Beichte eines Verfuehrers
Skiausrüstungsfirma gezahlt hatte – wir hatten das Geld sicher angelegt – waren wir finanziell abgesichert. Adam war besser versorgt als so manch anderer querschnittsgelähmte Patient. Wir haben Glück gehabt. Aber selbst so war es schwer, jemanden zu finden, der Adam an den Wochenenden betreute – es war schlicht zu teuer für uns.
An diesem Freitagabend gähnte ich in einem fort. Dennis klopfte an die Tür und wartete, bis Adam ihn hereinrief. Diese Höflichkeit, die Adam ein Mindestmaß an Eigenständigkeit zubilligte, mochte ich an Dennis. Es war eine der Eigenschaften, die ihn zu einem so guten Pfleger machten.
„Ich bin dann mal weg, Leute. Morgen bin ich wieder da. Wenn du weggehen willst, ist das kein Problem, Sadie.“
„Danke. Du siehst heute aber elegant aus!“, staunte ich.
Dennis trug ein weißes Hemd und eine dunkle Hose. Die Muskeln seiner Arme zeichneten sich unter dem Stoff ab. Seine Schuhe glänzten, als hätte er sie mit Spucke poliert.
„Hast du heute Abend eine Verabredung?“ Adam lenkte seinen Rollstuhl mit dem Kinn und drehte ihn zu Dennis um.
Es war amüsant zu sehen, wie ein so großer Mann errötete. „Na ja, irgendwie sowas. Soll ich euch helfen, Adam ins Bett zu bringen?“
Ich hatte ein Gähnen mit dem Handrücken verdeckt und lächelte etwas verschämt. „Ich denke, wir schauen uns nur noch ein paar Filme an. Es wäre toll, wenn du mir helfen könntest …“
„Kein Problem.“ Für Dennis ist es immer „kein Problem“.
Zusammen hoben wir Adam vom Rollstuhl ins Bett. Dennis überprüfte noch einmal die Vitalzeichen. Ich schätzte den Ernst, mit dem er an die Sache heranging. All das hätte ich genauso gut machen können. Aber indem Dennis es wie selbstverständlich übernahm, gab er mir das Gefühl, Adams Frau zu sein und nicht seine Pflegerin. Es war nur eine kleine Geste, aber ich bezweifle, dass ein Außenstehender verstanden hätte, wie viel mir das bedeutete.
„Du hast meine Frage nicht beantwortet.“ Adam thronte nun auf seinem Spezialbett, das in beinahe jede nur erdenkliche Position eingestellt werden konnte und es so ermöglichte, seinen Körper oft genug zu bewegen, um Druckstellen zu vermeiden. „Hast du nun eine Verabredung oder nicht? ’Irgendwie sowas’ ist keine Antwort.“
Dennis blickte zu mir herüber, aber ich zuckte nur mit den Schultern und lachte. „Du wirst es ihm wohl erzählen müssen, er gibt sonst keine Ruhe.“
„Also ja, ich habe eine Verabredung.“ Dennis beschäftigte sich auffallend lange damit, die Decke auf Adams Beinen glatt zu streichen. „Mit Henry.“
„Henry? Das ist doch der Typ aus dem Fitnessstudio?“
„Nein, das ist Alan. Henry ist der aus der Kaffeebar.“
„Hör dir das an!“ Adam lachte. „Dennis ist ein echter Don Juan.“
Dennis schüttelte den Kopf. „Das ist nicht wahr.“
Sie lachten noch ein wenig, und ich bin mir sicher, sie wollten mich nicht ausschließen. Aber ich hatte keine Ahnung, worüber sie gerade redeten und die Namen der Männer sagten mir auch nichts. Es war dumm, auf den Pfleger meines Ehemanns eifersüchtig zu sein. Vor allem, weil ich ihn nicht um die Arbeit beneidete, die er mit so viel Leichtigkeit erledigte. Ich beneidete ihn, weil er jederzeit gehen konnte, wenn ihm danach war. Ich dachte mir, dass es für mich auch einfacher wäre, wenn ich einfach ein fröhliches Gesicht aufsetzen müsste und all die Pflege nur ein Job für mich wäre. Aber das war es nicht – es war für den Rest meines Lebens meine Aufgabe, jederzeit für Adam da zu sein. Aber diese Gedanken waren Dennis gegenüber unfair, der uns nie das Gefühl gab, dass es nur ein Job war, den er machte.
„Viel Spaß“, wünschte ich Dennis.
„Pass gut auf dich auf“, riet Adam ihm.
„Ich bin morgen wieder da“, sagte Dennis. Er machte in Adams Richtung eine unflätige Handbewegung, die dieser mit einem „whooohooo“ quittierte.
„Ja, schon gut, Alter. Was auch immer“, sagte Dennis.
Dann war er weg und ließ uns mit der Frage zurück, wie wir diesen langweiligen Freitagabend gestatten würden. Ich zog mich um, während Adam ein wenig durch die Fernsehkanäle zappte. Danach machte ich Ordnung, schob den Computertisch in die Ecke und räumte den Rollstuhl aus dem Weg, damit ich mir nicht die Zehen daran stieß, wenn ich nachts ins Badezimmer stolperte. Am Wochenende schlief ich in dem großen Lehnstuhl, den Dennis normalerweise nachts benutzte. Wir hatten schon oft darüber geredet, ein
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