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Bel Ami (German Edition)

Bel Ami (German Edition)

Titel: Bel Ami (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy de Maupassant
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einsteigen.«
    Duroy stieg ins Kupee und lehnte sich zur Tür hinaus, um ihr noch ein paar Worte sagen zu können. Die Lokomotive pfiff und der Zug setzte sich langsam in Bewegung.
    Der junge Mann lehnte sich zum Wagenfenster hinaus und sah die junge Frau, die unbeweglich auf dem Bahnsteig stand und ihm nachblickte. Und plötzlich, als er sie fast aus seinen Augen verloren hatte, warf er ihr mit beiden Händen eine Kußhand zu.
    Sie gab ihm den Gruß zurück, zaudernd und nur angedeutet.

I
    Georges Duroy hatte sich wieder ganz in seine alten Gewohnheiten eingelebt.
    In seiner kleinen Parterrewohnung in der Rue Constantinople lebte er still und zurückgezogen, wie ein Mann, der sich auf eine neue Lebensführung vorbereitet. Selbst seine Beziehungen zu Madame de Marelle hatten jetzt einen ehelichen Charakter angenommen, als ob er sich für das bevorstehende Ereignis einüben wollte. Seine Geliebte war auch oft sehr erstaunt über die friedliche Regelmäßigkeit ihres Zusammenseins und sagte ihm lachend:
    »Du bist noch braver und häuslicher als mein Mann. Es hat sich wirklich nicht gelohnt, zu wechseln.«
    Frau Forestier weilte noch immer in Cannes. Er erhielt einen Brief von ihr, worin sie schrieb, daß sie erst Mitte April zurückkäme; von den letzten Stunden ihres Beisammenseins schrieb sie nichts. Er wartete; er war jetzt fest entschlossen, sie zu heiraten und alle Mittel anzuwenden, falls sie noch zaudern sollte. Er vertraute auf sein Glück und auf die unwiderstehliche Anziehungskraft, die er auf alle Frauen ausübte, und deren er sich wohl bewußt war.
    Ein paar kurze Zeilen benachrichtigten ihn, daß die Entscheidungsstunde bald schlagen würde.
    »Ich bin in Paris, kommen Sie, mich besuchen.
Madeleine Forestier.«
    Nichts weiter. Er erhielt den Brief mit der Neunuhrpost und kam am selben Tage um drei zu ihr. Sie reichte ihm beide Hände und lächelte mit ihrem reizenden, liebenswürdigen Lächeln, und einige Sekunden lang sahen sie einander tief in die Augen.
    »Wie lieb war es von Ihnen, daß Sie mich in meiner schrecklichen Lage nicht allein ließen«, sagte sie dann leise.
    »Ich hätte alles getan, was Sie mir befohlen hätten«, erwiderte er.
    Daraufhin setzten sie sich. Sie erkundigte sich nach Neuigkeiten, nach Walters und nach allen Kollegen auf der Redaktion. Sie hatte oft an die Zeitung gedacht.
    »Alles das fehlt mir sehr«, sagte sie. »Ich war so ganz und gar Journalistin geworden. Ich liebe nun einmal diese Tätigkeit.«
    Dann schwieg sie. Er glaubte, sie zu verstehen; er glaubte in ihrem Lächeln, in dem Ton ihrer Stimme, ja selbst in ihren Worten eine Art Aufforderung zu finden. Er hatte sich zwar vorgenommen, die Sache nicht zu überstürzen, aber dann konnte er nicht mehr an sich halten und stammelte:
    »Nun ja ... warum ... warum wollen Sie denn nicht diese Tätigkeit unter ... dem Namen Duroy wieder aufnehmen?«
    Sie wurde plötzlich ernst, legte die Hand auf seinen Arm und sagte:
    »Reden wir nicht darüber.«
    Doch er verstand, daß sie »ja« sagte; er sank auf die Knie, küßte leidenschaftlich ihre Hände und stotterte immerfort:
    »Oh, danke, danke, wie ich Sie liebe.«
    Sie stand auf. Er tat das gleiche und bemerkte, daß sie sehr bleich war. Da wurde ihm klar, daß er ihr gefallen hatte, und vielleicht schon seit längerer Zeit. Sie standen dicht beieinander; er zog sie an sich und drückte ihr einen langen, zärtlichen Kuß auf die Stirn. Sie machte sich los, lehnte sich an seine Brust und fuhr in ernsthaftem Tone fort:
    »Hören Sie mich an, mein lieber Freund, noch bin ich zu gar nichts entschlossen, aber es wäre nicht unmöglich, daß ich ja sagte. Sie müßten mir aber absolute Verschwiegenheit versprechen, bis ich Sie davon entbinde.«
    Er schwor es und ging; sein Herz jauchzte vor Freude.
    Von da ab besuchte er sie stets mit großer Vorsicht und bat sie auch nicht um eine bestimmte Zusage, denn ihre Art, wie sie über die Zukunft sprach, wie sie »später« sagte und allerlei Pläne entwarf, in denen sie beide eine Rolle spielten, sprach deutlicher und doch zarter als ein formelles Jawort.
    Duroy arbeitete fleißig, gab wenig aus, versuchte etwas Geld zurückzulegen, um bei seiner Heirat wenigstens etwas Geld zu besitzen. Er wurde nun ebenso geizig, wie er früher verschwenderisch gewesen war.
    Der Sommer ging vorbei und dann der Herbst, ohne daß jemand auf den geringsten Verdacht kam, denn sie sahen sich selten und so unauffällig wie möglich. Eines Abends fragte ihn

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