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Bei null bist du tot

Bei null bist du tot

Titel: Bei null bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johanson
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werden.«
    »Es wundert mich, dass Signor Toriza bereit war, von seinen Prinzipien abzuweichen, indem er die Rekonstruktion geheim hielt.«
    »Geld. Ich habe ihn gut bezahlt.« Eve zuckte die Achseln. »Nicht in bar. Mit dem Schweiß meines Angesichts. Wie gesagt, wir haben eine Abmachung getroffen.«
    »Was für eine Abmachung?«
    »Er hat mir alle paar Monate einen von seinen Schädeln geschickt, den ich dann rekonstruiert habe. Auf diese Weise ist er in den Besitz einer der weltbesten Sammlungen von Rekonstruktionen gekommen.«
    »Wie hast du das bloß gemacht? Du bist doch so schon ständig überarbeitet.«
    »Ich hatte gelogen. Also musste ich dafür zahlen.« Ihre Blicke begegneten sich. »Und ich würde es wieder tun. Denn solange ich kein Öl ins Feuer goss, bestand immer die Chance, dass du Cira vergessen und dich um dein Leben kümmern würdest. Das war ein paar Nachtschichten wert, um die Rekonstruktionen für Toriza anzufertigen.«
    »Das waren mehr als ein paar Nachtschichten, Elf Rekonstruktionen. Wusste Joe Bescheid?«
    Eve schüttelte den Kopf. »Meine Lüge. Mein Preis.« Sie holte tief Luft. »Was ist? Bist du sauer auf mich?«
    Jane wusste nicht, was sie empfand. Sie war viel zu schockiert, um ihre Gefühle zu sortieren. »Nein, nicht … sauer. Das hättest du nicht tun sollen, Eve.«
    »Wenn ich nicht so erschöpft und voller Sorge um dich gewesen wäre, hätte ich vielleicht eine andere Entscheidung getroffen. Nein, ich will mich nicht rausreden. Ich habe dir vier Jahre Zeit gegeben, um dich von einer Obsession zu befreien und ein normales Leben zu führen. Weißt du, wie wertvoll das ist? Ich weiß es. Ich habe nie ein normales Leben geführt. Aber dir wollte ich dieses Geschenk geben.« Sie seufzte. »Ich weiß, dass du immer geglaubt hast, ich würde dich weniger lieben als Bonnie.«
    »Ich hab dir gesagt, dass mir das nicht wichtig ist.«
    »Doch, es ist dir wichtig. Ich habe dich nie weniger geliebt als Bonnie, nur auf andere Weise. Ich habe für dich gelogen, gegen mein Berufsethos verstoßen und bis zur Erschöpfung gearbeitet. Vielleicht weißt du jetzt, wie viel du mir bedeutest.« Sie hob resigniert die Schultern. »Vielleicht auch nicht.« Sie drehte sich um und öffnete die Tür. »Komm. Toriza will das Museum schließen.«
    »Eve.«
    Eve wandte sich zu ihr um.
    »Du hättest es nicht tun sollen.« Sie befeuchtete ihre Lippen. »Aber es ändert nichts an meinen Gefühlen für dich. Nichts könnte daran etwas ändern.« Sie stand auf und trat auf Eve zu. »Woher soll ich wissen, was ich an deiner Stelle getan hätte?« Sie versuchte zu lächeln. »Wir sind uns so ähnlich.«
    »Nicht wirklich.« Sie streichelte zärtlich Janes Wange. »Aber wir sind uns ähnlich genug, dass ich stolz und zufrieden bin. Seit du bei uns bist, erhellst du unser Leben mit einem warmen Licht. Ich konnte einfach den Gedanken nicht ertragen, dass dieses Licht verblassen könnte.«
    Jane spürte, wie ihre Augen sich mit Tränen füllten, und sie nahm Eve in die Arme. »Was zum Teufel soll ich dazu sagen?« Sie drückte sie kurz an sich, dann trat sie einen Schritt zurück. »Okay, gehen wir. Darf ich Trevor davon erzählen?«
    »Warum nicht? Wahrscheinlich geht seine Fantasie ohnehin schon spazieren. Da soll er doch lieber gleich die Wahrheit erfahren.« Sie wollte die Tür schließen.
    »Warte.« Jane warf noch einen letzten Blick auf die Rekonstruktion auf dem Arbeitstisch. »Sie sieht ihr ähnlich, nicht wahr? Aber nicht ähnlich genug. Es gab so viele Statuen von Cira, doch keine davon hatte so … grobe Züge. Sie könnte –« Sie drehte sich zu Eve um. »Du musst doch unglaublich genaue Messungen vornehmen, nicht wahr? Könnte es sein, dass du einen Fehler gemacht hast?«
    »Glaubst du vielleicht, ich hätte mir nicht gewünscht, dass das nicht Cira ist? Eine genaue Übereinstimmung mit den Statuen hätte das Problem endgültig gelöst. Dann wärst du davon überzeugt gewesen, sie endlich gefunden zu haben, und es wäre endlich vorbei gewesen. Ich habe mit größter Sorgfalt gearbeitet. Ich habe die Rekonstruktion dreimal erneuert und jedes Mal sah sie so aus.« Sie schluckte. »Hast du schon mal die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass die Künstler, die diese Statuen hergestellt haben, Cira glorifizieren wollten? Dass die echte Cira womöglich gar nicht so schön war wie die Bildnisse, die man von ihr gemacht hat?«
    »Das könnte natürlich –« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das ist nicht

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