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Beiss nicht in die Sonne

Beiss nicht in die Sonne

Titel: Beiss nicht in die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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Thinta.
    Es ist nicht der Traum, der die Zeit beansprucht – das Zeitgefühl wird gedehnt oder so ähnlich, und jeder Traum dauert reguläre zehn Minuten – aber meine ganzen Anweisungen vorher hatten alles aufgehalten.
    Thinta trank Silberwasser-Erquickung, aber ich wollte lieber allein fortgehen und über meinen Liebhaber und die Drachen, mit denen ich gekämpft hatte, nachdenken.
    „Ich muß gehen, Thinta Ooma “, sagte ich. „Ich muß zurück nach Limbo zur ersten Überprüfung meines neuen Körpers.“
    Das stimmte. Sie überprüfen einen gerne, wenn man nicht wenigstens für eine Einheit dableibt. Hergal bleibt immer da.
    „Natürlich, Ooma “, lächelte Thinta schläfrig. Vielleicht wollte sie auch gern allein sein. Aber nein. „Ich komme auch. Wir müssen noch bezahlen.“
    Oh, farathoom ! Thinta macht einen rasend mit ihrer Bezahlerei.
    Wir schlenderten zu unseren Zahlkabinen, und weg war sie.
    „Danke, danke, vielen Dank. Es war absolut groshing, groshing ! Oh, danke vielmals, ich bin so glücklich. Es war wirklich derisann! Oh! Oh! Oh!“
    Oh, halt den Mund!
    „Danke“, brummte ich höflich.
    Die Maschinen registrierten Protest und begannen, mich zu ermutigen. Die Kabinen waren voller Leute, die sich vor Freude und Dankbarkeit die Kehle aus dem Leib schrieen. Na schön, dachte ich. Ich werde es euch zeigen.
    Ich erhob meine Stimme.
    „Oh, vielen Dank“, schrie ich. Ich schluckte eine Ekstasepille und steigerte mich immer mehr. Ich redete schwülstig. Ich kreischte, bis mir die Stimme versagte. Ich umarmte die Maschine mit unverhohlener Leidenschaft, und Tränen der Liebe rannen über mein Gesicht.
    Thinta half mir hinaus. Sie sah mich beifällig an.
    „Du warst ein sehr liebes Mädchen“, gratulierte sie mir.
    Perfekter Sonnenschein traf mein Gesicht und warf die letzten Reste meiner Vision zu Boden. Drachen wirbelten auf der sanften Brise davon. Mein Liebhaber wurde blasser und verschwand.
     
4
     
    Ich verließ Thinta und ging per Körper-Transmitter nach Limbo. Sie sind sehr wirksam, aber es wird einem schlecht dabei. Niemand benutzt sie außer Älteren Personen, die meinen, sie müßten sich beeilen, und einen Platinmagen haben. Ich stieg ein und betätigte die Schalter, wünschte mir aber bald, ich hätte es nicht getan. Selbstverständlich geht es schnell, aber ich finde wirklich, daß man soviel Zeit verliert, weil einem übel ist, wenn man am anderen Ende ankommt, daß man genausogut auf eine Gleitbrücke springen kann. Jedenfalls kam ich an, und es ging mir natürlich ziemlich schlecht – als ob ich etwas verloren hätte. Meinen Kopf oder so.
    Roboter starrten mich an. Sie waren nicht zufrieden. Körper-Transmitter sind nichtjang und ein Nichtjang-Jugendlicher ist anstößig, unverständlich, tosky, zaradann.
    Sie überprüften mich. Ich hatte beim Transit einen kleinen, künstlichen Leberfleck verloren, deswegen murrten sie ein bißchen. Ansonsten war mein Körper in Ordnung. Nur daß ich seiner müde war.
    „Ich möchte gern einen neuen Körper beantragen“, sagte ich.
    Schockiertes Schweigen.
    „Wie lange wird es dauern?“
    „Ihr Antrag ist registriert worden“, erklärte der Quasi-Roboter. „Normalerweise müßten Sie dreißig Einheiten warten. In Ihrer Akte ist jedoch vermerkt, daß Sie im letzten Vrek bereits vierzehn Körper gehabt haben. Deshalb müssen Sie jetzt sechzig Einheiten warten.“
    „Kann ich Berufung einlegen?“
    „Oh ja.“
    „Wird das etwas nützen?“
    „Keineswegs.“
    Ich ging hinaus.
    Der Nachmittag wurde mit jeder Sekunde ermüdend schöner.
     
5
     
    Ich ging zum Peridot-Kanal hinunter und signalisierte nach meiner Kugel. Das Wasser lief steil einen Hügel hinauf, ein sanft schimmerndes Grün. Gebäude erhoben sich rings um mich her. Meine Bee fiel mir auf den Kopf, aber ich war zu deprimiert, um nach ihr zu schlagen. Das weiße, gestohlene Tierchen landete in meinen Armen und biß ein gutes Stück aus mir heraus. Wir schlugen uns gegenseitig, und es sprang auf die Gleitbahn hinunter, wo es von einem Magnetisierer gefangen und gegen eine künstlerische, achtdimensionale Statue geworfen wurde.
    Die Kugel kam vorbei, und ich stieg ein. Ich zog das Tierchen mit, ich weiß auch nicht genau, weshalb – vielleicht deshalb, weil ich es gestohlen habe. Ich messe den Dingen, die ich stehle, immer eine gewisse Bedeutung bei, es sei denn, mir ist der Spaß am Klauen verdorben worden, wie zum Beispiel im Jade-Turm. Es saß da und grinste mich

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