Bei Null bist du Tod
heimzuzahlen.«
»Sie scheinen sich dessen ja erstaunlich sicher zu sein.« Er legte den Kopf schief. »Viel versprechend. Äußerst viel versprechend.«
Wieder überlief sie ein Schauer. Reilly war wirklich gerissen. Innerhalb weniger Minuten hatte er es geschafft, sie seinem Willen zu unterwerfen, obwohl sie das nie für möglich gehalten hätte.
»Sie haben Angst«, sagte er leise. »Das ist immer der erste Schritt. Ich muss den Schlüssel finden und ihn umdrehen. Sie haben keine Angst um sich selbst, doch Sie haben Angst um Trevor. Wirklich jammerschade, dass er wahrscheinlich tot ist. Er könnte sich als wertvolles Werkzeug erweisen.« Er wandte sich um und nahm eine Aktentasche vom Schreibtisch. »Aber wir haben ja immer noch Joe Quinn und Eve Duncan.« Vorsichtig verstaute er erst die Münzen und dann die Übersetzungen aus dem Aktenschrank in der Tasche. »Das eine Werkzeug kann ebenso effizient sein wie das andere.«
»Haben Sie Jock auf diese Weise konditioniert? Haben Sie ihm angedroht, Menschen zu töten, die er liebt?«
»Teilweise. Aber ich musste bestimmte Informationen aus ihm herausbekommen, deswegen wollte ich eine Mischung aus Drogen und psychologischer Konditionierung anwenden. Eine ähnliche Methode werde ich auch bei Ihnen anwenden, doch jeder Fall liegt anders.«
»Jeder Fall ist eine Horrorgeschichte. Sie sind eine Horrorgeschichte.«
»Aber enthalten die faszinierendsten Geschichten in der Literatur nicht alle Horrorelemente? Frankenstein, Lestat, Dorian Gray.« Er machte die Aktentasche zu. »Kommen Sie. Vielleicht sollte ich die Originalmanuskripte lieber auch noch mit –«
Sein Handy klingelte und er nahm das Gespräch an.
»Dafür ist es zu spät«, sagte Jock.
»Du hast den verdammten Zeitzünder angebracht«, fauchte Trevor. »Jetzt mach es gefälligst wieder rückgängig–«
»Das geht nicht«, sagte MacDuff, während er Trevors Schulter verband. »Der Zünder ist schon aktiviert. Er hatte nicht vor, hier zu bleiben. Sobald er sich dem Landeplatz nähert, wird die Explosion ihn zerfetzen.«
»Warum ausgerechnet der Landeplatz?« Trevor schaute zu dem Betonplatz hinüber, der unter einer dicken Schneedecke lag. »Warum hast du die Sprengladung nicht am Haus angebracht?«
»Dafür bin ich nicht nah genug rangekommen«, erwiderte Jock. »Es ist rundum von Landminen umgeben. Ich musste warten, bis die Schneedecke dick genug war, dann habe ich die Sprengladung angebracht und bin so schnell wie möglich wieder weg, bevor mich jemand entdeckt.« Er schaute Trevor an. »Ich dachte, Sie würden sich zuerst um Jane kümmern anstatt um Reilly. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Sie oder Jane hier sein würden. Ich dachte, es würde noch mindestens eine halbe Stunde dauern, bis Sie hier aufkreuzen, und dann wäre alles vorbei gewesen.«
»Pech. Es läuft nicht immer alles so, wie man meint. Und müsste der Hubschrauber nicht sofort in die Luft fliegen, sobald er landet?«
»Nein. Ich habe den Draht einen halben Meter vom Landeplatz entfernt verlegt. Die Erschütterung reicht nicht aus, um die Explosion auszulösen, die Bombe geht nur hoch, wenn jemand direkt auf den Draht tritt.«
»Bist du sicher?«
Jock schaute ihn verwirrt an. »Natürlich bin ich mir sicher. Ich mache keine Fehler.«
»Und was ist, wenn Reilly den Landeplatz gar nicht benutzt?«
»Das wird er. Und zwar in weniger als zehn Minuten«, sagte Jock. »Reilly ist extrem vorsichtig. Es könnte sein, dass unsere Anwesenheit ihn nicht weiter nervös macht, deswegen habe ich für ein bisschen zusätzlichen Druck gesorgt.«
»Was meinst du damit?«
»Ich habe die Polizei angerufen und denen von dem Trainingslager jenseits der Grenze nach Montana erzählt.« Er warf einen Blick auf seine Uhr, dann schaute er zur Hintertür hinüber. »Vor ungefähr vierzig Minuten. Wenn Reilly noch keinen Anruf aus dem Lager bekommen hat, wird er bald einen erhalten. Und dann wird er sich schleunigst aus dem Staub machen. Er wird sofort den Hubschrauber bestellen.«
»Mein Gott.« Trevor wandte sich an MacDuff. »Sie sagten, Sie hätten Erfahrung mit Landminen. Reilly wird Jane garantiert mitnehmen, womöglich lässt er sie sogar vorausgehen. Können Sie diesen Zeitzünder nicht deaktivieren?«
»Nicht innerhalb von fünf Minuten. Ich würde gerade rechtzeitig dort ankommen, um Reilly und seinen Leuten in die Arme zu laufen.«
»Verdammt. Dann werden wir versuchen, ins Haus einzudringen und sie da rausholen.«
»Nein.«
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