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Bel Ami (German Edition)

Bel Ami (German Edition)

Titel: Bel Ami (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy de Maupassant
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er seinen Aufsatz in die Tasche steckte, fuhr Forestier fort:
    »Heute begibst du dich zunächst zur Polizeipräfektur.«
    Und wieder gab er ihm eine ganze Menge Geschäftsgänge und Recherchen auf, die er erledigen sollte.
    Duroy ging, ohne daß ihm das beißende und verletzende Wort einfiel, nach dem er suchte.
    Am nächsten Tage brachte er seinen Aufsatz wieder. Er bekam ihn abermals zurück. Als er ihn zum dritten Male geschrieben und zurückerhalten hatte, begriff er, daß er zu schnell vorwärts wollte und daß nur Forestiers Hand ihm helfen konnte. Er sprach nicht mehr von seinen ‘Erinnerungen eines afrikanischen Jägers’, und nahm sich vor, schlau und gewandt zu sein, da es nicht anders ging. Und in Erwartung besserer Tage widmete er sich in vollem Eifer seinem Berufe als Reporter.
    Er lernte bald die Kulissen der Theater und der Politik, die Wandelgänge und Warteräume der Staatsmänner und des Parlaments, die wichtigtuenden Mienen der Ministerialbeamten und die mürrischen Gesichter der schläfrigen Gerichtsdiener kennen.
    Er hatte dauernd zu tun mit Ministern, Portiers, Generalen, Geheimpolizisten, Fürsten, Zuhältern, Dirnen, Botschaftern, Bischöfen, Kupplern, Männern der besten Gesellschaft, Falschspielern, Droschkenkutschern, Kellnern und vielen anderen Leuten; er war der berechnende und gleichgültige Freund aller geworden, achtete alle gleich hoch und gleich niedrig, maß sie mit demselben Maße, beurteilte sie mit demselben Blick, denn er mußte sie an jedem Tage und zu jeder Stunde in derselben Stimmung begrüßen und mit ihnen über alles, was seinen Beruf anging, sprechen. Er selbst kam sich dabei wie ein Mensch vor, der unmittelbar hintereinander von allen möglichen Weinen kosten muß und schließlich den feinsten Chateau-Margaux von Argenteuil nicht mehr unterscheiden kann.
    Er wurde in kurzer Zeit ein achtbarer Reporter, zuverlässig in seinen Nachrichten, listig, schnell und genau, eine wertvolle Kraft für die Zeitung, wie der alte Walter behauptete, der sich in Redakteuren auskannte.
    Da er aber außer seinem festen Gehalt von zweihundert Francs nur zehn Centimes für die Zeile bekam und da das Leben in den Boulevards, in den Cafés und Restaurants teuer war, so hatte er nie einen Sous in der Tasche und war verzweifelt über seine Armut.
    Es steckt irgendein Kniff dahinter, dachte er, wenn er manche seiner Kollegen mit geldgefüllten Taschen sah, ohne je zu begreifen, welche geheimen Mittel sie wohl anwandten, um sich diesen Wohlstand zu verschaffen. Er witterte voller Neid irgendwelche heimlichen und verdächtigen Abmachungen, ein gegenseitiges Schmuggelsystem. Auch er mußte hinter das Geheimnis kommen, auch er wollte Mitglied dieser verschwiegenen Genossenschaft werden und sich den Kollegen, die ohne ihn die Beute teilten, aufdrängen. Und wenn er abends an seinem Fenster die Eisenbahnzüge vorüberfahren sah, dann träumte er oft von den Mitteln, die ihn diesem Ziele näherbringen konnten.

V.
    So waren zwei Monate vergangen. Der September rückte heran, aber das schnelle Glück, das Duroy erhofft hatte, schien nur sehr langsam heranzukommen. Am meisten quälte ihn die gesellschaftliche Bedeutungslosigkeit seiner Stellung, und er sah keinen Weg, auf dem er zu den Höhen hinaufklettern konnte, wo man Ansehen, Macht und Geld findet.
    Der unbedeutende Beruf eines Reporters umfing ihn wie eine Fessel; er war darin wie vermauert und konnte nicht hinaus. Zwar achtete man seine Tüchtigkeit, aber man schätzte ihn nach seiner Stellung. Selbst Forestier, dem er tausend Dienste leistete, lud ihn zum Diner nicht mehr ein und behandelte ihn wie einen Untergebenen, obwohl er ihn noch freundschaftlich duzte.
    Freilich gelang es Duroy von Zeit zu Zeit, auch einen kleinen Artikel in seinem Blatte anzubringen, und da er durch seine Lokalnachrichten einen flotten Zeitungsstil und Schreibart gelernt hatte, was ihm bei der Abfassung seines zweiten Artikels über Algier absolut fehlte, so lief er keine Gefahr mehr, daß seine Artikel abgewiesen würden. Aber von da bis zu einem aus eigenen Gedankengängen und eigener Phantasie geschaffenen Feuilleton oder einem ernsten politischen Aufsatz bestand ein ebenso großer Unterschied wie zwischen einem Kutscher und einem selbstkutschierenden Herrn, der in den Avenues du Bois de Boulogne spazieren fährt. Was ihn besonders demütigte, war, daß ihm die Türen der Gesellschaft verschlossen blieben und daß er keinen Verkehr hatte, wo er als

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