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Bei null bist du tot

Bei null bist du tot

Titel: Bei null bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johanson
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schäme mich.«
    »Du brauchst dich nicht zu schämen.«
    »Doch. Bis an mein Lebensende. Meine Seele ist schwarz, sie wird nie wieder rein sein. Aber MacDuff will mich nicht sterben lassen. Ich habe es versucht, aber er hat mich zurückgeholt. Wenn ich also nicht sterben kann, dann muss ich … stark sein.« Seine Stimme wurde heiser. »Aber es ist so verdammt schwer.«
    Sie zögerte. »Bist du ganz sicher, dass ich nicht bleiben soll und –« Er schüttelte den Kopf. »Also gut, ruh dich ein bisschen aus.« Sie ging zur Tür. »Wenn du mich brauchst, ich bin für dich da. Ruf mich einfach.«
    »Sie sind ja nicht sehr lange da drin gewesen.« MacDuff erhob sich von seinem Stuhl, als sie die Tür hinter sich schloss.
    »Nicht?« Ihr selbst war es wie eine Ewigkeit vorgekommen. »Lange genug.«
    »Braucht er mich?«
    »Wahrscheinlich. Aber er will Sie nicht sehen. Er will im Moment niemanden sehen. Und ich glaube nicht, dass er in akuter Gefahr schwebt.«
    Sein Blick fiel auf das Blatt Papier in ihrer Hand. »Irgendeine Reaktion?«
    »Allerdings. Aber ob es reicht, um seine Erinnerung an Reilly wachzurufen, weiß ich nicht. Von jetzt an muss alles von ihm kommen. Er scheint … sich verändert zu haben.«
    »Inwiefern?«
    Sie runzelte nachdenklich die Stirn. »Vorher hat er mich an diese Schriftrolle erinnert, an der Mario gearbeitet hat. In dem Text fehlten Wörter und Satzfragmente, die Mario mit einigem Geschick einfügen musste, damit der Gesamttext einen Sinn ergab. Ich glaube, an diesem Punkt ist Jock auch angelangt.«
    »Dann müssen Sie ihn ordentlich erschüttert haben.« Seine Kiefermuskeln spannten sich. »Ich will das Papier in Ihrer Hand sehen.«
    »Ich möchte, dass Sie es sehen.« Sie ging in Richtung Küche. »Ich erzähle Ihnen alles bei einer Tasse Kaffee. Die brauche ich jetzt.«
    »Das glaube ich Ihnen. Knöpfen Sie sich die Bluse bis oben hin zu.«
    »Wie bitte?«
    »Versuchen Sie, die blauen Flecken an Ihrem Hals zu verbergen. Ich möchte nicht, dass Trevor auf Jock losgeht.«
    Sie befühlte ihren Hals. »Er hat mir nicht wehgetan. Nicht sehr. Und er wollte mich nicht –«
    »Erzählen Sie das Trevor. Sie leben, und wenn Sie zu dumm waren, um zu tun, was ich Ihnen gesagt habe, dann haben Sie ein paar blaue Flecken verdient.« Er setzte sich an den Küchentisch. »Und jetzt klären Sie mich über vier acht zwei auf.«
     
    Vier acht zwei. Zu klein. Zu klein.
    Sie ist böse. Sie ist ein Kind des Teufels. Töte sie.
    Kind. Kind. Kind. Jock spürte, wie ihn das Wort regelrecht zerriss, wie es aus ihm herausschrie.
    Es spielt keine Rolle. Tu deine Pflicht. Ohne deine Pflicht bist du nichts. Wenn du versagst, bin ich enttäuscht von dir. Du weißt, was das bedeutet.
    Schmerz. Einsamkeit. Dunkelheit.
    Und Reilly lauerte in der Dunkelheit. Jock konnte ihn nie sehen, doch er wusste, dass er da war. Er brachte Angst. Er brachte Schmerz.
    Vier acht zwei. Töte das Kind. Geh zu dem Haus. Es ist noch nicht zu spät. Wenn du es tust, werde ich dir verzeihen.
    »Nein!« Jock riss die Augen auf. Sein Herz pochte wie wild. Er würde sterben. Reilly hatte ihm gesagt, er würde sterben, wenn er ihn jemals verraten oder ihm den Gehorsam verweigern würde, und jetzt war es so weit. »Ich bin nicht gestorben, als ich das kleine Mädchen nicht getötet habe. Du kannst mir nichts antun.«
    Stirb.
    Sein Herz wurde immer größer, schwoll an, bis er keine Luft mehr bekam.
    Stirb.
    Er konnte spüren, wie er sich auflöste, immer kälter wurde, wie er starb …
    Schwäche. Schande. Nicht lebenswert.
    Stirb.
    Wenn er starb, wenn ihn diese Schande umbrachte, dann würde der Burgherr auch sterben. Er würde versuchen, Reilly umzubringen, und er, Jock, würde nicht da sein, um ihn zu schützen.
    Stirb.
    Nein, ich werde nicht sterben.
    Stirb.
    Er konnte Reilly jetzt deutlicher sehen. Wie er im Schatten herumlungerte. Kein Geist. Kein Geist. Ein Mann.
    Stirb. Hör auf zu kämpfen. Dein Herz ist dabei, zu bersten. Es wird bald aufhören zu schlagen. Du willst, dass es aufhört.
    Reilly wollte, dass es aufhörte zu schlagen. Und Jock wollte nicht mehr tun, was Reilly ihm befahl. Dieser Weg führte in die Schande.
    Nicht in Panik geraten. Konzentrier dich darauf, den Schmerz zu beherrschen. Verlangsame deinen Herzschlag.
    Stirb.
    Du kannst mich mal.
     
    »Jock.« MacDuff rüttelte ihn an der Schulter. »Antworte mir. Verdammt, Jane hat mir gesagt, es geht dir gut. Ich hätte nie –«
    Langsam öffnete Jock die Augen. »Es ist

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