Bei null bist du tot
und schaute sich in der Bibliothek um. »Es ist schon komisch, hier im Besuchersessel zu sitzen, anstatt auf dem Platz, den Sie jetzt eingenommen haben. Das Leben geht manchmal seltsame Wege, meinen Sie nicht?«
»Sie weichen vom Thema ah.«
»Nur ein kleiner Umweg.« Er sah Trevor an. »Ich habe ihm gesagt, er soll sich von ihr fern halten, aber es hat nicht funktioniert. Es wird nicht wieder vorkommen.«
»Er wird sich von nun an von ihr fern halten?«
»Nein, aber ich werde stets zugegen sein.« Er hob eine Hand, als Trevor ihn unterbrechen wollte. »Sie will ihn zeichnen. Ich habe sie vor ihm gewarnt. Ich bin mir zwar nicht ganz sicher, ob sie mir geglaubt hat, doch das spielt keine Rolle, solange ich dabei bin, um notfalls einzugreifen.«
»Das werde ich nicht zulassen.«
»Dann reden Sie mit ihr und fordern Sie auf, es bleiben zu lassen.« Er legte den Kopf schief. »Wenn Sie glauben, dass es etwas nützt.«
»Verdammter Hurensohn.«
»Meine Mutter war tatsächlich eine Hure, ich fasse die Bemerkung also nicht als Beleidigung auf.« Er erhob sich. »Ich werde dafür sorgen, dass Jane ihn im Burghof zeichnet, dann können Sie noch jemanden Ihres Vertrauens abstellen, um die beiden im Auge zu behalten. Natürlich ist mir klar, dass ich das nicht sein werde.« Kopfschüttelnd ließ er seinen Blick noch einmal durch die Bibliothek schweifen. »Seltsam …«
»Ich hoffe, es dreht Ihnen den Magen um, mich hier sitzen zu sehen«, sagte Trevor mit zusammengebissenen Zähnen.
MacDuff hob die Brauen. »Aber nein, ich definiere mich nicht über dieses Gebäude. Ob ich es liebe? Von ganzem Herzen. Allerdings muss ich mich nicht hier aufhalten. Ich trage es in mir.« Er lächelte. »Sie machen eine gute Figur in diesem Sessel, Trevor. Ein echter Burgherr. Genießen Sie’s.« Sein Lächeln verschwand, als er sich umdrehte und zur Tür ging. »Falls Sie sich entschließen sollten, sich aus der Sache herauszuhalten, wäre ich Ihnen dankbar. Zum ersten Mal, seit ich Jock gefunden habe, hat er positiv auf einen Menschen reagiert, abgesehen von mir. Ich glaube, sie tut ihm gut. Und das reicht mir.«
»Ich bin nicht bereit –«
Aber MacDuff war bereits verschwunden.
Trevor atmete tief durch und versuchte, seine Wut zu unterdrücken. Er brauchte MacDuff, verdammt. Noch bis vor kurzem hatte er ihn nur halbwegs ernst genommen, aber je mehr er über MacDuffs Aufenthalte in Herkulaneum erfuhr, umso mehr gelangte er zu der Überzeugung, dass der alte Schotte die Lösung sein könnte.
Oder bluffte MacDuff? Möglich, aber das Risiko konnte Trevor nicht eingehen. Er musste sämtliche Aspekte noch einmal in aller Ruhe abwägen. MacDuff würde nicht wollen, dass Jane etwas zustieß. Das lag nicht in seinem Interesse. Er hatte versprochen, jedes Mal zugegen zu sein, wenn Jane sich mit Jock traf, und Trevor war davon überzeugt, dass er sein Wort halten würde. Allerdings würde er Brenner bitten, Jock im Auge zu behalten.
Verflucht, das Problem wäre leicht zu lösen, wenn er zu Jane gehen und ihr erklärten könnte, dass diese Porträtsitzungen inakzeptabel waren. Aber diese Möglichkeit kam nicht in Frage.
Wenn sie, obwohl MacDuff sie vor Jock gewarnt hatte, entschlossen war, sich mit dem Jungen zu treffen, dann würde es nichts nützen, wenn Trevor sich einschaltete. Sie würde tun, was sie für richtig hielt, und jeden Einwand, den er vorbrachte, in den Wind schlagen.
Andererseits war sie meist nicht sturer, als die Vernunft es gebot. Also musste er Munition sammeln. Er musste Argumente finden, die sie davon überzeugen würden, dass es vernünftig war, sich von dem Jungen fern zu halten. Bis dahin würde er Maßnahmen zu ihrem Schutz ergreifen und versuchen, sich nicht allzu offensichtlich einzumischen.
Munition sammeln. Er nahm sein Telefon und wählte Venables Nummer. »Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten. Ich brauche Informationen.«
Jane war immer noch bei Mario, als Trevor um Viertel nach acht an die Tür von dessen Arbeitszimmer klopfte. Ohne auf eine Reaktion zu warten, trat er ein. »Es widerstrebt mir, Sie zu unterbrechen, Jane«, sagte er sarkastisch. »Aber ich kann nicht zulassen, dass Sie Mario noch länger von seiner Arbeit ablenken.«
»Sie hat mich nicht abgelenkt«, sagte Mario hastig. »Ihre Gegenwart beruhigt mich.«
»Ach ja? Erstaunlich. Bartlett hat mir erzählt, dass sie heute Nachmittag in die Küche gegangen ist und für Sie beide eine Kleinigkeit zu essen geholt hat. Sie müssen
Weitere Kostenlose Bücher