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Beiss nicht in die Sonne

Beiss nicht in die Sonne

Titel: Beiss nicht in die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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Steinblock herausschlug, und ich bemerkte, a) daß sie eine Maschine benutzte, die an einem Ende scharf zubeißende Zähne hatte, und b) daß der Stein deutliche Markierungen aufwies, die diese Zähne magnetisierten. Ein Stückchen weiter waren die Künstler müde geworden und ließen die Maschinen allein weitermachen, während sie Feuer-aus-Wein und Gebäck zu sich nahmen.
    Mein Q-R mußte gemerkt haben, daß ich ganz blaß und fast wahnsinnig geworden war. Er erklärte rasch: „Das eigentliche Design wird von den Künstlern selbst entworfen.“
    „Beweisen Sie es“, forderte ich.
    Wir fuhren weiter hinauf, und sie waren auch wirklich sehr vertieft darin, was sich ungefähr so anhörte:
     
    Frage des Künstlers: „Wenn ich auf der linken Seite ein Stäbchen im rechten Winkel anbringe, ist dann das Gleichgewicht hergestellt?“
    Rotes Licht als Anzeige, daß das Ding herunterfallen wird.
    Frage des Künstlers: „Wenn ich das Stäbchen mit einem anderen von doppelter Dicke anhebe, die zwei dann mit einem Würfelskelett an den Seiten unterstütze, ist es dann im Gleichgewicht?“
    Gelbes Licht und ein Metallstreifen als Anzeige, daß es im Gleichgewicht sein könnte, daß jedoch (hilfreicher Hinweis) zwei diagonal gegenüberliegende Würfelskelette den Erfolg garantieren würden.
     
    Oder aber auch: „Schau her, Roboter, ich kann die Augen machen, wenn du mir bei den Wangenknochen hilfst.“ Oder: „Würde deine Maschine mir bitte diese schöne gelbe Farbe mischen, die der Himmel bei Sonnenuntergang hat? Meine wird immer rosa.“
    Ich stand da, starrte alles an und wurde plötzlich zaradann.
    „Gebt mir einen Stein!“ brüllte ich jeden an. Ich ging ihnen wirklich auf die Nerven. Mein Q-R nahm mich beim Arm, und ich brüllte noch lauter: „Einen Stein und eine Meißelmaschine! Und Farbe! Sofort!“
     
7
     
    Was war ich bloß für ein Idiot, nicht wahr?
    Es zerfiel in tausend Stücke, nicht wahr?
    Aber natürlich erst, als ich meine ganze Kraft hineingesteckt hatte.
     
    Roboter wälzten ihn herbei und warfen ihn mir regelrecht vor die Füße, diesen großen, rauhen Block aus einem sehr seltsam aussehenden Material. Ich wußte nicht genau, was ich tat, und sie standen um mich herum und glotzten mich an. Der Q-R ließ sich in einem künstlerisch aussehenden Sessel nieder und schien nachzudenken.
    Ich nahm Maß. Hier gab es keine deutlichen magnetisierten Markierungen, aber der Ruck, mit dem die Meißelmaschine anfing, riß mir fast den Arm ab. Ich stellte fest, daß ich geradewegs bis zur anderen Seite durchgestoßen war. Nun ja, ich hatte es schließlich nicht anders gewollt, oder? Nur Mut! Ich versuchte einen erneuten Stoß und schoß diesmal fast hinter dem Meißel her. Ich warf meine Haare zurück, versuchte es noch einmal und brachte es fertig, die beiden Klüfte durch einen dünnen, abfallenden Bogen zu verbinden. Ich hatte tatsächlich etwas getan.
    Ich hackte und kratzte lange an dem Ding herum, kleine Teilchen flogen in die magnetisierten Behälter auf dem Boden, und schon bald krabbelte ich innen in den Höhlungen herum, bohrend und hämmernd. Es war sehr kompliziert, und ich hatte Spaß daran, und nach einer Weile war ich mir der mich anstarrenden Augen nicht mehr bewußt.
    Plötzlich riß jemand an meinen Haaren mit einem Griff wie ein gewaltiger Schraubstock. Ich schimpfte wütend, bis ich begriff, daß es überhaupt kein Jemand war. Meine scharlachroten Locken hatten sich in dem Steinbrocken verheddert. Der Q-R mußte herunterkommen und mich sehr geduldig loswickeln, und danach mußte er noch oft und oft herunterkommen.
    „Ach, nehmen Sie eine Schere oder sonst etwas“, sagte ich unwirsch, als ich mich schließlich in einem großen, ovalen Loch hängend fand, in einem Netz aus Haaren, das dem einer verrückt gewordenen Spinne glich, mit Tausenden von Steinbröckchen darin. Danach wurde mein Haar kürzer und kürzer, aber als es nur noch bis zu meinen Kniekehlen reichte, beschloß ich, aufzuhören und hinauszugehen, bevor ich kahl wurde.
    Riesige Mengen wunderschöner Farben waren um meinen Arbeitsplatz herum aufgestapelt, und ich tauchte mit Vergnügen in sie hinein. Auch ich selbst begann, die Farbe zu wechseln. Mein Haar war jetzt etwa einen halben Meter breit metallisch rosa, und ich hatte eine grünschimmernde Nase. Ich spielte mit den Farben, um optische Täuschungen zu schaffen. Ich bemalte die schattigen Vertiefungen in leuchtenden, lebhaften Farben und die hervortretenden Flächen in

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