Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beiss nicht in die Sonne

Beiss nicht in die Sonne

Titel: Beiss nicht in die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
Vom Netzwerk:
gehärtet wie guter Stahl (natürlich). Ich hatte keine Furcht (was ist das?), zog aber meinen goldenen Dolch und schritt weiter durch die dichte, grünliche Dunkelheit.
    Die Augen erloschen.
    Dort vorn war ein entsetzliches Monster, das mich mit seinem giftigen Feuerhauch fast verbrannte. Ich stieß uralte, mystische Worte hervor, um mich vor den Flammen zu schützen, und stieß mit ihm zusammen. Der Kampf war lang und schrecklich (logisch). Doch Anmut lag in jeder meiner Bewegungen, und ich führte meine Klinge schnell und sicher (was sonst?). Endlich brach das Ding zusammen und verwehte wie der Wüstenstaub, nur ein gebleichtes Skelett blieb zu meinen Füßen zurück. Ich ging weiter. Bronzenetze fielen nieder. Zu stolz zum Kämpfen, wurde ich durch hohe Säulenreihen in eine riesige, hohle Festung emporgehoben. Ich fand einen Glastisch vor, der mit einem Festmahl aus exotischen Speisen und funkelnden Weinen gedeckt war.
    „Iß“, ertönte eine Stimme aus dem Nichts. „Trink. Du bist erschöpft.“
    Ich trat an den Tisch, und da ich den Speisen trotz meines Hungers mißtraute, sprach ich zuerst ein paar magische Worte. Sofort löste sich alles in purpurnem Feuer auf (Überraschung! Überraschung!), und ein Donnerschlag grollte durch die Festung. Riesige geflügelte Horrorgestalten stießen auf mich nieder. Ich schlug auf sie ein, bis meine Kraft fast am Ende war, und dann brachte ich es mit Hilfe von alten Beschwörungsformeln fertig, sie in das Feuer auf dem Tisch zu treiben, worin sie verzehrt wurden. Viele andere Dämonen griffen mich während dieser langen und schrecklichen Nacht an. Glühende Meteore erschienen vom Himmel und explodierten weit draußen in der Leere der Wüste, während ich Feuerschlangen erschlug und Messingdrachen besiegte. Ich wurde in Versuchung geführt, und unzählige Fata Morganen suchten mich zu täuschen, aber gegen alles leistete ich Widerstand und entlarvte es als Täuschung. Schließlich, die Morgendämmerung nahte schon, und ich wußte, daß ich fast zu erschöpft war, mich länger verteidigen zu können, obwohl meine Schönheit und meine Anmut noch immer ungetrübt waren (eine Art blasses Gold mit romantischen Schatten unter den Augen, ganz bezaubernd), erschien am Ende der Festung eine große Gestalt.
    Ein Mann. Eine mythische Gestalt und von einer kaum zu glaubenden Schönheit, dunkeläugig und hellhaarig, doch in seinem wunderbaren Gesicht stand das Böse geschrieben. Er zog ein langes, phosphoreszierendes Schwert, und alles begann von neuem. Woher ich meine außergewöhnlichen Kraftreserven hatte, vermochte mein Traum-Ich nicht zu sagen (obwohl mein Real-Ich es ganz gut wußte), aber durch meine insumatten Fähigkeiten hatte ich das Wesen zuletzt zur Vernichtung unter meinem Dolch. Aber ich hielt inne. Irgend etwas gebot mir Einhalt. Seine Schönheit vernebelte meinen Verstand, so daß ich nicht zustoßen konnte. Beschämt ließ ich meine Klinge sinken und weinte.
    „Töte mich. Ich bin es nicht wert, dein Gegner zu sein.“ Und das große Schwert erhob sich und war verschwunden.
    Ich sah erstaunt auf. Mein Feind war nicht länger mein Feind. Noch dreimal schöner, umarmte er mich und erzählte mir von dem uralten, schrecklichen Fluch, der auf diesem Platz und auf ihm gelastet hatte. Durch meine Tapferkeit und meine Schönheit hatte ich ihn wie auch sein Land erlöst (großartig!).
    Er führte mich die Stufen hinunter in eine wundervolle Halle aus Gold und Feuer, und ich sah, daß der Palast nicht mehr länger eine Ruine war. Durch hohe Fenster glitzerte der befreite Regen, und überall blühte die Wüste.
    Bei dem zaghaften Geplätscher der Quellen, die aus den Felsen entsprangen, wachte ich auf.
    „Wer bin ich?“ Das dachte ich oft nach einem Traum. „Wo bin ich?“
    Es dauert jedoch nicht lange, bis man sich wieder gesammelt hat. Ich war enttäuscht. Das Leben hatte für mich gerade angefangen, für uns. Wir hätten gefeiert und uns geliebt, und jetzt würde ich nie wissen, wie es war – natürlich, ich hätte dies dem Traum hinzufügen können, wenn ich darum gebeten hätte. Aber das tue ich niemals. Ich kenne viele Leute, die nur in die Traumzimmer gehen, um von Liebe zu träumen, aber worin liegt da der Sinn? Ich meine, man kann Liebe machen, wann immer man will und wie immer man will, und es gibt Millionen von Pillen und anderem Kram, um den Erfolg zu garantieren. Warum dann also hingehen und auch noch davon träumen?
    „Du hast ewig gebraucht“, sagte

Weitere Kostenlose Bücher