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Bel Ami (German Edition)

Bel Ami (German Edition)

Titel: Bel Ami (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy de Maupassant
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von der Redaktion zurückkam, wo man ihn zwei- oder dreimal Forestier angeredet hatte, so rächte er sich dann und verfolgte den Toten bis in sein Grab mit bittersten und gehässigsten Witzen. Er spöttelte über seine Fehler, seine kleinlichen komischen Seiten, zählte sie mit Wohlbehagen auf, wobei er sie immer übertrieb und vergrößerte, als wollte er im Herzen seiner Frau den Einfluß eines gefährlichen Nebenbuhlers bekämpfen.
    Er wiederholte:
    »Sag' mal, Madeleine, entsinnst du dich noch des Tages, als dieser Dummkopf Forestier uns beweisen wollte, daß die dicken Menschen kräftiger wären als die mageren?«
    Dann wollte er allerlei intime Einzelheiten über den Verstorbenen erfahren, worüber die junge Frau unwillig schwieg. Doch er war hartnäckig und bestand darauf.
    »Sag' doch, erzähle es mir mal, er mußte in diesem Augenblicke recht komisch sein?«
    »Höre doch endlich auf,« murmelte leise Madeleine, »laß ihn in Ruhe.«
    Er ließ nicht nach:
    »Nein, sag' doch. Er war sehr ungeschickt im Bett, diese Bestie.« Und er schloß jedesmal mit den Worten: »Das war aber ein Vieh!«
    Eines Abends gegen Ende Juni rauchte er am Fenster eine Zigarette. Es war sehr heiß, und er bekam Lust, einen Spaziergang zu machen.
    »Meine kleine Made,« fragte er, »willst du wohl mit mir ins Bois kommen?«
    »Selbstverständlich sehr gern.«
    Sie nahmen einen offenen Wagen und fuhren über die Champs Elysée nach dem Bois de Boulogne. Es war eine windstille Nacht, eine von diesen schwülen Nächten, wo die überheiße Luft von Paris wie Backofenglut in die Brust dringt. Ein Heer von Droschken führte ein ganzes Volk von verliebten Pärchen spazieren. Ein Wagen folgte dicht auf den anderen.
    Georges und Madeleine amüsierten sich, alle diese Pärchen zu beobachten, die an ihnen vorbeifuhren, die Frauen in hellen Sommerkleidern, die Männer meist in dunklen Anzügen. Es war ein Riesenstrom von Verliebten, der unter dem heißen Sternenhimmel nach dem Bois zog. Man hörte nur das dumpfe Rollen der Räder. Und in jeder Droschke saß immer wieder ein Liebespaar lang hingestreckt auf den Polstern, stumm und zärtlich aneinander geschmiegt, glühend vor Begierde und leidenschaftlich in Erwartung der bevorstehenden Umarmung. Die warme Nacht schien von Küssen und Liebe durchtränkt zu sein. Eine zärtliche Sinnlichkeit schwebte in der Luft und machte diese noch schwüler und drückender. Alle diese Paare, von den gleichen Gedanken und Gefühlen eingenommen, von dem Verlangen berauscht, schienen eine glühende Leidenschaft von sich auszustrahlen. Alle diese Wagen, von Liebe beladen, über denen Liebkosungen zu flattern schienen, streuten auf die Vorüberfahrenden eine Art sinnliches Fluidum aus. Und Georges und Madeleine fühlten sich von der Zärtlichkeit, die in der Luft herumschwebte, angesteckt und rückten näher zueinander, ohne ein Wort zu sagen, etwas bedrückt durch die schwüle Luft und die in ihnen erwachende Erregung.
    Als sie hinter den Befestigungen an einer Kurve vorbeifuhren, küßten sie sich und sie stammelte etwas verwirrt:
    »Wir sind genau so kindisch wie in Rouen.«
    Als sie in den Wald hineinfuhren, hatte sich der große Wagenstrom etwas zerschlagen. Auf dem Wege um die Seen, den das junge Paar einschlug, fuhren die Droschken in größeren Abständen voneinander, aber der dichte Schatten der Bäume, die etwas kühlere Luft, die unter dem weiten Sternenhimmel durch das Grün der Blätter und durch kleine Bächlein, die unter den Baumzweigen rieselten, erfrischt wurde, verlieh den Küssen der hier spazierenfahrenden Pärchen einen leidenschaftlicheren und geheimnisvolleren Reiz. Georges preßte seine Frau an sich und flüsterte:
    »O meine kleine Made«
    Sie sagte: »Entsinnst du dich des Waldes bei dir auf dem Lande? Wie es dort unheimlich war. Es schien mir, als wäre er voll von schrecklich wilden Tieren und als ob er kein Ende hätte. Hier dagegen ist es entzückend. Ich fühle das liebkosende Fächeln des Windes, und ich weiß genau, daß am anderen Ende Sèvres liegt.«
    »Oh,« erwiderte er, »im Walde bei mir auf dem Lande gibt es nur Hirsche und Füchse, Rehe und zuweilen auch Wildschweine und hier und da die Hütte eines Försters.« Förster — Forestier — dieser Name des Toten, der seinem Munde entquoll, überraschte ihn, als ob er aus dem dunklen, geheimnisvollen Dickicht käme, und er stockte, ergriffen von jener bohrenden, unbegreiflichen Eifersucht, die ihn seit einiger Zeit

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