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Bélas Sünden

Bélas Sünden

Titel: Bélas Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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weg, Meta«, verlangte ich noch einmal.»Und hol Marion aus dem Bad.«
    Sie schüttelte den Kopf.»Warum? Es macht ihr nichts aus, da sauber zu machen. Das tut sie gern. Und mir macht es nichts aus, das Blut aus dem Teppich zu waschen, im Gegenteil. Ich fürchte nur, es wird nicht ganz rausgehen.«
    Meta ließ die Seiten auf den Boden fallen, weil ich keine Anstalten machte, sie zu nehmen. Meta zog ihren Mantel aus, brachte ihn zusammen mit der alten Tasche in die Küche. Meta ging in den Abstellraum und holte das Putzzeug. Dann verschwand sie in meinem Schlafzimmer. Ich sammelte die Seiten auf, während sie vor meinem Bett auf den Knien lag und mit Seifenlauge den Teppich schrubbte. Ich brachte die Seiten in mein Arbeitszimmer und blieb dort. Ich wünschte mir, Béla wäre gekommen oder Offermann oder sonst jemand, um Meta hinauszuwerfen. Sie hatte ihn erschossen, davon war ich in dem Moment überzeugt. Weil er mir von ihrer Kindheit erzählt hatte, weil sie dann lesen musste: »Hör auf zu weinen, Papa«, flüsterte das Kind.»Es ist doch gar nicht so schlimm. Ich bin ja noch bei dir.«
    Es drückte sich enger an ihn, strich mit ungeschickten Händen seinen Rücken entlang. Als es die Hand nach vorne brachte und über seine Brust strich, griff er nach dem Handgelenk und hielt den Arm des Kindes fest. Dann schlang er den freien Arm um den schmalen Rücken, drückte sein Gesicht gegen die Schulter des Kindes. Er beruhigte sich allmählich, hielt das Kind fest an sich gepresst. Es fühlte seine Erregung. Und es war bereits alt genug, um zu wissen, was dieser harte Druck gegen den Schenkel bedeutete. Und es liebte ihn, es würde niemals einen anderen Mann so lieben. Eine Hand hatte es noch frei, die brachte es langsam nach unten, schob sie zwischen das eigene Bein und seinen Bauch, griff zu. Der Mann erstarrte. Er murmelte etwas. Das Kind verstand ihn nicht.»Lass mich das machen, Papa«, flüsterte es.»Ich kann das, ich weiß, wie es geht. Ich mache es dir schön.«
    Die Seite war beim Aufsammeln nach oben geraten. Ich las das Stück zweimal und erinnerte mich nicht, das geschrieben zu haben. Grundgütiger Himmel, dachte ich, wie kommt das in meinen Computer? Ich zerriss die Seite in winzige Fetzen und ließ die Schnipsel einzeln in den Papierkorb fallen. Mir war danach, auch die anderen zu zerreißen, das tat ich dann doch nicht. Ab und zu hörte ich ein ersticktes Schluchzen aus meinem Badezimmer. Es klang gedämpft, aber trotzdem. Was veranstaltete Meta hier? Was bezweckte sie damit, ihre Tochter an den Blutflecken vorbeilaufen zu lassen? Um elf hielt ich es nicht mehr aus, ging hinunter und öffnete das Lokal doch, obwohl ich es nicht hatte tun wollen. Ich wünschte mir inständig, es käme niemand. Dann stand ich allein hinter dem Tresen, aber nicht sehr lange. Noch vor halb zwölf traf Sonja ein, mit einem Taxi, wie ich ihr nahe gelegt hatte. Sie kam hereingeschlüpft und hielt erst einmal die Hand auf, um den Fahrer zu bezahlen. Anschließend entschuldigte sie sich. Aber der Monat war fast zu Ende, die Feier der gelungenen Prüfung hatte die letzten Reserven verschlungen. Verkatert war sie, fragte mich nach einem Schmerzmittel. Ich hatte Tabletten in der Handtasche, und die hatte ich mit hinuntergenommen. Sonja schluckte zwei Tabletten und hielt mir anschließend einen Vortrag über meine Raffgier. Was sonst konnte mich dazu bewogen haben, das Lokal zu öffnen? Dann kam sie auf den letzten Satz zu sprechen, den ich am Telefon gesagt hatte.»Mir ist das erst im Taxi aufgefallen«, sagte sie.»Das klang ja direkt gefährlich. Wir müssen reden, wir beide. Hab ich dir was getan?«
    Eine Menge, mein liebes Kind. Da wir allein waren, hätten wir offen sprechen können. Nur schaffte ich es nicht auf Anhieb. Ich sprach zuerst über Meta und Marion, die über unseren Köpfen werkelten. Dass ich es nicht länger ertragen hatte, mit ihnen allein in der Wohnung zu sein. Dass ich nicht mehr hatte atmen können, weil ich der Meinung war, da lag eine Mörderin vor meinem Bett und bemühte sich, das Blut ihres Opfers aus dem Teppich zu waschen. Dass ich fast erstickt war, weil ich wusste, es war irgendwie meine Schuld, um drei Ecken vielleicht nur, aber das änderte nichts. Ich hätte, als ich über ein missbrauchtes Kind schrieb, die kaputte Seele berücksichtigen müssen, die Zerrissenheit und die Gleichgültigkeit gegenüber Heinz. Sonja bekam runde Augen.»Jetzt mach aber mal ’nen Punkt, Mama. Nur weil du über Inzest

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