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Bélas Sünden

Bélas Sünden

Titel: Bélas Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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den Kopf gesenkt, die Schultern hingen nach unten und das blonde Haar gleich mit. Es verdeckte ihr halbes Gesicht. Auf ihrer linken Wange und unter dem Auge hatte die Haut sich bläulich verfärbt. Meta ging mit ihr um wie mit einem Handfeger.»Fang mal in Lisas Badezimmer an«, kommandierte sie.»Wenn Béla nicht heimgekommen ist, ist bei dem ja nichts zu tun. Lisas Schlafzimmer mache ich.«
    Sie ging auf die Tür zu. Offermann hatte ihr gesagt, wo es passiert war, sie konnte doch nicht einfach da hineingehen. Ich wollte sie aufhalten, da hatte sie bereits die Klinke gedrückt und die Tür aufgestoßen. So schwungvoll, dass die Tür gegen die Wand schlug. Sie ging nicht gleich hinein, stand bei der Tür und ließ den Blick wandern. Auch Marion setzte sich in Bewegung, den Blick auf den Fußboden gerichtet, auf mein Schlafzimmer zu. »Nicht«, sagte ich.»Setz dich in die Küche oder ins Wohnzimmer, Marion. Aber geh da nicht hinein.«
    Und etwas heftiger zu Meta:
    »Warum hast du sie mitgebracht?«
    Marion ging weiter, als hätte sie mich nicht gehört, an Meta vorbei ins Zimmer und weiter ins Bad. Ich hörte, dass sie dort die Tür hinter sich schloss. Dann hörte ich nichts mehr von ihr. Meta hatte derweil mit den Schultern gezuckt und geantwortet:»Ich konnte sie nicht mit den Kindern alleine zu Hause lassen. Am Ende macht sie Dummheiten.«
    Und in einem Atemzug, wobei sie auf die Flecken im Teppich deutete:
    »Ob ich das rauskriege, weiß ich aber nicht. Das hätte man sofort auswaschen müssen.«
    Ich wurde noch etwas lauter.
    »Komm da endlich weg! Und hol das arme Ding aus dem Badezimmer! Das halte ich nicht aus!«
    Meta drehte sich zu mir um. Sie lächelte, tat jedenfalls so, zog die Oberlippe an.»Man hält viel aus, Lisa, ’ne ganze Menge, viel mehr, als du dir vorstellen kannst. Er war ein Schwein. Bei dir nicht, da hat er den guten Freund rausgekehrt, hat dir erzählt, was du hören wolltest.«
    Die schäbige Tasche baumelte noch von ihrem Arm. Sie griff hinein, streckte mir die Seiten entgegen, die ich ihr gebracht hatte.»Hier«, sagte sie.»Es war nicht das, was ich erwartet hatte. Und du hast schon mal besser geschrieben. Ich hab noch nicht alles gelesen. Aber was ich gelesen hab, reicht mir. Und das hat er dir erzählt, ja?«
    Das hatte ich ihr doch bereits gesagt. Sie führte sich auf wie ein Literaturkritiker. Schon mal besser geschrieben, nicht das, was ich erwartet hatte. Was hatte sie denn erwartet? Als ich nickte, meinte sie:»Wenn er gedacht hat, damit kann er sich reinwaschen…«
    Sie sprach den Satz nicht zu Ende, erklärte stattdessen:»Mir hat er mal gesagt, ehe er das über die Lippen bringt, beißt er sich lieber die Zunge ab. Ich hätt nicht gedacht, dass er es rumerzählt.«
    Ja, was, zum Teufel, hatte sie denn gedacht, was er mir erzählt hätte? Ich wusste nicht, was ich von ihrem Gerede halten sollte. Und dieses Benehmen, die Kaltschnäuzigkeit. Ich wurde wütend.»Tu doch nicht so«, fuhr ich sie an.»Du hast es längst gewusst. Du hast schließlich die Zettel und die Bücher auf meinem Schreibtisch gesehen.«
    »Ich?«
    Sie riss voller Erstaunen die Augen auf, tippte sich mit einem Finger gegen die Brust und schüttelte den Kopf.»Ich habe gar nichts gesehen. Ich weiß nichts. Und du brauchst dir nicht einzubilden, dass du alles weißt.«
    Sie stieß die Luft aus, lächelte, wobei sie nur die Mundwinkel ein wenig verzog.»Keine Ahnung hast du, aber du schreibst über Kinder, die zu ihrem Vater ins Bett kriechen. Wie, meinst du wohl, ist das, wenn so einer zu dir sagt, dass man sich jetzt doppelt so lieb haben muss, wo die Mami nicht mehr da ist. Und wenn er dir erzählt, dass er die Mami auch immer so geküsst hat, weil sie sich so lieb hatten. Und dass die Mami ihn gestreichelt hat, da unten, weil man das so macht, wenn man sich sehr lieb hat. Das gefällt einem Kind natürlich, da fühlt es sich ganz toll dabei.«
    »Das habe ich nicht behauptet.«
    »Doch, hast du. Du hast es anders ausgedrückt, aber das macht keinen Unterschied. Du glaubst, es ist so. Ich kann mir denken, warum, weil er es dir so erzählt hat, der Mistkerl. Die sollte man alle über den Haufen schießen, alle wie sie da sind. Bilden sich ein, sie tun einem Kind ’nen Gefallen, wenn sie ihm zwischen die Beine greifen. Und dann glauben sie, es ist für die Ewigkeit.«
    Sie sprach mit hörbarer Erregung, atmete zitternd ein und aus. Es war das erste Mal, dass ich sie so aufgewühlt sah.»Komm von der Tür

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