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Bel Ami (German Edition)

Bel Ami (German Edition)

Titel: Bel Ami (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy de Maupassant
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Vater schien ziemlich befriedigt, während in den Augen der Mutter eine feindselige Eifersucht funkelte.
    Der Mann war von Natur lustig und fröhlich und durch den Genuß des süßen Apfelweines und Alkohols wurde sein Frohsinn noch gesteigert. Er wurde kecker und fragte mit listigem Augenzwinkern:
    »Darf ich ihr wohl auch einen Kuß geben?«
    »Aber natürlich!« antwortete der Sohn; und Madeleine, der es unbehaglich wurde, reichte beide Wangen den schallenden Küssen des Bauern, der daraufhin sich seine Lippen mit der Rückseite seiner Hand abwischte. Auch die Alte küßte ihre Schwiegertochter, doch mit feindseliger Zurückhaltung. Nein! das war nicht die Schwiegertochter, von der sie träumte, die dicke, frische Pächterstochter, rot wie ein Apfel und rund wie eine Zuchtstute. Die Dame da sah nicht recht geheuer aus mit ihrem Putz und ihrem Moschusgeruch. Für die Alte gab es nur ein Parfüm, und das war Moschus.
    Man ging nun weiter und folgte der Droschke, auf der das Gepäck des jungen Paares stand.
    Der Alte nahm den Sohn beim Arm, zog ihn etwas zurück und fragte neugierig:
    »Nun, und wie gehen die Geschäfte?«
    »Gut, sehr gut!«
    »Nu', das genügt. Um so besser. Sag' mal, und deine Frau, hat sie Geld?«
    »Vierzigtausend Francs!«
    Der Vater stieß vor Überraschung und Bewunderung einen leisen Pfiff aus und brachte nichts weiter hervor als: »Donnerwetter!«, so starr war er über die Summe. Dann setzte er mit ernster und ehrlicher Überzeugung hinzu:
    »Wahrhaftig, es ist eine schöne Frau!«
    Er fand sie nach seinem Geschmack, und seinerzeit hatte er für einen Kenner gegolten.
    Madeleine und die Mutter gingen nebeneinander, ohne ein Wort zu sprechen. Die beiden Männer holten sie ein.
    Das kleine Dorf, wohin sie nun gelangten, zog sich längs der Straße hin, etwa zehn Häuser auf jeder Seite, teils aus Ziegeln, teils aus Lehm gebaut, die einen mit Stroh, die anderen mit Schiefer gedeckt. Links, am Dorfeingang befand sich das Wirtshaus des alten Duroy »Zur schönen Aussicht«, eine kleine Hütte, die aus einem Erdgeschoß und einigen Bodenkammern bestand. Über der Tür war ein Kiefernzweig angebracht, er zeigte nach altem Brauch, daß durstige Leute eintreten können.
    Der Tisch war in der Wirtsstube gedeckt oder vielmehr waren zwei Tische nebeneinander geschoben und mit einer Serviette bedeckt. Eine Nachbarin, die zur Aushilfe gekommen war, grüßte mit tiefer Verbeugung, als sie eine so schöne Dame eintreten sah, dann erkannte sie Georges und rief:
    »Herr Jesus! Bist du es, Kleiner?«
    Er antwortete fröhlich:
    »Aber gewiß bin ich es, Mutter Brulin!«
    Und er umarmte sie, wie er vorher seine Eltern umarmt hatte.
    Dann wandte er sich zu seiner Frau:
    »Komm in unser Zimmer, da kannst du deinen Hut ablegen.«
    Er führte sie rechts durch eine Tür in ein kaltes, viereckiges Zimmer mit kalkgeweißten Wänden, in dem ein Bett mit baumwollenen Vorhängen stand; über einem Weihwasserbecken hing ein Kruzifix; zwei kolorierte Bilder, die Paul und Virginie unter einem blauen Palmenbaum und Napoleon I. auf einem gelben Pferd darstellten, bildeten den einzigen Schmuck dieses sauberen, öden Zimmers. Sobald sie allein waren, küßte er Madeleine:
    »Guten Tag, Made; ich freue mich wirklich, die Alten wiederzusehen. In Paris denkt man nicht an sie, und wenn man wieder beisammen ist, macht das einem doch Freude.«
    Aber der Vater rief, indem er mit der Faust an die Tür schlug:
    »Kommt! Vorwärts! Die Suppe ist fertig!«
    Sie mußten zu Tisch gehen.
    Es war eine lange, schlecht zusammengestellte Bauernmahlzeit: eine Wurst nach der Hammelkeule und ein Eierkuchen nach der Wurst. Vater Duroy war durch den Apfelwein und ein paar Gläser Schnaps angeheitert, und packte seine alten Geschichten und Lieblingsscherze aus, die er für besonders festliche Gelegenheiten aufbewahrte, allerlei schlüpfrige, unsaubere Abenteuer, die angeblich seinen Freunden begegnet waren. Georges, der sie alle kannte, grinste trotzdem, denn die Luft der Heimat und die angeborene Liebe zum Lande und zu den vertrauten Winkeln seiner Kindheit, berauschten ihn ebenso wie all die Erinnerungen, die wieder in ihm lebendig wurden, all diese Kleinigkeiten, die er wieder sah: ein Messerschnitt in der Tür, ein lahmer Stuhl, der ihn an eine jugendliche Untat erinnerte, der Erdgeruch und der kräftige Harzduft, der aus dem nahen Walde kam und selbst der Geruch des Hauses, des Baches und des Düngerhaufens.
    Die Mutter Duroy sprach gar nicht;

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