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Bei null bist du tot

Bei null bist du tot

Titel: Bei null bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johanson
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sich zum Gehen. »Gut, dass Sie mir von Nutzen sein werden, MacDuff.«
    Sie hörte ein überraschtes Lachen hinter sich, drehte sich jedoch nicht um. Wahrscheinlich war es ein Fehler, sich mit Jock Gavin einzulassen. Er ging sie nichts an. Keine Zeichnung war das Risiko wert, von dem MacDuff gesprochen hatte.
    Scheiß drauf. Waisenkinder und schwerfällige Typen waren offenbar ihr Untergang. Es war noch nie ihre Art gewesen, eine Situation zu meiden, bloß weil sie schwierig wurde. Das lag ihr nicht. Wenn es ein Fehler war, dann war es ihr Fehler, und sie würde damit leben.
    War das auch Ciras Haltung gewesen, als sie diesen kleinen Jungen namens Leo bei sich aufgenommen hatte?
    Jock Gavin war nicht Leo und sie war nicht Cira. Es brachte nichts, solche Vergleiche anzustellen. Sie sollte lieber wieder zu Mario gehen, vielleicht konnte sie ihn dazu bringen, dass er ein bisschen schneller an Ciras Text arbeitete.
    Als sie die Eingangshalle betrat, wurde sie von Bartlett erwartet, der sie besorgt ansah. »Ich habe Sie zusammen mit dem Jungen in den Stall gehen sehen. Sie waren ziemlich lange da drin. Alles in Ordnung?«
    »Kein Problem. Er war sehr nett zu mir.« Sie zeigte ihm den Zeichenblock, den sie unter dem Arm trug. »Ich habe nur eine kleine Zeichnung angefertigt.«
    Bartlett schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. »Sie hätten nicht in den Stall gehen dürfen. Trevor hat uns allen verboten, den Stall zu betreten. Das ist MacDuffs Territorium.«
    »Da MacDuff mich nicht rausgeworfen hat, nehme ich an, dass er nichts gegen meine Anwesenheit einzuwenden hatte.« Sie ging die Treppe hinauf. »Ich muss wieder zu Mario. Wir sehen uns später.« Auf dem Treppenabsatz drehte sie sich noch einmal um. Bartlett stand noch immer da und schaute ihr betrübt nach. »Es ist alles in Ordnung, Bartlett«, sagte sie. »Machen Sie sich nicht solche Sorgen.«
    Er rang sich ein Lächeln ab und nickte. »Ich werde mir Mühe geben.« Er wandte sich ab. »Aber es ist mir schon leichter gefallen. Je älter ich werde, umso mehr wird mir bewusst, um wie vieles auf der Welt man sich Sorgen machen muss. Aber davon verstehen Sie nichts. Wenn man so jung ist wie Sie, hält man sich noch für unsterblich.«
    »Da irren Sie sich. Ich habe mich noch nie für unsterblich gehalten, nicht mal als Kind. Ich habe schon immer gewusst, dass man kämpfen muss, um zu überleben.« Sie ging weiter die Treppe hoch. »Aber ich bin nicht bereit, auch nur eine Minute meines Lebens damit zu vergeuden, dass ich mir Sorgen mache, es sei denn, ich habe gute Gründe.«
     
    »Darf ich eintreten, Trevor?«, fragte MacDuff, nachdem er die Tür zur Bibliothek geöffnet hatte. Er nickte Bartlett zu, der neben dem Schreibtisch stand. »Nachdem Sie unten im Hof gestanden und das Stallgebäude angestarrt haben wie Don Quichotte eine Windmühle, dachte ich, Sie würden als Nächstes zu mir gerannt kommen.« Er ließ sich in den Besuchersessel fallen und lächelte Trevor an. »Aber ich will Ihnen die Mühe ersparen, nach mir zu suchen. Schließlich sind Sie ein viel beschäftigter Mann.«
    »Sie hatten versprochen, den Jungen von Jane fern zu halten«, erwiderte Trevor kalt. »Schaffen Sie ihn gefälligst von hier fort.«
    MacDuffs Lächeln verschwand. »Jocks Zuhause ist bei mir. Wenn man das noch ein Zuhause nennen kann.«
    »Ich denke, ich lasse Sie beide lieber allein«, sagte Bartlett und ging zur Tür. »Ich lege mich nie mit Windmühlen an, MacDuff. Allerdings bin ich der Meinung, dass Don Quichottes Edelmut seine Narretei bei weitem in den Schatten stellt.«
    Nachdem Bartlett die Tür hinter sich zugezogen hatte, wiederholte Trevor: »Schaffen Sie Jock von hier fort. Sonst tue ich es.«
    MacDuff schüttelte den Kopf. »Nein, das werden Sie nicht tun. Sie brauchen mich. Wenn er geht, gehe ich ebenfalls.«
    »Versuchen Sie nicht, mich zu bluffen.« Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. »Womöglich sind Sie nicht mal in der Lage, mir zu helfen. Wenn es Mario gelingt, alle Texte zu übersetzen, finde ich das Gold vielleicht auch ohne Sie. Woher zum Teufel soll ich wissen, ob Sie überhaupt einen brauchbaren Hinweis haben? Das kann genauso gut ein Schwindel sein.«
    »Geben Sie mir, was ich haben will, dann werden Sie es rausfinden.«
    »Blutrünstiger Bastard.«
    »Ach ja, das bin ich tatsächlich. Aber das hätte Ihnen doch klar sein müssen, als Sie gesehen haben, was ich aufzugeben bereit bin, um meine Chance zu bekommen.« Er lehnte sich in seinem Sessel zurück

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