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Beichte eines Verfuehrers

Beichte eines Verfuehrers

Titel: Beichte eines Verfuehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hart Megan
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mich nicht anlügt.
    „Ich denke nicht, dass ich dich anrufen werde.“
    Das ist weder ein Ja noch ein Nein. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.
    „Ist es, weil ich so dick bin?“
    Joe wirbelt zu mir herum. „Brandy! Du bist doch nicht dick!“
    Als ich nichts sage, beugt er sich vor und streicht mir das Haar aus dem Gesicht. Ich glaube, er denkt das wirklich.
    „Ist es, weil du denkst, dass ich eine Schlampe bin?“
    Joe seufzt. Wieder reibt er sich die Stirn. „Ich halte dich nicht für eine Schlampe.“
    Ich runzle die Stirn. „Bist du sicher?“
    „Ja. Du bist nicht dick und du bist erst recht keine Schlampe. Du bist ein liebes Mädchen, und wir hatten einen sehr schönen Abend. Nur weil du mit mir ins Bett gehst, bist du keine Schlampe. Ich hasse es, wenn Mädchen so denken.“
    „Du machst das wohl häufiger?“ So wie er von Mädchen spricht, weiß ich die Antwort schon. Plötzlich fühle ich Eifersucht in mir hochsteigen. Und Eifersucht ist bei weitem nicht so angenehm wie ein Kichern, das in einem aufsteigt.
    „Ja. Es ist doch nichts Falsches daran, wenn zwei Menschen ein paar schöne Stunden zusammen verbringen, solange sie behutsam miteinander umgehen und beide es wollen.“
    Es klingt für mich, als wollte sich Joe verteidigen. Stumm starren wir einander an. Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich denken soll. Vor wenigen Minuten noch habe ich geglaubt, dass Joe mein neuer Freund wird. Jetzt weiß ich nicht mal, ob ich ihn überhaupt wiedersehen will. Joe ist irgendwie kompliziert. Das liegt am Alter, denke ich.
    „Also dann … Was stimmt nicht mit mir?“, frage ich.
    „Du bist jung“, sagt Joe, als wäre das ein Argument. Aber das verstehe ich nicht.
    „Hm?“
    Erneut seufzt er und steht auf, um sich anzuziehen. „Du bist wirklich noch sehr jung, Brandy.“
    „Ich bin jung?“ So langsam werde ich sauer.
    „Für mich bist du zu jung.“
    Ich bekomme den Eindruck, er meint nicht nur mein Alter. „Ach ja, und du bist alt.“
    Jetzt steht er angezogen vor mir, aber sein Hemd ist noch nicht zugeknöpft. Die Krawatte hält er in der Hand wie eine Schlange, die er erwürgen will. Er fährt sich mit der anderen Hand durchs Haar. Nie habe ich ihn so zerknittert gesehen.
    „Nichts für ungut.“
    „Schon in Ordnung.“
    Was soll ich auch sonst sagen? Ich kann hungern und Sport treiben, um meinen Hintern in Form zu bringen, aber ich kann mich kaum älter machen.
    Joe lehnt sich über mich und küsst mich auf die Stirn. „Wir sehen uns, Brandy.“
    Er verlässt das Schlafzimmer und kurz darauf höre ich, wie die Wohnungstür ins Schloss fällt. Ich trete ans Fenster und sehe, wie er in sein Auto steigt und wegfährt.
    Als ich ihn das nächste Mal in der Kaffeebar sehe, bitte ich Cyndi, sich um ihn zu kümmern. Ich tue so, als würde ich ihn nicht sehen.
    Joe sah nachdenklich aus. In den letzten Minuten hatten wir schweigend gegessen und getrunken. Ich hatte dem, was er erzählt hatte, nichts hinzuzufügen.
    „Es fühlte sich an, als würde ich einen Blowjob von einem Welpen bekommen, sagte er schließlich. „Dieses Zappeln und Hüpfen …“
    Ich brach in ein befreites Lachen aus, obwohl ich wirklich Mitleid mit Brandy hatte. „Meine Güte, Joe!“
    Er lächelte mich zurückhaltend an. „Es stimmt aber. Sie war …“
    „Jung“, beendete ich seinen Satz. „Deiner Erzählung nach war sie jung.“
    Etwas nervös spielte er an seinem Becher herum. „Ja, das war sie.
    „Vielleicht solltest du nicht mit Mädchen ausgehen, die noch zur Universität gehen“, schlug ich vor. „Wenn es dir so viel ausmacht …“
    Joe sah mich an und hob eine Augenbraue. „Nein, mir macht das nichts aus. Also, bisher hat es mir nichts ausgemacht, meine ich.“
    Heute war es warm genug, um draußen zu sitzen, denn wenn man im Atrium saß, war es durch die Sonne, die durch die Glasflächen schien, heiß und drückend. Alles war feucht und stickig und die Atmosphäre wirkte auf mich … als wenn alles auf etwas Bestimmtes wartete. Die Bäume schienen zu wissen, dass es nun Frühling wurde und vielleicht warteten sie auf diesen Moment, so wie kleine Kinder sich auf Weihnachten freuen. Ich trank aus meiner Wasserflasche, aber mir war immer noch zu warm. Schweiß rann meinen Nacken hinab und versickerte im Ausschnitt meiner Bluse.
    Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Nie war ich mir so ganz sicher, ob das, was Joe mir erzählte, wirklich der Wahrheit entsprach. Ich wusste nur, dass meine Fantasie

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