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Beiss nicht in die Sonne

Beiss nicht in die Sonne

Titel: Beiss nicht in die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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starken roten und violetten Tönen, behielt ein Motiv ununterbrochen über mehrere verschiedene Winkel hinweg bei und malte Strudel über den Stein, die wie loderndes Feuer aussahen.
    Wir hatten etliche Mahlzeiten verpaßt, mein Publikum und ich. Es war schon später Nachmittag.
    Ich trat einen Schritt zurück und wischte mir vergeßlich mit der Hand über die Stirn. Aber es war sowieso egal. Ich war stolz. Jetzt konnte ich es mir vorstellen, hoch in den Sonnengärten von Sektor Vier oder einen gläsernen Weg am Wasserweg schmückend, sanft vom Wasser widergespiegelt. Ich hatte die winzigen Risse noch nicht bemerkt, an denen die Meißelmaschine leicht abgerutscht war, das leichte Schwanken, wonach eine Seite etwas schwerer zu sein schien als die andere.
    Ich ging hin und legte meine Hand auf die Spitze, als eine Art liebevollen Klaps für meinen schönen Steinliebling. In dem Moment, als ich es berührte, gab es ein gräßliches Geräusch von sich, und das ganze Ding spritzte feuchte Farbe um sich und brach langsam zusammen, mit gemeiner Endgültigkeit weiter und weiter, bis es nur noch ein Haufen Schutt war.
    Sie mußten mich hinaustragen.
    Der Q-R lächelte.
    „Es ist immer gut“, meinte er, „in solchen Fällen den Rat der Computer einzuholen.“
    „ V … n auf die Computer!“ antwortete ich, und in schockiertem Schweigen führte er mich fort.
     
8
     
    Er war wirklich sehr nett. Er sagte mir nicht, ich sollte aufhören, dazusitzen und zu schmollen, als ich dasaß und schmollte.
    Wir hatten jeder eine Nahrungsinjektion, für die er bezahlte, aber ich finde nicht, daß das so ritterlich von ihm war. Q-Rs finden solche Dinge immer viel einfacher, weil ihnen die entsprechenden Schaltkreise eingebaut sind. Danach eilten wir weiter und sahen Hunderte gelangweilter Leute, die Wasserfluß, Luftfahrt und Ernährungsplanung überwachten. Alles, was sie zu tun hatten, war, Knöpfe zu drücken und Schalter umzulegen, die sich sowieso drückten und schalteten. Es wurde schon dunkel, als er sagte, das sei alles, abgesehen vom Bildvisions-Entwicklungszentrum, aber ich schnappte ihn mir und sagte, ich wollte das auch noch sehen, also gingen wir hin. Ich glaube, es war ein Reflex, daß ich mich so begeisterte. Ich war auf dem Weg, Maschinen und Computer genauso großartig zu finden wie alle anderen.
    Es ist ein großes, domartiges Gebäude, an dessen Wänden aktuelle Bildvisionen ablaufen von einfach enormen, gigantischen Figuren, die herumstolzieren und erotisch sind und so weiter.
    Drinnen gingen wir sanft golderleuchtete Korridore entlang, die in Weihrauchnebeln lagen, während große metallische Flammen unter der Decke zuckten, und sahen viele niedliche, kleine abgeteilte Räume, in denen die einzelnen Erfinder arbeiteten. Wir durften nicht hineinplatzen und sie stören, aber man konnte ein kleines Aufnahmegerät einschalten, das eine vollständige Zusammenfassung dessen lieferte, was gerade vor sich ging. Und diese Leute taten wirklich etwas, das ihrem eigenen Kopf entstammte. Sie benutzten Maschinen zu Nachschlagezwecken, um sicherzugehen, daß eine bestimmte Sequenz nicht mit einer anderen kollidierte oder einer Sequenz zu ähnlich war, die zehn Splits vorher gelaufen war. Sie betätigten auch die Kontrollschalter selbst, so daß die Bilder auf dem riesigen Bildschirm unter der Decke ihren Vorstellungen entsprachen.
    Die Ideen waren trotzdem ziemlich eintönig: Tanzerei, Umarmungen und Liebesspiele, Blumen und wehendes Haar. Wunderschön, aber banal. Eine Herausforderung.
    „Das ist es“, sagte ich.
    „Was?“ fragte der Q-R.
    „Die Arbeit, die ich tun möchte“, antwortete ich. „Ich meine, sie tun es doch wirklich selbst , oder?“
    Er sah ein klein wenig verärgert aus, sagte aber, er wolle versuchen, einen freien Raum zu bekommen, damit ich es versuchen könnte, wenn ich wollte. Ich wollte. Er ging den Korridor hinunter, während ich außerhalb der hübschen, kleinen Büros herumlungerte, hineinstarrte und vermutlich die Leute mit meinem farb-verkleisterten Haar und meiner grünen Nase erschreckte, die ich zwischenzeitlich vergessen hatte.
    Plötzlich wirbelte eine Spirale neben mir nieder und bat mich aufzusteigen, und auf ging’s, an sich bewegenden Gliedern und blumengeschmückten Torsos vorbei in einen anderen Korridor, wo ein fröhlich gestreifter Bote mir meinen eigenen kleinen Spielplatz zeigte, mit meiner eigenen kleinen Kontrollbank und meinem eigenen großen Bildschirm.
    Ich mußte tatsächlich

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