Bei null bist du tot
–« Sie betrat den Ausstellungsraum und wartete, bis Eve die Tür geschlossen hatte. »Irgendetwas in mir sträubt sich dagegen.«
»Du lebst jetzt schon so lange mit dem mentalen Bild von Cira, dass du dich gegen jede Änderung sträuben würdest. Hab ich Recht?«
Jane nickte langsam. »Aber im Moment bin ich zu verwirrt, um zu entscheiden, was Wahrheit ist und was Einbildung.« Sie durchquerte den Ausstellungsraum. »Vielleicht ist es ja alles bloß Einbildung. Bis auf das Gold. Das Gold ist real. Und darauf muss ich mich konzentrieren.«
»Deswegen habe ich dich gebeten, hierher zu kommen«, sagte Eve leise.
»Du sagst, im Hafenbecken wurde kein weiteres Gold gefunden?«
»Jedenfalls nicht in der Nähe der Skelette.«
»Nein, ich meine, keine Truhen in irgendwelchen Häusern in der Nähe?«
Eve schüttelte den Kopf. »Aber ein großer Teil von Herkulaneum liegt immer noch unter Lavagestein begraben. Ich hatte nur gehofft, dir einen Ansatzpunkt geben zu können oder einen Hinweis auf eine andere Stelle, wo ihr danach suchen könntet.«
»Danke. Das weiß ich.« Jane seufzte. »Ich hoffe bloß, dass das Gold nicht unter dem Lavagestein liegt.«
»Diese Möglichkeit musst du aber in Betracht ziehen.«
»Nein, verdammt. Wenn das Cira ist, dann hat sie vielleicht versucht, das Gold aus der Stadt zu schaffen. Vielleicht ist es ihr ja sogar gelungen.« Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. »Aber sie ist es nicht. Ich weiß es einfach.«
»Nein, du weißt es nicht. Und das Gold ist zu wichtig für uns, wenn wir diese Schweinehunde aufhalten wollen, als dass wir uns auf Instinkte verlassen könnten.« Eve ging in Richtung Ausgang. »Damit würden wir uns ins eigene Fleisch schneiden. Das Gold war nie ein sicherer Faktor, auch wenn ich wünschte, es wäre so. Aber wir sollten allmählich zusehen, dass wir noch eine andere Lösungsmöglichkeit aus dem Hut zaubern.«
»Der Hafen«, murmelte Trevor, als sie dem Flugzeug nachschauten, in dem Eve saß. »Selbst wenn es da liegt, wird es verdammt schwierig werden, es zu bergen. Es wäre viel einfacher, wenn es sich in Julius’ Tunnel befände.«
»Aber wir wissen, dass Cira versucht hat, das Gold aus dem Tunnel zu schaffen. Vielleicht ist es ihr ja wirklich gelungen.«
»Und dann soll sie es zum Hafen gebracht haben? Vielleicht war das nur ein Fluchtversuch. Vielleicht hat sie sich einen Beutel mit Münzen aus der Truhe geschnappt und ist damit in Richtung Meer geflohen.«
»Wieso hätte sie zum Hafen fliehen sollen? Julius hat sie beobachten lassen. Es wäre viel zu gefährlich für sie gewesen, zum –«
»Du redest ja schon, als wäre das Cira da in dem Museum.« Trevor schwieg einen Moment lang. »Du musst zugeben, dass die Wahrscheinlichkeit nicht gering ist. Eve hat Recht. Die Künstler, von denen die Statuen stammen, haben bestimmt versucht, sowohl Cira als auch Julius damit zu schmeicheln.«
»Ja, ich geb’s zu.« Ihre Lippen spannten sich. »Es bleibt mir nichts anderes übrig.« Sie drehte sich um und ging auf den Ausgang für Privatflugzeuge zu. »Bis Mario mit der Übersetzung fertig ist und wir erfahren, was Cira zu sagen hat. Und was ist, wenn es keinen Hinweis darauf gibt, wo sie das Gold versteckt hat oder verstecken wollte? Eve hat Recht, wir können uns nicht auf das Gold verlassen. Die Chancen, dass wir es jemals finden, stehen schlechter denn je. Und das macht mir fürchterliche Angst.« Sie schaute Trevor an. »Lass uns zusehen, dass wir zurück auf die Burg kommen.«
»Ich habe mit Bartlett telefoniert. Er sagt, es hat sich nichts verändert. Also, kein Grund zur Eile.«
»Im Moment haben wir jeden Grund zur Eile, jede Minute ist wichtig.« Sie blickte zum Himmel, wo das Flugzeug mit Eve in den Wolken verschwunden war. »Eve sieht das genauso, sonst wäre sie nicht hergekommen, um sich mit mir zu treffen. Das ist ihr weiß Gott nicht leicht gefallen.«
»Es wundert mich, dass du nicht wütend auf sie bist. Sie hat dich belogen.«
»Sie hat es getan, weil sie mich liebt. Wie soll ich wütend auf sie sein, wo sie vor Schuldgefühlen vergeht?« Sie biss sich auf die Lippe. »Und ich liebe sie. Das ist das Wichtigste. Ich würde ihr alles verzeihen.«
»Das ist ein eindrucksvoller Freibrief.« Er öffnete die Tür. »Ich frage mich, was man tun muss, um einen solchen Freibrief zu bekommen.«
»Jahrelanges Vertrauen, Geben und Nehmen, das Wissen, dass sie immer für mich da sein wird, egal was passiert.« Sie warf ihm einen
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