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Bei null bist du tot

Bei null bist du tot

Titel: Bei null bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johanson
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dann –«
    »Glauben Sie etwa, das hätte ich nicht längst versucht?«, entgegnete MacDuff barsch. »Aber er hört einfach nicht auf mich.«
    »Und warum nicht? Sie machen auf mich nicht den Eindruck, als hätten Sie den Schutz nötig.«
    »Ich habe ihm einen Gefallen getan, deshalb fühlt er sich zu Dank verpflichtet. Ich hoffe, dass sich das mit der Zeit geben wird.«
    Kopfschüttelnd erinnerte sie sich daran, was Jock für ein Gesicht gemacht hatte, als MacDuff ihm gesagt hatte, er sei von ihm enttäuscht. Der Junge war MacDuff vollkommen ergeben. Er war total abhängig von ihm. »Darauf können Sie womöglich lange warten.«
    »Ich habe Zeit«, sagte MacDuff heiser. »Jedenfalls werde ich nicht zulassen, dass man ihn in eine Anstalt steckt, wo eine Bande von Ärzten alles Mögliche mit ihm anstellt, wo er Leuten ausgeliefert ist, die sich einen Scheißdreck darum scheren, was in ihm vorgeht. Ich werde ihn nicht im Stich lassen.«
    »Bartlett meinte, er wäre ein Junge aus dem Dorf, und Jock hat von seiner Mutter gesprochen. Hat er noch mehr Angehörige?«
    »Zwei jüngere Brüder.«
    »Und seine Familie ist nicht bereit, ihm zu helfen?«
    »Er lässt es nicht zu.« Dann fügte er ungehalten hinzu: »Ich verlange nicht viel von Ihnen. Ich sorge für Ihre Sicherheit. Besuchen Sie ihn einfach ab und zu, reden Sie mit ihm. Sie haben eben selbst gesagt, Sie würden ihn gern zeichnen. Haben Sie es sich schon wieder anders überlegt, weil es gefährlich werden könnte? Ja oder nein?«
    Sie hatte schon genug um die Ohren, auch ohne dass sie sich bereit erklärte, dem armen Jungen zu helfen. Ja, sie wollte ihn zeichnen, aber weitere Komplikationen konnte sie im Moment nicht gebrauchen. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass Jock tatsächlich so labil und gefährlich war, wie MacDuff behauptete, aber wenn der Alte es für nötig hielt, sie zu warnen, musste irgendetwas an der Sache dran sein. »Warum ich?«
    MacDuff hob die Schultern. »Ich weiß nicht. Er hat Trevors Statue von Cira gesehen und angefangen, mich mit Fragen zu löchern, was Trevor hier macht. Er ist sehr neugierig. Also habe ich im Internet ein paar Nachforschungen über Cira angestellt, und da bin ich auf Ihre Geschichte gestoßen.«
    Schon wieder Cira. »Und Jock glaubt, ich wäre Cira?«
    »Nein, er ist nicht dumm. Er hat nur ein paar Probleme – Na ja, hin und wieder wirft er Sie und Cira schon durcheinander.«
    Und MacDuff war offenbar ebenso entschlossen, den Jungen zu beschützen und zu verteidigen wie umgekehrt. Zum ersten Mal empfand sie einen Anflug von Sympathie und Verständnis für den Alten. MacDuff kümmerte sich nicht nur aus reinem Pflichtgefühl um den Jungen. »Sie mögen ihn.«
    »Ich habe ihn aufwachsen sehen. Seine Mutter war meine Haushälterin und er ist von klein auf hier in der Burg ein und aus gegangen. Er ist nicht immer so gewesen. Als Kind war er fröhlich und glücklich und –« Er unterbrach sich. »Ja, ich mag Jock. Werden Sie es tun oder nicht?«
    Sie nickte langsam. »Ich tue es. Aber ich weiß nicht, wie lange ich hier sein werde.« Sie verzog das Gesicht. »Und offenbar ist Ihnen meine Anwesenheit hier nicht recht.«
    »Die Situation ist auch ohne Sie schon kompliziert genug.« Dann fügte er ernst hinzu: »Aber es ist gut, dass Sie mir von Nutzen sein werden.«
    Sie sah ihn entgeistert an. »Ich gehöre nicht zu Ihnen und ich lasse mich nicht benutzen von –« Er lächelte, und plötzlich merkte sie, dass er gescherzt hatte. »Ich werd verrückt, kann es sein, dass ich da ein Anzeichen für Humor entdecke?«
    »Sagen Sie Trevor nichts davon. Man muss immer auf der Hut sein. Werden Sie ihm sagen, dass Sie Jock zeichnen wollen?«
    »Mal sehen. Wenn mir danach ist.« Aber sie wusste, was er meinte. Sie war vor Trevor auf der Hut, seit er wieder in ihr Leben getreten war. »Aber es geht ihn eigentlich nichts an.«
    »Da wird er anderer Meinung sein. Er hätte Sie nicht hergebracht, wenn Sie ihn nichts angingen.« Er hielt ihr die Stalltür auf. »Wenn Sie morgen nicht herkommen, werde ich Bescheid wissen.«
    Der Mistkerl hatte genau das gesagt, was sie auf jeden Fall dazu bringen würde, ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen. Er war fast genauso gut im Manipulieren wie Trevor, dachte sie beinahe amüsiert. Warum irritierte sie das nicht so wie bei Trevor? »Ich werde morgen früh um neun hier sein.«
    »Ich … danke Ihnen.« Ihre Blicke begegneten sich. »Und ich zahle meine Schulden immer zurück.«
    »Gut.« Sie wandte

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