetzigen Zeitpunkt.«
    »Was heißt das?«
    »Hat Jutta Ihnen das nicht gesagt? Wir haben in diesem Jahr zehnjähriges Jubiläum. Es gibt alle möglichen Aktionen. Juttas Interviewserie ist letztlich auch eine davon. Dass der Sender gerade jetzt mit einem Mordfall in Verbindung gebracht wird, gefällt mir natürlich nicht. Wobei ich nicht sagen will, dass es mir zu anderer Zeit gefallen hätte.« Sie verzog den Mund zu einem Lächeln.
    »Ich verstehe schon.«
    »Was wollen Sie als Erstes tun?«, fragte sie.
    »Sie erwähnten Ihre guten Kontakte zur Polizei. Leider kann ich selbst nicht an die Behörden herantreten. Ich muss aber an alle Infos kommen, die Ihre Journalisten haben. Alles, was Sie wissen, sollten Sie mir bitte zur Verfügung stellen. Auch wenn es nicht zur Veröffentlichung bestimmt ist.«
    »Was nicht für die Veröffentlichung bestimmt ist, erfahren wir auch nicht.«
    Ich gab ihr augenzwinkerndes Lächeln zurück. »Man erfährt doch immer ein bisschen mehr. Sonst wären Ihre Kontakte zur Polizei ja nicht so gut, wie Sie sagen, und Sie könnten gleich den Polizeibericht vorlesen.«
    Sie lächelte, lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. »Okay.«
    »Verlieren wir keine Zeit«, sagte ich. »Gibt es irgendwas Neues?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nichts. Seit gestern Abend hüllt sich die Polizei in Schweigen. Irgendjemand hat aber die Behörden doch darauf festgenagelt, dass der Motorradfahrer im Spiel war. Die Information stammt wohl von den Zeugen auf dem Adenauerplatz. Die Polizei hat sie nicht dementiert, und daher ist das jetzt auch die offizielle Version. Es scheint aber noch keinen Verdächtigen zu geben. Ihre Chancen stehen gut.«
    »Was ist mit Heike Quisselborn, der Braut? Kann man mit ihr sprechen?«
    »Das wissen wir gleich. Einen Moment, bitte.« Sie stand auf und ging auf den Flur hinaus.
    Kurz darauf kam sie mit einem braunhaarigen, großen Mann zurück und stellte uns vor: »Peter Volkmer«, sagte sie. »Peter machte gerade die ›Drivetime‹ , als es passiert ist.«
    »Sie waren der Moderator im Studio?«
    Peter Volkmer nickte und sah dann die Chefredakteurin fragend an. »Ist Herr Rott von der Polizei?«, wollte er wissen.
    »Nein, aber wir sagen ihm trotzdem alles«, erklärte sie, schloss die Tür, und dann saßen

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