Bei Null bist du Tod
Regalen, auf denen Vasen, Schalen und Schmuckstücke zu sehen waren. In der hinteren Ecke des Raums befand sich eine offene Truhe, aus der Goldmünzen quollen.
Sie befeuchtete ihre Lippen. »Lebendes Vorbild? Tut mir Leid, ich war vor zweitausend Jahren noch nicht auf der Welt, um Cira zu zeichnen.«
»Aber vielleicht haben Sie den Ort entdeckt, wo sie das Gold versteckt hat, und ihn gezeichnet.«
»Das ist ja absurd. Diese Zeichnung ist meiner Fantasie entsprungen.«
»Möglich. Doch ich beschäftige mich schon seit Wochen mit diesem Gemälde. Ich habe intensive Nachforschungen angestellt und entdeckt, dass die Streifen in dem Gestein in Formationen in Italien zu finden sind, und zwar in der Nähe von Herkulaneum. Wie gesagt, dieses Detail ist wirklich erstaunlich.«
»Woher haben Sie meinen Zeichenblock?«
»Grozak hat ihn aus Trevors Hotelzimmer gestohlen und mir geschickt. Er dachte, die Zeichnungen würden mich neugierig machen.« Er lächelte. »Er hatte Recht. Sie haben mich auf einige sehr reizvolle Möglichkeiten gebracht.«
»Hören Sie, ich weiß überhaupt nichts über das Gold.«
»Das werden wir ja sehen. In wenigen Wochen werde ich alles über Sie wissen.«
Er zeigte auf eine kleine Glasvitrine in dem Regal. »Einige dieser Münzen sind ein Vermögen wert, doch die eine, um die die ganze Welt mich beneiden würde, habe ich nie gefunden. Ich träume schon seit Jahren davon, sie zu besitzen. Womöglich werden Sie mir zu diesem Ruhm verhelfen können.«
»Wie bitte?«
»In der Truhe mit Ciras Gold könnte sich eine der Münzen befinden, die Judas für den Verrat an Jesus erhalten hat.«
»Was für ein Schwachsinn.«
Er zeigte auf das Buch, das neben der Vitrine lag. »Nicht, wenn man Gerüchten glaubt, die seit Jahrhunderten kursieren. Das wäre doch eine unglaubliche Sensation.« Er lächelte. »Ich werde alles haben. Das Gold, den Ruhm und die Statue von Cira, die Trevor mir gestohlen hat.«
»Es wird Ihnen schwer fallen, die von Nordkorea aus zu stehlen.«
»Eigentlich nicht. Ich habe auf der ganzen Welt Leute, die nur darauf warten, mir meine Wünsche zu erfüllen.«
»Bis Sie dazu kommen, die Statue an sich zu bringen, wird MacDuff sie längst für sich selbst in Besitz genommen und in Sicherheit gebracht haben. Er ist genauso besessen von Cira wie alle anderen.«
»Ich weiß. Vor ein paar Jahren, als wir beide auf der Suche nach demselben Dokument waren, wäre er mir beinahe in die Quere gekommen.«
»Was für ein Dokument?«
Er wies auf den Aktenschrank in einer Ecke des Raums. »Das Original bewahre ich in einem speziellen, luftdichten Behälter auf, doch die Übersetzung befindet sich da drin. Es hat mich in Bezug auf Cira und das Gold auf ganz neue Gedanken gebracht.« Er lächelte. »Wenn Sie folgsam sind, lasse ich Sie vielleicht die Übersetzung lesen, sobald wir mit Ihrer Konditionierung Fortschritte gemacht haben.«
Sie zuckte zusammen. »Ich werde nicht folgsam sein, Sie Dreckskerl. Ich werde mir von Ihnen gar nichts befehlen lassen.«
Er lachte leise in sich hinein. »Wie respektlos. Nun, wenn ich Grozak wäre, würde ich Sie dafür ohrfeigen. Glücklicherweise bin ich nicht Grozak.« Er drehte sich zu Kim um, die gerade in den Raum gekommen war. »Sag Norton, er soll zu der Stelle gehen, wo die Mine hochgegangen ist. Falls Trevor noch lebt, töte ihn.«
»Nein!« Panik ergriff sie. »Das können Sie doch nicht tun.«
»Doch. Ich kann alles tun, was mir beliebt. Genau das werden Sie lernen müssen. Los, geh schon, Kim, sag Norton Bescheid.«
Kim wandte sich zum Gehen.
»Nein!«
»Da Sie noch neu sind, könnte ich mir überlegen, Kim zurückzupfeifen, wenn Sie mich ganz höflich darum bitten.« Er grinste. »Aber dann müssten Sie ›bitte‹ sagen.«
In der Erwartung, dass sie klein beigeben würde, sah er sie voller boshafter Genugtuung an. Am liebsten hätte sie ihm das Genick gebrochen.
Aber für ihren Stolz konnte sie nicht riskieren, dass Reilly Trevor töten ließ, bloß um ihr eine Lehre zu erteilen. »Bitte«, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen.
»Nicht sehr freundlich, aber ich will gnädig sein und anerkennen, dass Sie Ihre Lektion gelernt haben.« Er gab Kim ein Zeichen, woraufhin sie den Raum verließ. »Allerdings hätte Cira wahrscheinlich eher zugelassen, dass ich Trevor töte, anstatt mir diese Genugtuung zu verschaffen.«
»Nein, das hätte sie nicht. Sie hätte erst nachgegeben und dann auf eine Gelegenheit gewartet, es Ihnen
Weitere Kostenlose Bücher