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Bel Ami

Bel Ami

Titel: Bel Ami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Detlef Uhlmann
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intellektuell aus.
    »Davor, mich zu unterschätzen!«
    Langweilte Julia die Herren? Nein, sie hörten ihr gebannt zu und schielten dabei auf ihre langen Beine und ins Dekollete, was wahrscheinlich für die meisten faszinierender war als ihre Theorien. Mir fiel ein, dass Rosi früher am Abend noch Bedenken gehabt hatte, ein paar von den neuen Mädchen könnten vielleicht nicht genug Erfahrung mitbringen. Aber es war, wie ich es mir gedacht hatte. Genau wie alle anderen Frauen besaß auch Julia ein natürliches Talent, das sie jetzt meisterlich ausspielte. Sie wechselte die Position ihrer Beine – nur unmerklich langsamer, als es nötig gewesen wäre – fischte sich einen Eiswürfel aus dem Glas des Schlipsmannes neben ihr, schob ihn sich in den Mund und zerbiss ihn lautstark.
    »Noch etwas, das du wissen möchtet?«
    Auch Rosis Blondschopf tauchte immer wieder in der Menge auf. Sie flirtete mal mit diesem, mal mit jenem, integrierte Vereinzelte, ermutigte Schüchterne, erheiterte Ernste und warf mir immer wieder begeisterte Blicke zu. Schließlich war es ja auch ihre Vision, die sich an diesem Abend erfüllte. Voller Bewunderung beobachtete ich, wie schnell sie die Männer betören konnte. Eifersucht war mir fremd, Liebeskummer kannte ich nicht. Der taugte vielleicht für traurige Lieder oder Filme, aber nicht für mich. Und außerdem war Rosi nicht die Einzige von uns beiden, die an diesem Abend dutzende, eindeutige Angebote bekam.
     
    Ich, Detlef Uhlmann, besaß nun den exklusivsten Nachtclub der Stadt, war der Nabel der Welt, in dem die Reichen und Schönen ihr Geld für meine Mädchen und meinen Champagner ausgaben, und ich war unheimlich stolz auf mich.
    Die Tage nach der gelungenen Eröffnungsparty verbrachte ich, indem ich in Begleitung von einigen Mädchen durch die Stadt flanierte, zumeist mit der schönen Julia und der aristokratischen Daniela, einer 23-Jährigen aus gutem Hause, die ihre weißblonden Haare in schier unglaublichen Zöpfen bis zum Hintern trug. Wir tranken Champagner im Tasti , nahmen unser Abendbrot im Cupee 77 zu uns, amüsierten uns im New York, New York. Wo immer sich Prominente, Reiche oder Angesagte trafen, war ich dabei. Und es bewies sich: Nichts ist anziehender als eine schöne Frau. Die meisten Männer, die wir auf unseren Streifzügen wie zufällig in ein Gespräch verwickelten und denen wir ganz nebenbei einen Drink spendierten, saßen abends an meiner Bar im Bel Ami .
    Habe ich schon erwähnt, dass ich auf Frauen mit großen Brüsten und blonden Haaren stehe? Natalie und Alicia hatten beides, und zwar in doppelter Ausführung. Sie waren gerade 21, kamen aus Polen und hatten klare Ziele. Zwei Frauen, wie ich sie mochte. Natalie wollte Kohle, Alicia eine lukrative Heirat. Und beide sahen so aus, als müssten sich ihre Wünsche – und meine – in kürzester Zeit erfüllen. Sie klopften von sich aus an die Tür des Bel Ami und wollten für mich arbeiten, ich sagte zu, und sie enttäuschten mich nicht. Schon nach wenigen Tagen nahm ich sie mit auf meine Streifzüge durch die Berliner Szeneclubs, postierte sie an gut einsehbaren Plätzen, achtete auf ihre Kleidung und Tischetikette. Anfänglich versuchte ich auch ihre Aussprache zu korrigieren, bis ich mitbekam, dass ihr Akzent den meisten Männern sogar sehr gefiel. Alicia und Natalie waren wie der Klebstoff auf der Fliegenfalle. Sah ich einen potenziellen Kunden, der besonders finanzkräftig wirkte, schickte ich die beiden los und wartete, bis sich das Zielobjekt heillos verfangen hatte. Verließ das Fliegenmännchen am nächsten Morgen das Bel Ami , dann war zwar kein Flügel, kein Bein kleben geblieben, aber eine Menge Geld. Und Alicia und Natalie hatten zudem die wunderbare Eigenschaft, dass ihre Anziehungskraft nicht nur eine Nacht anhielt. Ihre Kunden waren wie benebelt und kamen fast alle wieder.
20 Ketten und ein Brandloch
    Es war ein Freitagabend im Spätsommer. Seit drei Wochen war mein Club geöffnet, und seit dieser Zeit wartete die Stadt auf Regen. Für September war es ungewöhnlich heiß. Die Klimaanlage sorgte für konstante 23 Grad Celsius. Dennoch hatte ich an diesem Tag schon das dritte Mal die Kleider gewechselt. Meine Hemden, die ausschließlich von Versace, D&G, Armani oder Valentino waren, ließ ich von einer zuverlässigen polnischen Frau bügeln. Ich erwog, mich das vierte Mal umzuziehen, bevor der leichte Schweißfilm, der sich trotz des Körperpuders schon wieder auf meiner Haut zu bilden begann, das

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