Bei Interview Mord
wir zu dritt an dem kleinen Tischchen. Claudia Schall weihte Peter Volkmer in kurzen Worten in unseren Plan ein. Ich wiederum erfuhr, dass Volkmer als Reporter in diesem Fall abgestellt war.
Als er hörte, warum ich hier war, staunte er. »Mann, das ist ja mal was Interessantes, ein Privatdetektiv.« Er warf mir einen ähnlich scannenden Blick zu wie vorhin Frau Schall. »Neulich hatten wir einen Krimiautor hier im Studio - Juttas erster Beitrag. Vielleicht können wir Sie mal zusammenbringen?«
»Bloß nicht«, sagte ich und hob die Hand. »Krimiautoren haben keine Ahnung von der Realität.« Frau Schall und Peter Volkmer lächelten. Offenbar sahen sie in diesem Standpunkt den Keim für einen schönen Schlagabtausch. Was mir wiederum recht gewesen wäre.
Volkmer kam auf unser Thema zurück. »Magic Landini starb noch auf der Rathaustreppe.«
Ich nickte. »Mit Jutta habe ich gestern noch ausführlich sprechen können. Wissen Sie, wer noch dabei war? Kennen Sie einen der Hochzeitsgäste?«
Volkmer schüttelte den Kopf. »Allerdings hatte Jutta noch einen Kollegen von uns mit draußen, abgesehen von den Technikern.«
»Wen?«
»Meinen Kollegen Volker Sailer. Es war Juttas erster Liveauftritt, und bei so einer Premiere schicken wir immer jemand Erfahrenen mit. Er war allerdings bei weitem nicht so nah dran wie Jutta. Soweit ich weiß, war er gerade im Ü-Wagen, als es passierte. Etwa dreißig Meter entfernt, gleich neben dem Springbrunnen auf dem Platz.«
»Kann ich mit Herrn Sailer sprechen?«
»Schlecht. Er hatte heute Morgen mit mir Frühdienst. ›Hallo Wach‹ , unsere erste Sendung morgens. Er hat sich danach freigenommen. Nach dem Stress gestern hat er praktisch die ganze Nacht nicht schlafen können.«
»Gut«, sagte ich, »ich spreche später mal mit ihm. Was ist mit der Braut Heike Quisselborn? Ist sie ansprechbar?«
»Offenbar nicht. Sie wurde gestern ins Krankenhaus gebracht, und auch heute kommt man nicht an sie ran. Uns geht das zu weit, sie zum Interview irgendwo abzufangen. Ich weiß aber, dass Kollegen von anderen Medien es versucht haben. Ohne Erfolg. Entweder ist sie noch im Krankenhaus, oder sie verbarrikadiert sich zu Hause.«
»Sie wohnt doch in Landauers Haus in der Schreibersheide?«
Volkmer nickte. »Davon gehe ich aus.«
»Dieses Interview mit Landauer - haben Sie das vorher im Radio angekündigt?«
Beide nickten. »Natürlich«, sagte Frau Schall. »Es liefen Trailer.«
»Und Sie haben dabei auch gesagt, wo und wann es stattfindet?«
Jetzt antwortete Volkmer. »Wir haben gesagt, dass wir Landauer interviewen und dass wir es direkt nach seiner Hochzeit tun. Und dass die Hochzeit in Bergisch Gladbach stattfindet.«
»Aber Sie haben nicht gesagt, wo genau?«
Claudia Schall schüttelte den Kopf. »Jeder hier in der Gegend weiß, dass sich das Gladbacher Standesamt im Rathaus befindet. Der Mörder ganz sicher auch.«
»Gut. Eine letzte Sache: Landini ist doch vor ein paar Monaten im Fernsehen aufgetreten, bei dieser Geburtstagsparty. Haben Sie einen Mitschnitt von der Sendung?«
»Wir versuchen ihn zu kriegen. Ob es klappt, weiß ich nicht. Der MDR ist ja öffentlich-rechtlich.«
Volkmer stand auf. »Wenn wir damit erst mal durch wären… Ich muss wieder.«
»Wie wollen Sie vorgehen?«, fragte Frau Schall und nippte an ihrer Cola.
»Ich werde mir als Nächstes ein Bild vom Tatort machen. Ich bin sicher, dass ich danach ein Stück weiter bin. Ihre Sendungen ›Hallo Wach‹ und ›Drive Time‹ und so weiter - werden die aus diesem Haus gesendet?«
»Hat das was mit dem Fall zu tun?«
»Ehrlich gesagt bin ich nur neugierig.«
»Kommen Sie, ich zeig's Ihnen.«
Wir standen auf und gingen ein paar Meter über den Flur. Etwas weiter hinten, auf der anderen Seite, durfte ich einen Blick in ein Studio werfen. Auch dieser Raum war wie wohl alle hier auf der hinteren Seite von einer schrägen Glasfront begrenzt. Eine Redakteurin saß in einem Bürostuhl, und um sie herum krümmte sich ein großer halbrunder Tisch aus hellem Holz mit eingearbeitetem Mischpult. Daneben gleich mehrere Computerbildschirme, Tastaturen und Telefone. Mikros reckten sich über den Tisch. Auf einem kleinen Display in der Mitte erschienen leuchtende rote Pünktchen im Sekundentakt, formten nach und nach einen Kreis und umrundeten die digital angezeigte Uhrzeit. Elf Uhr zweiunddreißig.
»Wir rufen Sie an, wenn es Neuigkeiten gibt.« Frau Schall zückte einen Stift. »Wie ist denn Ihre Handynummer?«
Ich
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