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Bel Ami

Bel Ami

Titel: Bel Ami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Detlef Uhlmann
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Parfüms. Das war der Moment. Niemals zögern, immer alles auf eine Karte.
    »Ich nicht! Ich bin geschäftlich hier«, schrie ich.
    »Ach was, bist wohl Regisseur und schlägst mir jetzt eine Rolle in deinem Film vor, ja?«
    »Können wir uns nicht dahinten weiter unterhalten? Ich bin schon heiser!«
    Ich zeigte ihr die Richtung, und sie folgte mir. In der Ecke standen ein paar dunkelgrüne Clubsessel und kleine runde Tische. Ich lagerte ein paar Jacken um, bot ihr einen Platz an, und sie setzte sich dankbar, streckte ihre langen Beine aus und streifte sich die Pumps von den Füßen. Ich hatte vorgesorgt und reichte ihr den Martini, den ich für sie bestellt hatte.
    »Oh, sehr aufmerksam von dir.« Sie trank. »Was willst du eigentlich von mir?«
    »Dir ein Angebot machen!«
    »Ich spiel aber nur die Hauptrolle!«
    Ich ignorierte ihren schnippischen Tonfall, beugte mich vor – ohne dabei den gebührenden Abstand zu unterschreiten – und sagte sehr ernsthaft:
    »Es gibt nichts, was eine so schöne Frau wie du von einem Mann nicht bekommen könnte. Wusstest du das?«
    Sie sah mich irritiert an und stellte das leere Glas auf dem Tisch ab.
    »Und?«
    »Hat dir schon mal ein Mann ein Geschenk gemacht?«
    »Zum Geburtstag?«
    Ich hatte sie aus dem Konzept gebracht, aber noch nicht an der Angel. Jetzt nachlegen.
    »Ich meine einen Diamanten, ein Auto. Hat dir noch nie jemand eine Reise auf die Malediven geschenkt?«
    Ihre Augen wurden größer. Angebissen.
    »Das ist, als hätte Da Vinci seine Bilder aus der Hand gegeben, ohne dafür ein Honorar zu verlangen! Du bist mit einer Schönheit gesegnet, die ihresgleichen sucht, und du verschenkst sie an Typen, die sich wahrscheinlich auch noch aus deinem Kühlschrank bedienen.«
    Da musste ich ins Schwarze getroffen haben. Sie zuckte zusammen und begann, auf ihrer Lippe zu kauen.
    »Wie heißt du eigentlich?«
    »Julia!«
    »Schöner Name. Passt zu dir. Ich bin Detlef. Detlef Uhlmann, und mir gehört das Bel Ami . Das ist ein Nachtclub. Ein sehr exklusiver!«
    Sie zuckte zusammen. Jetzt vorsichtig sein, Vertrauen wecken, Zeit gewinnen.
    »Warte! Bevor du antwortest, denk erst mal nach. Du bist Studentin, oder?«
    Sie nickte.
    »Du bist also nicht nur schön, sondern auch klug. Bevor man sich eine Meinung bildet, sollte man sich die Dinge genauer ansehen. Und mehr will ich gar nicht von dir!«
    Ich setzte ein gewinnendes Lächeln auf und schob ihr meine Visitenkarte über den Tisch.
    »Komm einfach mal vorbei und schau es dir an. Ein bisschen Neugierde hat noch niemandem geschadet. Frag einfach nach Detlef, und dann entschädige ich dich für dein Kommen mit einem Glas Champagner oder Martini – und wesentlich besserem als diesem hier.«
    Damit stand ich auf und reichte ihr meine Hand.
    »Julia, es hat mich sehr gefreut, dich getroffen zu haben.«
    Auf keinen Fall wollte ich ihr die Zeit für eine spontane Entscheidung lassen. Sobald sie ihr schönes Bein erst einmal in meine Villa gesetzt hätte, würde sie mir die richtige Antwort geben, da war ich mir sicher.
    Und ich behielt recht. Schon am nächsten Abend sah ich sie wieder. Julia, schöne Julia. Studentin der Germanistik, Geschichte und Literaturwissenschaft. Aus dem Stegreif zitierte sie Goethe oder auch Brecht, und sie lernte sehr schnell, wann der eine besser zog als der andere.
    Die Sommernacht, in der mir meine Überzeugungskraft erstmals bewusst wurde, war so heiß, dass auch der Einbruch der Dunkelheit kaum Abkühlung brachte. Damals war ich 14 und lebte noch in der DDR, einem Land, in dem es eher wenige Berufe gab, in denen man seiner Reiselust uneingeschränkt nachgehen konnte. Ich wollte Seemann werden, hatte eine Ausbildung in der Berufsschule für Seefahrt bei Magdeburg begonnen und wohnte seit einigen Monaten im Internat. Bei unserer Ankunft war ich zum Stubensteuermann gewählt worden, was mich nicht wirklich überraschte. Ich war groß, meine Stimme tief, mein Auftreten selbstbewusst, und wahrscheinlich deshalb hatten die anderen drei Jungen auf dem Zimmer sofort Vertrauen zu mir gefasst. Außerdem war ich der Einzige, der schon Erfahrungen mit Mädchen gemacht hatte. Sie anzusprechen und zu einem Date zu überreden, war mir nie schwer gefallen. Waren es mein selbstsicheres Auftreten, mein Lächeln, das unschuldig und erfahren zugleich wirkte? Oder die Komplimente, die ich grundsätzlich ernst meinte?
    Ich hatte zu Beginn des Abends groß aufgeschnitten und behauptet, dass ich es schaffen würde, noch in

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