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Bei null bist du tot

Bei null bist du tot

Titel: Bei null bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johanson
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nicht fair ist, dass ich mehr über dich weiß als du über mich. Jetzt sind wir quitt.« Damit verschwand er im Cockpit.
    Nicht ganz quitt, dachte sie. Er wusste eine Menge über sie, aber sie hatte ihm noch nie etwas so Intimes und Schmerzvolles anvertraut wie die Geschichte, die er ihr eben erzählt hatte.
    Nicht darüber nachdenken. Er wollte kein Mitleid und sie selbst würde sich es ebenfalls verbitten. Wie Trevor gesagt hatte, das war alles lange her, und der kleine Junge von damals war erwachsen geworden und hatte Zähne und Klauen bekommen.
     
    MacDuff empfing sie, als sie im Burghof aus dem Hubschrauber stiegen. »War die Reise erfolgreich?«
    »Ja und nein«, erwiderte Jane. »Kann sein, dass wir Cira gefunden haben.«
    Er erstarrte. »Wie bitte?«
    »In einem Museum in Neapel gibt es eine Gesichtsrekonstruktion, die ihr ähnelt. Ihr Skelett wurde im Hafenbecken gefunden. Und zwar zusammen mit einem Beutelchen voller Goldmünzen.«
    »Interessant.«
    Aber in seinem Gesichtsausdruck lag mehr als Interesse, dachte Jane. MacDuff wirkte wachsam und konzentriert und sie konnte beinahe hören, wie seine grauen Zellen arbeiteten.
    »Wie groß ist die Ähnlichkeit denn?«, fragte er.
    »Groß genug, um sie auf den ersten Blick für Cira zu halten«, sagte Trevor. »Das meinte Jane jedenfalls. Ich war zu der Privatbesichtigung nicht zugelassen. Die Rekonstruktion, die im öffentlichen Ausstellungsraum steht, ist die Fälschung, die Eve Duncan vor vier Jahren angefertigt hat.«
    »Aber laut Aussage der Zeitungsberichte und auf den Fotos, die von dieser Rekonstruktion gemacht wurden, sah sie kein bisschen aus wie –« Er unterbrach sich. »Sie hat denen eine Fälschung untergeschoben?«
    »Sie hat es getan, um mich zu schützen«, sagte Jane. »Sie hätte nie – Warum erkläre ich Ihnen das eigentlich?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte MacDuff. »Ich bin sicher, dass sie einen guten Grund hatte, so zu handeln.« Er überlegte. »Wie groß ist die Ähnlichkeit?«
    »Wie Trevor schon sagte, auf den ersten Blick sieht sie …« Jane zuckte mit den Schultern. »Aber die Gesichtszüge sind weniger fein, es gibt kleine Unterschiede. Ich kann nicht glauben, dass es wirklich Cira ist. Jedenfalls noch nicht.«
    »Es ist immer ratsam, jede neue Information erst einmal mit Skepsis zu betrachten und nicht hinzunehmen, bevor man alle Möglichkeiten ausgelotet hat«, sagte MacDuff.
    »Und wenn die Truhe mit dem Gold in der Hafengegend versteckt wurde, wird es verdammt schwierig sein, sie zu bergen«, fügte Trevor hinzu.
    MacDuff nickte. »Nahezu unmöglich, wenn man den Zeitfaktor mit einrechnet.« Er schaute Jane an. »Sie glauben also, das Gold könnte sich dort befinden?«
    »Ich weiß es nicht. Die Goldmünzen … Ich will es nicht glauben, wage es aber auch nicht auszuschließen. Sie haben ja bereits den Zeitfaktor erwähnt. – Übrigens, wie geht es Jock?«
    »Unverändert. Nicht besser, nicht schlechter.« Er zögerte. »Oder vielleicht nicht ganz unverändert. Ich habe das Gefühl, dass sich irgendetwas Seltsames in seinem Kopf abspielt.« Er ging in Richtung Stall. »Auf jeden Fall behalte ich ihn im Auge.«
    »Er wirkt äußerst skeptisch«, sagte Jane zu Trevor, als sie auf den Eingang zur Burg zugingen. »Was mich ziemlich wundert, wo wir doch gerade den ersten soliden Hinweis auf Cira bekommen haben.«
    »Wahrscheinlich ist er ihm nicht solide genug. Er möchte nicht, dass wir auf vage Vermutungen hin Zeit vergeuden. Er will Reilly.«
    »Nicht dringender als wir.« Sie öffnete die Tür. »Ich gehe nach oben und schaue mal nach Mario. Wir sehen uns später.«
    »Wo?«
    Sie schaute ihn an.
    »Dein Bett oder meins?«
    »Du Nimmersatt.«
    »Ich habe gelernt, keinen Fingerbreit von dem Territorium aufzugeben, das ich einmal erobert habe. Und letzte Nacht konnte ich unbestritten einen beträchtlichen Vorstoß verzeichnen.«
    Beträchtlich war untertrieben. Allein sein Anblick verursachte ihr eine Gänsehaut. »Vielleicht sollten wir es ein bisschen gemächlicher angehen lassen.«
    Er schüttelte den Kopf.
    Warum war sie eigentlich so zögerlich? Das passte gar nicht zu ihr. Normalerweise war sie wagemutig und entscheidungsfreudig.
    Weil es zu gut gewesen war. Sie hatte streckenweise völlig die Kontrolle verloren, und das machte ihr Angst. Unsinn. Sie hatte mit ihm geschlafen, weil ihr bewusst geworden war, wie schnell das Leben vorbei sein konnte, und sie keine Minute davon verpassen wollte. Sie hatte nach den Sternen

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