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Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 3) (German Edition)

Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 3) (German Edition)

Titel: Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka Loreen Minden
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Kopf hob und David traurig anschaute, wusste er, was in Zahar vorging. »Für dich. Für uns«, wisperte er.
    Zum ersten Mal fühlte David, wie sehr Zahar ihn tatsächlich begehrte. Nicht nur körperlich. Dieses Begehren reichte tiefer. Sein Herz schlug wild vor Zuneigung zu diesem besonderen Geschöpf.
    »Alles, was zählt, ist, dass du lebst«, flüsterte David und streichelte über das vertraute Gesicht. »Und das macht mich überglücklich.«
    Seufzend zog Zahar ihn in seine Arme und David wollte ihn nie wieder loslassen.

***

    Nach ihrer Ankunft in Paris waren sie mit einer Kutsche vom Bahnhof bis zur Rue Augereau gefahren. Dort, in der Nähe des Marsfelds, lag ihr Hotel. Das modern eingerichtete Haus verfügte in der Lobby über elektrisches Licht und auf dem Zimmer gab es fließendes Warmwasser, ein gigantisches Badezimmer aus Marmor mit einer riesengroßen Wanne sowie ein eigenes Klosett. David hatte auch hier keine Kosten gescheut und ihnen eine Suite gemietet – ein günstigeres Zimmer hätte er ohnehin nicht mehr bekommen, weil wegen der Ausstellung alle Übernachtungsmöglichkeiten ausgebucht waren. Hoffentlich brauchten sie nicht zu lange, um den Mörder zu finden, damit er so schnell wie möglich zurück nach London konnte. Zu Grann y.

***

    Am Vormittag, während Zahar seinen Steinschlaf hielt, machte sich David zur nächsten Telegrafenstation auf, um seiner Großmutter mitzuteilen, dass es ihnen gutging. Den Dämonenangriff würde er tunlichst verschweigen, um sie nicht zu beunruhigen.
    Nachdem er die Nachricht abgeschickt hatte, trat er auf die Straße und holte den Stadtplan aus der Tasche. Nieselregen tropfte auf das Papier, das dank magischer Versiegelung trocken blieb. Dieser Plan zeigte alle O rte auf, an denen Magier arbeiteten oder die irgendwas mit der Zaubererwelt zu tun hatten. David suchte nach einer Buchhandlung, in der er ein Werk über Kräuterkunde kaufen wollte, um bei der n ächsten Vergiftung nicht mehr hilflos zusehen zu müssen.
    »Taberna libraria.« Er sprach einen einfachen Suchzauber, wobei er sich wünschte, er könne auch eine Antwort auf seine Fragen so einfach finden. Schon leuchteten auf dem Papier drei rote Punkte auf. Einer dieser Flecken strahlte besonders hell. Das Geschä ft befand sich fünf Straßen weiter. Etwas näher gab es ebenfalls eine magische Buchhandlung, aber der Punkt leuchtete sehr schwach. Seltsam.
    David vertraute auf seinen Suchzauber, entschied sich für den kräftigsten Fleck und somit den längeren Weg. Mit der Kutsche zu fahren hatte wohl wenig Sinn, denn an allen Ecken winkten Männer mit ihren schwarzen Regenschirmen oder Zylindern, um einen »Cocher!« herbeizurufen. Doch die Kutschen und von kräftigen Schimmeln gezogenen Omnibusse – kastenförmige Wagons, in denen mehrere Leute Platz fanden – waren wegen der Weltausstellung bereits alle besetzt. »Exposition« stand auf den großen Karren, die über das Pflaster ratterten. Kleine Tafeln mit der Aufschrift »c omplet« nahmen den Winkenden die Hoffnung auf ein Mitfahrt, weshalb sich einige murrend zu Fuß aufmachten, ihre Frauen im Schlepptau, die unter den Schirmen ihrer Männer Schutz vor dem Regen suchten. Zum Glück ließ das Unwetter nach. Die dunklen Wolken rissen auf, die Sonne brachte die Luft zum Dampfen und leider die Pferdeäpfel zum Stinken.
    Staunend studierte David die Menschen, während er über den Bürgersteig eilte. Durch das Klappern der Hufe vernahm er Stimmen vieler Nationen. Zahlreiche Engländer kreuzten seinen Weg, aber auch Deutsche, Italiener, Spanier und sogar Amerikaner.
    »Cocher!« Neben ihm rief ein Mann dem Kutscher eines Möbelwagens zu, der sein Gefährt provisorisch umgebaut und mit Sitzen ausgestattet hatte. Jeder wollte an der Ausstellung verdienen. Jungen liefen durch die Straßen, die Zettel verteilten. David wollten sie ebenfalls ihre Annoncen in die Hand d rücken. Es waren Angebote von günstigen Restaurants, Speisekarten, zwielichtigen »Cabinets« und anderen Dienstleistern.
    Es gab so viel zu sehen, dass David beinahe die falsche Abbiegung nahm, als er an einem Straßencafé den Zigarre rauchenden und Absinth trinkenden Herren lauschte, die sich über Napoleon den Dritten unterhielten, der die Ausstellung besucht und mit viel Tamtam die Exposition eröffnet hatte. Sie lasen den »Figaro« und schauten über den Rand der Zeitung auf die Füße der vorbeischlendernden Damen.
    Als David endlich vor dem Buchladen stand, klingelten ihm die Ohren.

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