Belgarath der Zauberer
und wir alle wissen, wie teuer das werden kann.«
»Was sind das für Waren?«
»Darüber möchte ich lieber mit Asharak unter vier Augen sprechen. Manchmal werden Geheimnisse schneller bekannt, als einem lieb ist, und ich habe Konkurrenten. Ich möchte noch nichts bekanntgeben. Wenn sie herausfinden, daß Radek im Geschäft ist, werden die Preise steigen. Das wäre weder für mich noch für Asharak gut.«
»Asharak ist nicht hier in Tol Rane«, teilte Grachik ihm mit »Er ist vor zwei Tagen nach Tol Borune aufgebrochen.«
Einer der anderen Murgos trat den gesprächigen Grachik unter dem Tisch gegen das Schienbein.
»Na ja«, fügte Grachik rasch hinzu, »so hab’ ich’s jedenfalls gehört. Bei Asharak weiß man nie genau, wo er sich aufhält. Er hat Geschäfte in ganz Tolnedra zu erledigen, wißt Ihr. Er könnte inzwischen auch in Tol Horb sein.« Das war geradezu lächerlich durchschaubar. Grachik hatte etwas ausgeplaudert, das er lieber für sich hätte behalten sollen.
»Ja, es ist nicht leicht, Asharak zu finden«, stimmte Silk zu. »Ich versuche es nun schon seit zwei Monaten. Das Angebot, das ich ihm machen möchte, ist sehr lukrativ, und Asharak ist vermutlich der einzige, der es sich leisten kann. Wenn ihr zufällig jemanden kennt, der ihm das mitteilen kann, dann laßt ihn wissen, daß ich in ein oder zwei Tagen wieder zurück nach Tol Honeth reisen werde. Sagt ihm, daß ich dort für gewöhnlich in der großen Herberge neben der drasnischen Botschaft absteige und daß er mich dort aufsuchen soll, wenn er sein Vermögen verdoppeln will. Ich werde keine Zeit mehr damit verschwenden, ihn noch länger zu suchen.«
Silk unterhielt sich noch etwa eine halbe Stunde mit den Murgos, dann ging er. Ich blieb noch eine Viertelstunde, um mit anzuhören, wie die beiden anderen Murgos Grachik seiner leichtsinnigen Äußerung wegen Vorwürfe machten, und um mir anzusehen, wie Grachik versuchte, die Scharte wieder auszuwetzen, indem er ein paar kräftige Burschen losschickte, die sich um Silk kümmern sollten. Die Murgos waren offensichtlich bereit, alles zu tun, um Asharaks Aufenthaltsort geheimzuhalten.
Die beiden Meuchelmörder trafen in einer dunklen, schneebedeckten Seitenstraße auf Silk, der jedoch sehr wohl wußte, daß er verfolgt wurde, und zuversichtlich schien, diese Situation zu meistern. Ich war mir da nicht so sicher; deshalb blieb ich in der Nähe, um ihm Hilfe leisten zu können, falls es nötig sein sollte.
Das war jedoch nicht der Fall. Ich habe zuvor noch niemanden gesehen, der sich in einer derart kritischen Lage so behende bewegen konnte. Die Angreifer waren zwei großspurige tolnedrische Wegelagerer, und sie waren meinem kleinen drasnischen Freund nicht gewachsen. Er wirbelte ihnen entgegen, zog einen Dolch aus seinem Stiefel und einen anderen aus dem Kragen seines Wamses und tötete die beiden in weniger als sechs Herzschlägen. Dann häufte er etwas Schnee über die Leichen und ging weiter. Der Junge war wirklich gut!
Es gelang mir, kurz vor ihm in unserer Unterkunft einzutreffen, und ich saß bereits vor dem Kamin, als er hereinkam. »Nun?« sagte ich. »Hast du etwas herausgefunden?«
»Ich habe herausgefunden, daß Asharak sich in Tol Borune aufhält. Diese Information ist vermutlich echt denn der Murgo, der sich verplapperte, schickte mir ein paar Wegelagerer hinterher, um seinen Fehler auszubügeln. Mehr Bestätigung brauchen wir wohl nicht, oder?«
»Vermutlich nicht. Dann sollten wir uns auf den Weg nach Tol Borune machen.«
»Heute nacht noch, Belgarath. Am Morgen wird dieser gesprächige Murgo herausgefunden haben, daß seine Leute versagt haben, und ich will nicht während des ganzen Rittes über meine Schulter schauen müssen. Wir sollten den Vorsprung nutzen.«
Wir brauchten etwa vier Tage, ehe wir Tol Borune erreichten, da Silk darauf bestand, abseits der Hauptstraße zu reisen. Ich glaubte, die meisten Landstraßen der Westlichen Königreiche zu kennen, doch mein spitznasiger kleiner Freund führte mich über Wege, die ich noch nie gesehen hatte. Kurz vor Tol Borune zügelte er sein Pferd und wechselte die Kleidung. »Neue Identität«, erklärte er. »Asha-rak hat vermutlich inzwischen erfahren, daß ein Bursche namens Radek nach ihm sucht.«
»Wer bist du diesmal?«
»Ambar von Kotu. Ambar ist weniger auffällig als Radek, und sie verkehren in verschiedenen Kreisen.«
»Wie viele von diesen erfundenen Drasniern gibt es eigentlich?«
»Ich habe aufgehört, sie zu
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