Bei Null bist du Tod
und jetzt treibe ich auf dem Ozean und suche verzweifelt nach einem Rettungsring. Ich weiß nicht, in welche Richtung ich mich wenden soll, und fühle mich vollkommen hilflos. Wir müssen diese Katastrophe verhindern, Mario.«
»Ich arbeite, so schnell ich kann.«
»Das weiß ich.« Sie ging zur Tür. »Ich komme morgen früh wieder.«
»Daran zweifle ich nicht.« Mario beugte sich wieder über seinen Schreibtisch. »Gute Nacht, Jane. Und schlafen Sie gut.«
Der sarkastische Unterton war ihr nicht entgangen. Sie konnte ihm keinen Vorwurf machen, obwohl es eigentlich nicht zu dem Mario passte, den sie bei ihrer Ankunft kennen gelernt hatte. Andererseits hatte der tragische Tod seines Vaters Mario verändert. Alles Jungenhafte und Weiche an ihm war verschwunden, und sie war sich nicht sicher, ob sie Mario noch wiedererkennen würde, wenn das alles ausgestanden war.
Hatte auch sie sich verändert? Wahrscheinlich. Mikes Tod und dieser Horror, der über ihnen hing wie ein Damoklesschwert, hatten sie bis ins Mark erschüttert. Und sie hatte noch nie in ihrem Leben so intensiven Sex gehabt wie mit Trevor.
Trevor.
Mit intensiv ließ sich das, was zwischen ihnen war, nicht beschreiben. Schon der Gedanke an ihn versetzte ihren Körper in Bereitschaft. Gott, wieso zerbrach sie sich den Kopf darüber, wie sehr sie oder sonst jemand dabei war, sich zu verändern. Niemand wusste, was morgen passieren würde. Sie mussten jeden Augenblick auskosten, solange sie noch die Chance dazu hatten.
Sein Schlafzimmer. Er hatte gesagt, er würde auf sie warten.
Aber sie war keine zehn Minuten bei Mario gewesen, und Trevor hatte die Dinge, die er sich vorgenommen hatte, wahrscheinlich noch nicht erledigt. Sie würde erst einmal duschen und dann zu ihm gehen.
Zu ihm gehen. Zu ihm ins Bett gehen. Mit klopfendem Herzen lief sie den Flur entlang. An den steinernen Wänden leuchteten elektrische Fackeln und warfen dreieckige Schatten an die gewölbte Holzdecke und auf die Gobelins, die an sämtlichen Wänden hingen. Die MacDuffs hatten offenbar eine große Vorliebe für Gobelins …
Zu einer Verabredung in der alten Burg zu gehen war seltsam. Sie kam sich beinahe vor wie die Geliebte des alten MacDuff. Falls er eine Geliebte gehabt hatte. Die meisten Adeligen hatten Geliebte gehabt, doch vielleicht war Angus ja eine Ausnahme gewesen. Sie würde den jetzigen MacDuff morgen danach fragen.
Jane öffnete die Tür zu ihrem Zimmer. Im Dunkeln warf sie ihre Handtasche auf den Sessel neben der Tür und langte nach dem Lichtschalter.
»Nicht einschalten.«
Sie erstarrte.
»Keine Angst. Ich werde dir nichts tun.«
Jock.
Ihr Puls raste. Sie holte tief Luft und wandte sich der Zimmerecke zu, aus der seine Stimme gekommen war. Nur schwaches Mondlicht fiel durch das Fenster, und es dauerte einen Moment, bis sie ihn ausmachen konnte. Er saß auf dem Boden, die Knie mit den Armen umschlungen. »Was tust du hier, Jock?«
»Ich wollte mit dir reden.« Sie konnte erkennen, dass seine Hände sich zu Fäusten ballten. »Ich muss mit dir reden.«
»Kann das nicht bis morgen warten?«
»Nein.« Er schwieg einen Moment. »Ich war sauer auf dich. Was du gesagt hast, hat mir nicht gefallen. Eine Zeit lang wollte ich dir wehtun. Aber das hab ich dem Burgherrn nicht gesagt. Er würde wütend auf mich werden, wenn ich dir wehtäte.«
»Längst nicht so wütend wie ich.«
»Du könntest nicht mehr wütend werden, denn dann wärst du tot.«
Klang da eine Spur von schwarzem Humor in seinen Worten mit? Sie wusste es nicht, weil sie sein Gesicht nicht sehen konnte. »Heißt wehtun für dich automatisch töten, Jock?«
»Es läuft darauf hinaus. Es passiert so schnell …«
»Worüber wolltest du mit mir reden?«
»Rei – Reilly.« Er atmete tief durch und setzte noch einmal an. »Reilly. Es fällt mir schwer, über ihn zu sprechen. Er – will – nicht, dass – ich – es tue.«
»Aber du tust es trotzdem. Das bedeutet, dass du stärker bist als er.«
»Noch nicht. Eines Tages.«
»Wann?«
»Wenn er tot ist. Wenn ich ihn töte.« Er sprach die Worte kühl und sachlich aus.
»Du brauchst ihn nicht zu töten, Jock. Sag uns einfach, wo er ist, und wir sorgen dafür, dass die Polizei das übernimmt.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich muss es selbst tun. Es muss sein.«
»Warum?«
»Wenn ich es nicht tue, wird der Burgherr versuchen, es für mich zu tun, darum. Er wird nicht warten, bis es jemand anders tut. Er ist … wütend auf ihn.«
»Weil Reilly
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